Bitcoin sowie andere Kryptowährungen haben seit Anfang Jahr knapp 60 Prozent zugelegt. Was treibt die Nachfrage derzeit an?
Eva Lawrence: Anfang März 2024 erlebten Bitcoin und andere Kryptowährungen eine Rallye, die in erster Linie durch die Genehmigung und Auflegung von US-amerikanischen Bitcoin-ETF ausgelöst wurde, mit denen ein zehn Jahre dauernder Genehmigungsprozess abgeschlossen wurde. Diese ETF, an denen auch grosse Akteure wie Fidelity und BlackRock beteiligt sind, markierten den erfolgreichsten Start in der Geschichte der ETF in Bezug auf Handelsvolumen und verwaltetes Vermögen. Institutionelle und private Anleger integrieren diese ETF und ETP nun in Zielfonds, verwaltete Konten und alternative Anlageportfolios. Während Bitcoin etwa 60 Prozent des Marktes für digitale Vermögenswerte dominiert, ziehen die Anleger auch andere Kryptowährungen wie Solana und Ether in Betracht, die andere Zwecke und technologische Merkmale als Bitcoin haben. Da immer mehr Anleger mit Bitcoin vertraut werden und in Bitcoin-bezogene Produkte wie ETF investieren, ist zu erwarten, dass sie auch beginnen werden, in andere digitale Vermögenswerte zu diversifizieren. Wir sehen diese Anleger in erster Linie am Staking interessiert.
Dieser Artikel wurde erstmals auf «Cash.ch» publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.cash.ch.
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Dienten US-ETF sozusagen als Türöffner für eine Verbreiterung der Nachfrage?
US-Investoren suchten nach einer Möglichkeit, einen effizienten Zugang zu dieser neuen Anlageklasse zu erhalten. ETF boten eine Möglichkeit, sich in einer neuen Anlageklasse zu engagieren, jedoch auf eine Art und Weise, die sie verstanden oder mit der sie vertraut waren. Anstatt sich bei einer Börse anzumelden, um Bitcoin zu kaufen und zu lernen, wie die Bitcoin-Verwahrung funktioniert, können Anleger einfach einen Bitcoin-ETF über ihren Broker kaufen. Ich denke, dass dies einer der Gründe für die Rallye war. Die umfangreiche Berichterstattung hat auch das Interesse der Menschen an Kryptowährungen wiederbelebt. Auch der Hintergrund der Firmen, die Bitcoin-ETF aufgelegt haben, ist wirklich institutionell – Fidelity, Blackrock, WisdomTree, Van Eck. Fidelity ging sogar so weit, dass sie für alle Portfolios ein Bitcoin-Engagement von 1 bis 3 Prozent empfahlen.
Ist jetzt noch der richtige Zeitpunkt, um in Kryptowährungen zu investieren?
Meiner Meinung nach ist jetzt immer der richtige Zeitpunkt für einen Einstieg in Kryptowährungen, man kann nicht zum Preis von gestern investieren. Auch in der Schweiz, im Vereinigten Königreich und in Europa gibt es Entwicklungen, die den Zugang zu Kryptowährungen für Investoren verbessern. Das Vereinigte Königreich hat kürzlich angekündigt, institutionellen Anlegern den Zugang zu Krypto-ETPs zu ermöglichen. In Europa, einschliesslich der Schweiz, haben wir ein Wachstum des ETP-Kryptomarktes gesehen und es wurden neue Produkte eingeführt. Issuance.Swiss, eine Tochtergesellschaft der Apex Group, hat sowohl Ethereum- als auch Solana-ETPs lanciert, die Staking an der SIX anbieten, wobei das Staking vollständig von Figment betrieben wird. Weitere Staking-Produkte werden in der Schweiz von Emittenten wie WisdomTree und 21Shares angeboten.
Was erwidern Sie den Kritikern, die Kryptowährungen als reine Spekulation betrachten?
Die Preisentwicklung von Kryptowährungen wird massgeblich von makroökonomischen Veränderungen und Entwicklungen beeinflusst. Es handelt sich nicht um eine isolierte Blase, in der alles unabhängig von anderen Ereignissen funktioniert. Es besteht eine starke Korrelation zwischen Kryptowährungen und Veränderungen des BIP, den Ansichten der Zentralbanken, Rezession, Inflation, Regulierung und globaler makroökonomischer Politik. Die Vorstellung, dass Kryptowährungen rein spekulativ sind und keinen Bezug zur Aussenwelt haben, ist ein Missverständnis, das einige Menschen haben. Darüber hinaus ermöglichen Vermögenswerte wie Ethereum und Solana ihren Inhabern, sich an Staking zu beteiligen und dafür Belohnungen zu erhalten, wodurch Proof-of-Stake-Vermögenswerte produktiv werden. Die Annualisierung der Rewards, die ein Staker täglich verdient, ergibt eine Reward-Rate, die für Bewertungszwecke verwendet werden kann.
Insbesondere institutionelle Akteure spielen eine immer wichtigere Rolle auf dem Kryptomarkt. Welche Trends beobachten Sie derzeit in diesem Bereich?
In der Schweiz sind institutionelle Akteure recht weit fortgeschritten, wenn es um das Angebot von Kryptowährungen für Privatkunden geht. Institutionen wie Banken, Handelsplattformen und Vermögensverwalter erkennen, dass sie Krypto nicht ignorieren können. Es handelt sich nicht um eine vorübergehende Phase. Die Nachfrage danach ist real und etwas, auf das sich die Institutionen konzentriert haben. Viele Institute weisen nun auch einen bestimmten Teil ihres Portfolios digitalen Vermögenswerten zu, weil sie der Meinung sind, dass das Risiko verpasster Chancen in dieser neuen Anlageklasse die wahrgenommenen Risiken in dieser neuen Branche überwiegt.
