Kryptos sind trotz Börsen-Hoch in der Krise – massive Verluste
Warum der Bitcoin gerade im Sturzflug ist

Minus 20 Prozent: Der Bitcoin-Kurs sackt gerade ab – derweil geht an der Börse die Party weiter. Blick hat bei einem Experten nachgefragt, liefert die Gründe und wagt einen Ausblick in die Zukunft.
Publiziert: 04.07.2024 um 17:54 Uhr
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Aktualisiert: 04.07.2024 um 21:58 Uhr
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Die Sorge vor einem Überangebot des Bitcoins …
Foto: Sven Thomann
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Nicola ImfeldTeamlead Wirtschaft-Desk

Die Goldgräber-Stimmung vom Frühling ist verflogen: Der Bitcoin hat nach dem Kurs-Feuerwerk in den ersten Monaten des Jahres zuletzt die Hälfte der Gewinne wieder eingebüsst. Seit Anfang Juni ist der Kurs um 20 Prozent eingebrochen. Zum Vergleich: Im März erreichte die erste Kryptowährung der Welt mit 73'737 Dollar ein neues Allzeithoch – heute gibts den Bitcoin wieder für 57'000 Dollar. 

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Auch andere Kryptos haben seit Frühling mächtig eingebüsst, speziell in den letzten 30 Tagen. So sank der Kurs von Ethereum – der zweitgrössten Digitalwährung der Welt – um 18 Prozent.

Gleichzeitig geht die Rekordjagd an den Börsen weiter. Sowohl der US-Leitindex Dow Jones als auch der Schweizer SMI legten im Juni leicht zu. Das ist bemerkenswert, sind doch die Krypto-Kurse in den vergangenen Jahren immer häufiger parallel zu den Aktienkursen an der Börse verlaufen. 

Die Gründe

«Einer der grossen Gründe ist das Bitcoin-Halving im April, die Bitcoin-Miner kriegen seither nur noch die Hälfte», sagt Krypto-Experte Rino Borini zu Blick. «Das führt auch dazu, dass gewisse Miner nicht mehr rentabel arbeiten können. Einige mussten Teile ihrer Bitcoin-Bestände verkaufen, andere sind eingegangen oder mussten sich mit anderen zusammenlegen.»

Andererseits gebe es einige grosse Verkaufsaktivitäten, die den Markt belasten würden, gibt Borini zu bedenken. «Derzeit verkauft die Regierung von Deutschland beschlagnahmte Bitcoins. Und Deutschland ist ein sogenannter Bitcoin-Wal, da sie rund 3 Milliarden Euro in Bitcoin halten. Und wenn Wale sich bewegen, schlägt das eben hohe Wellen.»

Sorge vor einem Überangebot

Es gibt also eine gewisse Sorge vor einem Bitcoin-Überangebot, das den Markt belastet. Dazu passt auch die Meldung des Insolvenzverwalters der gescheiterten Kryptobörse Mt.Gox. Er hatte diese Woche angekündigt, eine grosse Anzahl von Bitcoins an geschädigte Gläubiger zu übergeben. Die Geschädigten warten seit zehn Jahren auf eine Erstattung ihrer Coins, nachdem die japanische Kryptobörse 2014 nach einem Hacker-Angriff zusammengebrochen war und 850'000 Bitcoins verloren gingen. 

Davon sind mittlerweile 142'000 Bitcoins geborgen worden – und diese sollen nun an ihre Eigentümer übergeben werden. Gesamtwert heute: 8,2 Milliarden Dollar. Unklar ist, wie die ehemaligen Mt.Gox-Kunden sich jetzt verhalten werden. Sollte ein erheblicher Teil von ihnen die geretteten Bitcoin-Bestände kurzfristig verkaufen wollen, würde dies zu einem noch grösseren Bitcoin-Überangebot auf dem Markt führen.

Zwei Schritte vorwärts, dann einen grossen Schritt zurück

Trotz der Sorgen und sinkender Kursen – mit einem «Krypto-Winter» rechnet Rino Borini nicht. Bei Bitcoin und Co. würden die Korrekturen heftiger ausfallen, dies habe mit der Natur der höheren Volatilität dieser Finanzprodukte zu tun. «Das ist ja nicht nur negativ, denn genau diese Volatilität bringt auch höhere Renditen. Ich sage immer gerne: Bitcoin macht zwei Schritte vorwärts, dann einen grossen Schritt zurück», so Borini, der Gründer der Bitcoin-Zentrale House of Satoshi an der Zürcher Langstrasse.

Er sei nach wie vor überzeugt davon, dass der Bitcoin günstig ist. «Wenn ich auf die nächsten zwei bis drei Jahre blicke, dann werden wir über 150'000 Dollar kommen können.» Borini hält aber auch fest: «Ich habe die ominöse Glaskugel leider auch nicht. Und es kann immer zu starken Rücksetzern kommen.»

Längst nicht alle Finanzexperten haben eine ähnlich hohe Meinung von Bitcoin und Co. wie Rino Borini. Klar ist nur eins: Bei solchen Investments ist allerhöchste Vorsicht geboten – das haben die letzten Monate wieder einmal gezeigt.

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