Die Online-Bank Swissquote macht einen Wandel durch. Einst Pionierin für Online-Börsenhandel, wird die Bank aus der Romandie mit zuletzt 58 Milliarden Franken Kundenvermögen immer mehr zur Vollsortimenterin – nicht zuletzt, seit sie zusammen mit der Postfinance die Neobank Yuh lancierte. Diese hat mittlerweile Konkurrentin Neon überholt und verwaltet 1,5 Milliarden Franken Kundengelder, wie Swissquote-Chef Marc Bürki im Interview erklärt.
Wachstum sucht Bürki auch ausserhalb der Schweiz. Längst macht die Swissquote die Hälfte des Geschäfts im Ausland. Nicht nur grenzüberschreitend, sondern auch mit eigenen Tochtergesellschaften auf Finanzplätzen wie Luxemburg, Dubai oder Singapur. An der Börse wird Bürki dafür gefeiert: Die Aktie hat in den letzten fünf Jahren um fast 600 Prozent an Wert zugelegt.
Mit 62 Jahren denkt Firmengründer und Mitaktionär Bürki langsam darüber nach, sein «Baby» in fremde Hände zu übergeben. Was aber davor noch passieren muss, erklärt er im Gespräch mit der «Handelszeitung».
Herr Bürki, ist die Swissquote eine Bank, eine Vermögensverwalterin oder ein Spielkasino?
Marc Bürki: Es ist eine Bank, ganz klar! Ich möchte weg von diesem Bild, dass die Swissquote nur etwas für Börsianer oder Spielerinnen ist. Wir sind eine Bank mit klaren Stärken im IT-Bereich.
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Noch vor wenigen Jahren sagten Sie uns in einem Interview, dass die Swissquote nicht als Hauptbank für den Alltag tauge. Ist das heute anders?
Ja, das hat sich geändert. Wir sehen das jeweils am Monatsende, wenn bei uns grosse Beträge reinkommen. Und ein paar Tage später geht ein Teil davon dann wieder über den Zahlungsverkehr raus. Wir haben deutlich mehr Salärkonten als früher. Auch ich habe mein Lohnkonto seit ein paar Jahren bei uns.
Zwanzig Jahre nach der Gründung der Bank kann Herr Bürki seine Zahlungen endlich über die eigene Bank machen?
Ja, das ist so. Am Anfang waren wir eine Zweitbank. Die Bank, bei der die Leute ihr Vermögen hielten. Und daneben hatten sie die Hausbank für den Alltag. Das ändert sich jetzt, und das pushen wir auch.
Ihr E-Banking ist immer noch sehr nerdig mit seinen vielen Tabellen und Rubriken. Bei der Tochter Yuh verkaufen Sie sich ganz anders. Eine simple App, ein einfaches Produkt mit Karte, Zahlungsverkehr und Börsenhandel.
Die Yuh richtet sich an eine Kundschaft, die alles nur noch mit dem Telefon macht. Selbst das Web ist für sie etwas Veraltetes. Wir fanden es spannend, etwas für dieses Segment zu entwickeln, und spannten dafür mit der Postfinance zusammen. Und die Rechnung geht auf: Unterdessen haben wir bei der Yuh 1,5 Milliarden Franken Assets und über 200’000 Kundinnen und Kunden. Die Zusammenarbeit mit der Postfinance hatte den grossen Vorteil, dass die bestehende Kundschaft der beiden Banken mit nur wenigen Klicks ein Konto eröffnen konnte – und so auch Kunden und Kundinnen der Yuh und indirekt auch der Swissquote wurden. Denn das Ganze läuft ja operationell unter unserem Dach.
Wie sieht die Arbeitsteilung aus? Die Yuh-App wurde von Ihnen entwickelt. Sind Sie Juniorpartner der grossen Postfinance, oder macht die Postfinance ein wenig bei einem Swissquote-Projekt mit?
Die Yuh ist ein Joint Venture mit zwei starken Partnern. Operationell läuft alles über die Swissquote, die Gelder werden auf unserer Bilanz gebucht. Die Postfinance ist ein strategischer Finanzinvestor, der mit 50 Prozent investiert ist und am Anfang viele Kundinnen und Kunden gebracht hat. Die Yuh profitiert vom starken Namen der Postfinance und von deren Know-how, zum Beispiel im Bereich Kontoeröffnung und Betrugsbekämpfung.
