Auf einen Blick
- Bierpreise könnten steigen. Braubranche unter Druck wegen gestiegener Kosten
- Brauereien ringen mit höheren Energie-, Rohstoff- und Personalkosten
- Bierkonsum sank 2023/24 um 1,6 Prozent auf 4'499'214 Hektoliter
Die Oktoberfest-Saison brachte nebst feuchtfröhlichen Abenden auch gesalzene Bierpreise hervor. In München blätterten Festbesucher Rekordpreise von über 15 Euro für ein Mass Bier – ungefähr einen Liter – hin. Auf der Züri-Wiesn kostete der Halbliter Erdinger stolze 9 Franken. An speziellen Anlässen nimmt man Sonderpreise in Kauf. Sauer aufstossen jedoch durch die Bank höhere Bierpreise in den Läden der Detailhändler. Müssen wir damit im kommenden Jahr rechnen? Das wollte Blick vom Direktor des Schweizer Brauerei-Verbands (SBV) wissen, der am Donnerstag über das abgelaufene Braujahr Bilanz zog.
«Die Braubranche ist unter Druck», bestätigt Marcel Kreber (55). Die Auswirkungen der Corona-Pandemie seien längst nicht verdaut. Dass auch die Gastronomie leidet, also der Bierabsatz in den Beizen und Restaurants abnimmt, helfe nicht. Ob es zu Preiserhöhungen kommt, will er nicht sagen. Das sei Sache der Produzenten, so Kreber. «Brauereien versuchen stets, ihre Effizienz zu erhöhen, um sich den sich ändernden Marktverhältnissen anpassen zu können», merkt er an.
Die Kosten jedoch geben einen Vorgeschmack. «Grundsätzlich haben sich die Preise für alle Rohstoffe in den letzten Monaten nach oben bewegt und sind weiterhin volatil». Zudem hätten die unsichere Weltlage und die Zolldiskussionen der grossen Nationen eine preistreibende Wirkung. «Ein Ende dieser herausfordernden Situation ist noch nicht absehbar», warnt Kreber. Weniger zu Buche als auch schon dürften dagegen die steigenden Stromkosten schlagen.
Der Schweizer Brauerei-Verband (SBV) zählt 42 Mitglieder, die den allergrössten Teil der Schweizer Bierproduktion ausmachen. Zu Beginn der 90er-Jahre gab es schweizweit nur rund 30 Brauereien, bis 2020 stieg diese Zahl auf fast 1300 Brauereien, Aktuell gibt es in der Schweiz laut dem Bundesamt für Zoll und Grenzschutz (BAZG) noch 1158 Brauereien. Die Zahl ist damit erstmals seit Jahren rückläufig. Das weist darauf hin, dass das Brauen weniger attraktiv ist. Wobei weiterhin gilt: Ab 400 Litern Produktion ist man Biersteuer-pflichtig und gilt somit als Brauerei.
Die schweizerische Brauwirtschaft erzielt aktuell einen Umsatz von über einer Milliarde Franken. Rund 50'000 Arbeitsplätze sind direkt und indirekt mit ihr verbunden – 3000 direkt in Brauereien.
Der Schweizer Brauerei-Verband (SBV) zählt 42 Mitglieder, die den allergrössten Teil der Schweizer Bierproduktion ausmachen. Zu Beginn der 90er-Jahre gab es schweizweit nur rund 30 Brauereien, bis 2020 stieg diese Zahl auf fast 1300 Brauereien, Aktuell gibt es in der Schweiz laut dem Bundesamt für Zoll und Grenzschutz (BAZG) noch 1158 Brauereien. Die Zahl ist damit erstmals seit Jahren rückläufig. Das weist darauf hin, dass das Brauen weniger attraktiv ist. Wobei weiterhin gilt: Ab 400 Litern Produktion ist man Biersteuer-pflichtig und gilt somit als Brauerei.
Die schweizerische Brauwirtschaft erzielt aktuell einen Umsatz von über einer Milliarde Franken. Rund 50'000 Arbeitsplätze sind direkt und indirekt mit ihr verbunden – 3000 direkt in Brauereien.
Brauereien ringen mit Kosten und Konsum
Blick wollte von den Brauereien wissen, ob sie Preiserhöhungen auf die Konsumenten in Beizen und Supermärkten überwälzen. Esin Celiksüngü, Sprecherin der grössten Schweizer Brauerei Feldschlösschen in Rheinfelden AG, weicht aus: «Der Kostendruck auf die Bierbranche ist nach wie vor hoch – wir tun alles, um Preisanpassungen zu vermeiden.»
So einfach wird das nicht. Denn die Herstellungskosten für die Brauereien sind deutlich gestiegen. «Wir werden über Anpassungen nachdenken müssen, wenn sich die Situation nicht wieder verbessert», sagt Louise Künzle (32). Sie führt gemeinsam mit Bruder Moritz (39) seit Anfang 2024 die lokale Brauerei Öufi in Solothurn. «Die Energiepreise sind um 20 bis 30 Prozent gestiegen», sagt sie. Unter anderem deshalb seien auch die Rohstoffpreise für die Bier-Zutaten Hopfen, Malz und Hefe zuletzt gestiegen. Künzle führt zudem «leicht gestiegene» Personalkosten an.
Daniela Brauchli (38), stv. Chefin der Brauerei Uster in Uster ZH, spricht ebenfalls von gestiegenen Kosten bei Transport, Personal und Rohstoffen: «Wir können das natürlich nicht einfach an die Kunden weiterreichen.» Auch sie versucht, Preiserhöhungen abzuwenden. Ob das gelingt, weiss sie derzeit noch nicht.
Allgemeine Lage bereitet Brauereien Sorgen
Was den Brauereien auch wehtut: Das schlechte Wetter hat den Bierdurst gebremst, der Bierkonsum ist gar rückläufig. Der Absatz 2024 sei laut Künzle «eher stagnierend» gewesen, Brauchli spricht von einem leichten Rückgang. Das deckt sich mit der Jahresbilanz des SBV.
Laut diesem haben sich «gestiegene Energiepreise, höhere Lebenshaltungskosten der Konsumentinnen und Konsumenten, schlechtes Wetter und die unsichere Weltsicherheitslage» negativ auf den Bierkonsum ausgewirkt. Der gesamte Biermarkt Schweiz verzeichnete im Braujahr 2023/24 (1. Oktober 2023 bis 30. September 2024) im Vergleich zur Vorjahresperiode ein Minus von 1,6 Prozent auf 4'499'214 Hektoliter Bier – trotz Bevölkerungswachstum. Der Pro-Kopf-Konsum sank somit unter 50 Liter – zum ersten Mal! Zum Vergleich: 1990/91 rannen noch 71 Liter im Schnitt durch jede Schweizer Kehle.
Der Wetterfaktor sei nicht zu unterschätzen. Verbandsdirektor Kreber: «Was im Frühling nicht ausgestossen wird, kann im Verlaufe des Restjahres nicht mehr aufgeholt werden.» Ob die Produzenten den Rückgang mit höheren Preisen künftig auffangen, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.