Die Gegenwart des Lonza-Standorts in Visp VS könnte kaum sonniger sein. Der Schweizer Chemie- und Pharmakonzern hat im Oberwallis innert weniger Jahre Milliarden investiert und ein Jobwunder mit Tausenden neuen Arbeitsplätzen ausgelöst. Nun aber holen den Konzern lange Schatten aus der Vergangenheit ein.
Die Lonza hat in Gamsenried unweit von Visp zwischen 1918 und 1978 eine Giftmülldeponie betrieben, die sie sanieren muss. Im letzten Jahr stellte der Konzern für diese Arbeiten 285 Millionen Franken zurück. Doch das wird nicht reichen. Wie der «Tages-Anzeiger» schreibt, dürften sich die Kosten eher im Bereich von 1 und 1,5 Milliarden Franken bewegen. Der Kanton Wallis verlange von der Lonza eine Finanzgarantie, die der Konzern in den nächsten Tagen zusichern werde, schreibt die Zeitung und beruft sich dabei auf Quellen aus Behördenkreisen.
Sanierung in Kölliken kostete knapp 1 Milliarde
Neuigkeiten, die den Anlegern gar nicht gefallen. Die Lonza-Aktie taucht am Donnerstagvormittag vorübergehend um 3,7 Prozent und liegt auch zur Mittagszeit noch 2,5 Prozent tiefer als am Vortag.
Noch im letzten Jahr hatte der Konzern mehrfach betont, dass die 285 Millionen Franken für den grössten Teil der Sanierungsarbeiten reichen würden. «Das ist sehr realistisch», äusserte sich Lonza-CEO Pierre-Alain Ruffieux (52) noch im Sommer 2021 im «Walliser Bote» und verwies dabei auf eine Langzeitstudie und mehrere Hundert Probebohrungen.
Wie defensiv die Kalkulation mit 285 Millionen Franken war, zeigt ein Blick auf die Sanierung der Sondermülldeponie Kölliken AG, die von Syngenta, Novartis, BASF, Clariant und Roche betrieben wurde. Die Arbeiten dauerten dreizehn Jahre und kosteten über 900 Millionen Franken.
Sanierung ist ein Generationenprojekt
Die Sanierungsarbeiten in Gamsenried dürften gar noch deutlich länger dauern. Lonza spricht jeweils von einem Generationenprojekt. Der Aufwand ist gewaltig. Auf dem grossflächigen Areal sind Schadstoffe wie Quecksilber, Anilin, Benzidin sowie Benzol zu finden. Doch die Zeit drängt. Die Stoffe stellen eine Gefahr für das Grundwasser dar und sind im Abstrom bereits nachweisbar.
Eine rasche Umsetzung interessiert aber vor allem die Lokalbevölkerung. Bei den Aktionären stehen die Kosten im Vordergrund. Sollten diese tatsächlich über einer Milliarde Franken betragen, dürfte der Aktienkurs des Chemie- und Pharmakonzerns einen deutlich härteren Dämpfer erleiden. (smt)