Wir staunen! Die Postfinance macht noch nicht mal den Zahlungsverkehr?
Wir haben uns das mal überlegt, denn Zahlungen sind ja eine der Stärken der Postfinance. Aber das wäre nicht so einfach gewesen, denn gebucht wird über die Bilanz der Swissquote.
Wann verdienen Sie mit der Yuh Geld?
Den Break-even auf rein operativer Ebene erreicht die Yuh noch dieses Jahr. Und ab 2025 werden wir netto Geld verdienen. Wir wären schon jetzt in den schwarzen Zahlen, wenn wird die Marketingkosten rausrechnen würden.
Sie wickeln für die Postfinance auch den Börsenhandel ab. Gibt es weitere Pläne für Kooperationen?
Nein, im Moment nicht. Den Kryptohandel macht die Postfinance ja nicht mit uns, sondern mit der Sygnum.
Was lief da falsch? Sie sind doch selbst seit Ewigkeiten im Kryptogeschäft tätig?
Die Postfinance hatte den Wunsch, in diesem strategischen Bereich mehr Dinge selber beherrschen zu können. Wir haben Verständnis dafür, denn mit uns wäre wohl alles an uns ausgelagert geworden.
In der Politik wird immer mal wieder eine Privatisierung der Postfinance gefordert. Wäre das etwas für Sie? Könnten Sie der Übernehmer sein?
Danke für das Angebot, aber die Postfinance ist für uns schon noch eine Nummer zu gross. Da müssten wir erst noch ein wenig wachsen. Wir haben jetzt eine Börsenkapitalisierung von 4 Milliarden Franken.
Sie haben bei der Swissquote ein Produkt namens Easy Trade lanciert, bei dem ich mit wenigen Klicks automatisch Geld anlegen kann. Ein weiterer Versuch im Robo-Banking? Bisher sind Sie damit noch immer gescheitert.
Robo-Advisory, die vollautomatische Geldanlage, hat nicht richtig funktioniert, das stimmt. Wir hatten nie mehr als 150 Millionen Franken drin. Der Ansatz war wohl auch zu kompliziert, die Kunden und Kundinnen hatten zu viele Dinge definieren müssen, bevor der Roboter die Arbeit übernahm. Für die einen war das zu aufwendig, den anderen wars noch zu wenig exakt. Ehrlich gesagt, haben wir jetzt einfach kopiert, was bei anderen funktioniert, und das ist der ganz einfache Ansatz. Sie definieren bloss das Risiko, das Sie eingehen wollen. Den Rest übernehmen wir.
Müssten Sie das so simpel nicht auch bei der Yuh einbauen?
Easy Trade würde gut zur Yuh passen, und wir arbeiten da auch an solchen Dingen. Das 3a-Konto der Yuh geht in eine ähnliche Richtung. Da kommt noch einiges. Der ganze Bereich Robo-Advisory wird von den Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz noch massiv angekurbelt werden. Ich sehe vor allem auch Potenzial bei Coachfunktionen, die auf KI-Chats beruhen.
Arbeiten Sie an einem KI-Chat?
Ich habe Chat GPT vor kurzem gefragt, worauf ich achten muss, wenn ich in Airlines investieren muss. Die Antwort war, dass ich auf die Kennzahl Revenue Per Available Seat Mile achten müsse, also die RASM. Auf so etwas wäre ich nie selber gekommen, in solchen Dialogen steckt noch viel Potenzial. Wir kommen unserem Traum eines digitalen Finanzcoaches näher. Aber im Moment sind wir noch weit davon entfernt.
Und jetzt bauen Sie einen neuen Chat?
Das ist ein Thema. Als Bank besitzen wir all die Fundamentaldaten, die Chat GPT fehlen. Historische Kursdaten, Gewinnzahlen zu allen Firmen, Empfehlungen von Analystinnen und Analysten. Wenn wir das mit einer Chatfunktion verknüpfen können, wird es interessant. Daneben arbeiten wir an einem besseren digitalen Kundendienst. Und letztlich setzen wir KI in der Betrugsbekämpfung ein.
Sie sprangen als eine der ersten Banken auf den Kryptozug auf und verdienen zeitweise sehr viel Geld damit. Würden Sie mir raten, in Krypto zu investieren, auch wenn ich mich da nicht so auskenne?