Man muss sozusagen in diese Anlageklasse investieren.
Es wäre unklug, wenn sie nicht einen gewissen Prozentsatz ihres Portfolios in digitale Assets investieren würden. Das Risiko, es nicht zu tun, ist grösser als das Risiko, es zu tun.
Abgesehen von Bitcoin, welche Kryptowährungen finden Sie besonders interessant und warum?
Abgesehen von Bitcoin finde ich Ethereum und Solana besonders interessant. Als Team bei Figment haben wir ein grosses Interesse an Proof of Stake Tokens (wie ETH und SOL), die zum Staking eingesetzt werden können. Bei Ethereum geht es nicht nur um die Kryptowährung (Ether), sondern auch um die Technologie. Ethereum strebt danach, der globale Computer der Welt zu werden. Es ist ein dezentrales, quelloffenes und verteiltes Modell für die Ausführung von Peer-to-Peer-Verträgen.
Was ist mit Solana?
In den letzten ein oder zwei Monaten haben wir gesehen, dass Investmentbanken und Vermögensverwalter ein steigendes Interesse an der Beteiligung an Solana zeigen. Obwohl es zu Netzwerkstörungen gekommen ist, blieben die Preise stabil. Dies ist vielversprechend für die Stabilität des Basiswerts.
Was bietet diesbezüglich Bitcoin?
Bitcoin-Layer-2-Netzwerke finde ich spannend, mit Projekten wie Stacks und dem zugrundeliegenden Token STX, der auf Bitcoin aufbaut.
Und wie wichtig werden Kryptowährungen in zehn Jahren sein?
Ich bin der Überzeugung, dass es keinen einzigen Gewinner geben wird, der alles gewinnt. Die Zukunft wird nicht von einem bestimmten Projekt dominiert sein. Stattdessen wird es eine Multi-Chain-Zukunft geben, eine Welt mit mehreren Blockchain-Netzwerken, anstatt eines Szenarios, in dem alles von einem einzigen Projekt beherrscht wird. Ich bin daher gespannt auf das Wachstum neuer Projekte, die Einführung neuer Kryptowährungen und die Entwicklung der Technologie. Ich rechne auch mit einer stärkeren Integration von Kryptowährungen in den Alltag. Ob es um Zahlungen oder Finanzprodukte geht, die Menschen haben nun einen leichteren Zugang zu Kryptowährungen, ohne sich dessen bewusst zu sein. Ähnlich wie man heute eine App auf dem Handy nutzt, um Einkäufe zu bezahlen, wird es möglich sein, auf Knopfdruck auf Kryptowährungen zuzugreifen, ohne mehrere Wallets einzurichten, Schlüssel aufzubewahren und Geld aufzuladen.
Kryptowährungen werden so normal wie das Internet oder Elektrizität?
Die Blockchain-Technologie wird im Hintergrund vorhanden sein, jedoch werden die meisten von uns nichts davon wissen. Es wird ähnlich sein wie das Versenden einer E-Mail heute. Wir denken nicht darüber nach, wie sie verschickt und verteilt wird. Es passiert einfach, es ist Teil unseres alltäglichen Lebens und wir akzeptieren es. Meiner Meinung nach wird es zu einer nahtlosen Verschmelzung zwischen Technologie, Finanzen und der Blockchain geben, die das Internet um eine Ebene der zuverlässigen Wertübertragung ergänzt.
Und was denken Sie über die Zukunft der Zentralbanken in diesem Ökosystem?
Während Kryptowährungen eine Reihe von Herausforderungen für die traditionelle Rolle der Zentralbanken darstellen, treiben sie auch Innovationen voran und könnten zu einer Weiterentwicklung der Arbeitsweise der Zentralbanken führen. Die Zentralbanken reagieren darauf, indem sie digitale Währungen erforschen und neue regulatorische Rahmenbedingungen entwickeln, um die Risiken zu managen und die Vorteile dieser neuen Technologie zu nutzen. Die endgültigen Auswirkungen von Kryptowährungen werden davon abhängen, wie sich die Zentralbanken auf diese Veränderungen einstellen und wie sich das regulatorische Umfeld entwickelt.
Eva Lawrence ist Head of EMEA bei Figment, einem Anbieter von Blockchain-Infrastruktur, der Staking-Lösungen für Institutionen anbietet. Sie ist seit 2018 im Kryptobereich tätig und war zuvor COO von Arcane Crypto, einer nordischen börsennotierten Krypto-Plattform. Sie verfügt über mehr als acht Jahre Erfahrung im Finanzwesen, insbesondere bei Morgan Stanley, wo sie nach ihrer Tätigkeit im FX Prime Brokerage Head of EMEA Flow Trading for Securities Lending war. Darüber hinaus ist Lawrence eine im Vereinigten Königreich zugelassene Juristin mit Erfahrung in den Bereichen digitale Vermögenswerte, Wertpapiere, Fonds und Finanzdienstleistungen.
Eva Lawrence ist Head of EMEA bei Figment, einem Anbieter von Blockchain-Infrastruktur, der Staking-Lösungen für Institutionen anbietet. Sie ist seit 2018 im Kryptobereich tätig und war zuvor COO von Arcane Crypto, einer nordischen börsennotierten Krypto-Plattform. Sie verfügt über mehr als acht Jahre Erfahrung im Finanzwesen, insbesondere bei Morgan Stanley, wo sie nach ihrer Tätigkeit im FX Prime Brokerage Head of EMEA Flow Trading for Securities Lending war. Darüber hinaus ist Lawrence eine im Vereinigten Königreich zugelassene Juristin mit Erfahrung in den Bereichen digitale Vermögenswerte, Wertpapiere, Fonds und Finanzdienstleistungen.