Da müssen Sie gar nicht so viel wissen. Krypto zu kaufen, ist gleich einfach, wie mit Aktien zu handeln. Man muss nur wissen, dass diese Assets hoch volatil sind. Können wir die fundamentalen Bewertungen kennen? Nein. Wir wissen alle, dass das nichts als Spekulation ist, die so lange funktioniert, wie alle mitmachen. Ich persönlich glaube, dass man beim Bitcoin noch nicht das Ende des Wachstums gesehen hat. Auch andere grosse Währungen wie Ether haben noch Potenzial. Mehr Bedenken hätte ich bei alternativen Coins. Da bin ich vorsichtig.
So landen wir wieder bei der Anfangsfrage: Das ist schon Spielkasino, oder?
Ja, natürlich ist Kryptohandel spekulativ, das ist ein wenig Spielkasino. Nur ist das auch bei anderen Anlagen so. Nehmen Sie Gold: Sie können vielleicht Schmuck daraus machen, aber der zugrunde liegende Wert ist auch beim Gold mysteriös.
Besteht da nicht ein grosses Geldwäscherisiko? Währungen wie Bitcoin werden gerne bei Internetbetrügereien oder Erpressungen eingesetzt.
Deshalb haben wir am Anfang keine Bitcoins von aussen angenommen. Da war jeder Bitcoin, der bei uns gehandelt wurde, per Definition sauber. Heute können Sie auch Bitcoin einliefern, und die prüfen wir auf zwei Arten: Wir bitten den Kunden um einen sogenannten Satoshi-Test, um sicherzustellen, dass er der Besitzer des Wallets ist, und dann überprüfen wir die Geschichte des Bitcoins. Der grosse Vorteil von Kryptowährungen ist, dass man alle Transaktionen bis zum Moment, in dem der Coin kreiert wurde, zurückverfolgen kann – über Dienstleister wie Coinfirm. Und wenn deren Rating zu schlecht ist, nehmen wir die Coins nicht an. Das funktioniert recht gut.
So ein bisschen wie bei einem Kunstwerk, dessen Provenienz nicht lupenrein ist.
Genau. Natürlich gibt es Banken, die das weniger genau nehmen. Aber in der Schweiz schaut die Finma sehr genau darauf, dass hier kein Geld gewaschen wird.
Sie sind früh in das Geschäft eingestiegen, im Jahr 2017. Hat Ihnen das damals geholfen, neues Publikum zu erreichen?
Damals sicher. Heute gehört es zum normalen Angebot. Wir hatten den First-Mover-Vorteil unter den Banken und haben mittlerweile einen eigenen Handelsplatz mit fast vierzig Kryptowährungen. Und wir haben den Swiss Touch, die Bankenregulierung.
Hilft dieser Swiss Finish im Ausland?
Ja, natürlich. Swiss Banking zieht noch immer im Ausland. Jeder weiss, dass wir streng überwacht werden. Keiner will sein Konto bei einem mutmasslichen Geldwäscher haben.
Sie sind gerade beruflich in Zypern, einem Finanzmarkt mit eher zweifelhaftem Image. Was genau macht die Swissquote dort?
Hier haben wir nur ein – ebenfalls hoch spekulatives – Geschäft: Forex-Trading mit gehebelten Fremdwährungstransaktionen. Zypern hat sich vor ein paar Jahren darauf spezialisiert. Und ja, lange hatte Zypern einen sehr schlechten Ruf. Aber das hat sich gebessert. Die Regulierung ist strenger geworden, die unseriöseren Anbieter sind auf Finanzplätze wie Mauritius oder die Seychellen ausgewichen.
Birgt dieses Geschäft nicht ein Reputationsrisiko? Sie haben selbst mal einen Schuh rausgezogen, als die Nationalbank überraschend die Franken-Untergrenze aufgehoben hatte und viele ihrer Kundinnen und Kunden in die Überschuldung rutschten. Die Folge waren grosse Abschreiber.
Das blieb zum Glück ein Einzelfall. Ich habe daraus gelernt, dass man nicht immer glauben sollte, was eine Zentralbank sagt. Das war für mich etwas Neues. Ein Reputationsrisiko ist das, wenn man das Geschäft falsch betreibt, wenn man beispielsweise gegen den Kunden spekuliert. Das machen wir nicht. Wir sind reine Broker und vermitteln nur. Zudem wurde der Leverage in Europa auf dreissig reduziert ...
Das heisst, ich kann mit eins zu dreissig hebeln: mit einem Teil Eigenkapital und dreissig Teilen Kredit von Ihnen?
Genau. Es gibt Anbieter, die bieten 1 zu 500 an. Aber da kann man nur verlieren, denn der Markt ist so volatil, dass Sie als Kunde hier immer drauflegen. Das haben die Regulatoren gestoppt.
Auch bei Ihnen gabs früher Hebel bis zu hundert.
Für Schweizer Kunden und Kundinnen ist das noch immer so. Ein Hebel von hundert ist eigentlich vernünftig, denn die Währungen haben nur kleine Schwankungen. In Europa ist der Hebel tiefer, und natürlich spielen wir nach den Regeln für Europa. Der Markt ist jedoch unfair. Denn es gibt noch immer Anbieter, die über Standorte wie die Seychellen bis zu 500 und manchmal mehr offerieren.
Wie wichtig ist dieses Geschäft für Sie?
Das Forex-Trading hat letztes Jahr etwa 100 Millionen von 530 Millionen Franken Umsatz beigesteuert. Also knapp 20 Prozent. Das war früher mal viel mehr, und das ist auch nicht die Zukunft der Bank.
Die Hälfte des Umsatzes machen Sie ausserhalb der Schweiz. An welchen Standorten liegt noch Wachstum drin?
Wir haben zwei, drei Standbeine mit starkem Wachstum. Eines davon ist Luxemburg, wo wir vor allem im europäischen Mass-Affluent-Segment unterwegs sind. Unsere Kundinnen und Kunden haben dort im Schnitt etwa 250’000 Euro Depotvolumen. In der Schweiz sind es 100’000 Franken.
Warum der Unterschied?
Das hat mit der Konkurrenzsituation zu tun. In der EU gibt es sehr aggressive Anbieter für Kleinkunden und Kleinkundinnen. Da können wir nicht mithalten. Deshalb haben wir uns bewusst auf eine etwas vermögendere Kundschaft konzentriert. Starkes Wachstum haben wir auch im Mittleren Osten, wo unser Schweizer Brand sehr gut ankommt. Wir haben in Dubai eine lokale Lizenz und ein Booking Center, abgewickelt wird über die Schweiz.
Und was machen Sie in Singapur?
Etwas ganz Ähnliches, aber da konzentrieren wir uns auf Business-to-Business. Und schliesslich haben wir in Kapstadt einen Vertriebspartner übernommen und verwalten dort jetzt 1,3 Milliarden Franken. Auch dieses Geschäft wird grenzüberschreitend aus der Schweiz abgewickelt. Allerdings haben wir in Südafrika auch ein lokales Geschäft, bei dem wir als Bankpartner für wertschriftengebundene Lebensversicherungen auftreten.
Haben Sie eigentlich noch den Überblick?
Das mag vielseitig aussehen, aber am Ende ist das Geschäft relativ einfach. In der Schweiz haben wir das Vollsortiment, im Ausland sind wir jeweils nur mit einem Teil der Dienstleistungen unterwegs.
Sie sind ein wichtiger Partner für selbstständige Vermögensverwalter, doch da hat die Finma die Schrauben angezogen. Haben Sie das auch gespürt?
Ja, es sind ein paar Vermögensverwalter als Geschäftspartner weggefallen, die keine Finma-Lizenz hatten. Insgesamt ist das ein gutes Geschäft für uns, und mit steigendem Bekanntheitsgrad der Swissquote wird es für uns auch einfacher. Früher gingen die grossen Kunden eher zu Banken wie der UBS oder der Credit Suisse. Mittlerweile zeigte sich aber, dass Grösse auch keine Garantie darstellt. Jetzt kommen auch grössere Dossiers zu uns. Heute muss ich der Kundschaft nicht mehr erklären, wie die Einlagensicherung funktioniert, auch wenn ich das mittlerweile im Schlaf könnte.
Wie viel Geschäft konnten Sie von der CS übernehmen?
Noch nicht viel. Zunächst verliessen ja vor allem institutionelle Kunden die CS. Die wechselten nicht zu uns. Jetzt aber läuft die UBS-CS-Fusion, und die Privatkundschaft bekommt neue Beraterinnen und neue Konditionen. Da wird das Geld etwas flüssiger. Seit Anfang Jahr kommt einiges rein zu uns.
Die Swissquote wächst auch physisch: Sie bauen einen neuen Firmensitz. Da gab es Verzögerungen ...
Ja, das ging furchtbar lange. Wir hatten erst ein Referendum gegen das Projekt, und wir gewannen die Abstimmung. Dann kam die Baubewilligung, und es gab noch einmal einen Rekurs dagegen. Insgesamt dauerte es fünf Jahre, bis wir zu bauen beginnen konnten. Wir bauen mitten in der Stadt Gland ein Hochhaus. Da ist klar, dass es Widerstand geben würde.
Setzen Sie sich ein Denkmal wie die Zwillingstürme der Roche?
Es gibt zwar einen Turm mit 16 Stockwerken, aber wir bauen keinen Turm für den Turm. Wir wollen einen Campus kreieren für unsere vielen Mitarbeitenden. Und wir wollen auch Grünfläche schaffen. Das geht aber in einem Stadtzentrum nur dann, wenn man gleichzeitig verdichten kann und in die Höhe baut.
Sie leiten diese Firma jetzt schon ein Vierteljahrhundert lang.
Werden Sie jetzt unangenehm? Kommt das, weil ich mittlerweile weisse Haare habe?
Sie haben noch keine Lust, abzugeben, oder?
So langsam nähere ich mich schon diesem Punkt. Ich werde dieses Jahr 63, und da überlegt man natürlich, wie es weitergehen soll. Wir haben die Firma so aufgesetzt, dass es gute Leute gibt, die morgen übernehmen könnten, wenn es sein müsste. Aber ich bin einer der Gründer und habe immer noch das Gefühl, dass ich hier etwas beitragen kann. Und es macht mir immer noch Spass.
Sie sind nicht nur Gründer, Ihnen gehören auch 12 Prozent der Bank. Also gibt es eine Nachfolgeplanung?
Ja, das gedeiht. Aber ich bin noch hier, weil wir noch nicht ganz so weit sind. Irgendwann kommen wir an den Punkt, an dem ich das Baby übergeben kann. Aber ich muss ein wenig aufpassen, was ich Ihnen sage, denn die Börse haute uns schon einmal auf die Finger, als wir nicht sauber kommuniziert hatten. In diesem Jahr und im nächsten wird noch nichts passieren. Aber man kann sich vorstellen, dass das Thema aktuell wird, wenn es dann so in Richtung 65 geht.
Und dann? Was macht Marc Bürki, wenn er sich nicht um die Swissquote kümmert?
Dann fliege ich mit meinem Flugzeug herum. Ich bin ein glücklicher PC-12-Besitzer und nutze das Flugzeug auch beruflich. Wir hatten gestern noch eine Verwaltungsratssitzung in London. Da bin ich mit dem eigenen Flugzeug hingeflogen.
Sie sind Chef einer der wenigen Banken, die jeweils eine Prognose zu den eigenen Geschäftszahlen abgeben. Für 2024 rechnen Sie mit 300 Millionen Franken Gewinn. Wieso machen Sie das?
Das kommt aus der Tradition der Startups, die man an ihren Wachstumsaussichten misst. Unsere Aktionäre und Aktionärinnen wollen wissen, wie viel wir noch generieren können.
Sie sind nach 25 Jahren immer noch im Startup-Modus unterwegs?
Ja, wir werden immer noch als Fintech-Startup gesehen. Und es gibt auch weiterhin Investoren, die uns neu entdecken. Wir sahen das, als wir an der Börse die 3-Milliarden-Schwelle überschritten. Da kamen plötzlich Investorinnen und Investoren, von denen wir noch nie gehört hatten. Denen erklärt man dann das Geschäftsmodell, und da kommt dann auch gleich die Frage: Was passiert in den nächsten fünf Jahren?
Sie waren in der Schweiz der Disruptor im Online-Trading, als es dieses Wort noch nicht gab. Mittlerweile werden Sie selber angegriffen. Wie fühlt man sich da?
Es ist natürlich unangenehm, wenn man plötzlich überholt wird. Aber wir sind noch immer dabei! Bei Krypto waren wir früh. Bei Neobanking etwas später, aber dafür sind wir jetzt Marktleader. Und das nächste Thema wird die künstliche Intelligenz sein, bei dem wir auch noch mitspielen wollen. Man darf nie sagen: Wir haben es erreicht, jetzt ruhen wir uns aus. Es ist ein permanenter Wettkampf.