«Es stimmt so!» Mit diesem Satz bezahlen viele Restaurant-Gäste ihr Trinkgeld. Damit schlagen sie zwei Fliegen auf einen Schlag: Sie können die Zufriedenheit über den Service honorieren. Und sie haben kein lästiges Münz im Portemonnaie. Zumindest war dies in der Vergangenheit so. Denn nach Corona bezahlen heute 80 Prozent der Gäste in der Beiz mit der Karte, wie eine Blick-Umfrage bei verschiedenen Restaurants zeigt.
Mehr zum Trinkgeld
Trotz Kartenzahlung: Gemäss der Jahresumfrage 2022 des Branchenverbandes Gastrosuisse spüren die meisten Betriebe keine Veränderung im Trinkgeldverhalten (41 Prozent) oder sie verzeichnen sogar einen Anstieg der Trinkgelder (17,8 Prozent) pro Gast im Vergleich zu den Vorjahren. Doch wie funktioniert das Verteilen von Trinkgeldern, die mit Karte bezahlt wurden, in den Gastwirtschaften? Kommt der Zustupf noch beim Servicepersonal?
Alle Mitarbeitenden werden beteiligt
Im Restaurant Hönggerhof in Zürich ist es einfach, wie Wirt Giovanni Pecoraro (51) gegenüber Blick ausführt. «Jede Arbeit ist bei uns gleich viel Wert.» Entsprechend würden die Service-Mitarbeitenden, die Köche und auch der Abwascher gleich viel Trinkgeld erhalten. Im Hönggerhof kommt das ganze Geld, egal ob die Gäste das Trinkgeld bar oder mit der Karte bezahlt haben, in einen Topf. Jeweils am Samstagabend nach dem Service verteilt der Chef den Angestellten Couverts mit dem anteiligen Trinkgeld.
Barzahlen damit Bares in der Kasse ist
Gleich klingt es aus dem Rössli im Zürcher Stadtteil Albisrieden. Auch dort wird das Trinkgeld an alle Mitarbeitenden verteilt. Im Unterschied zum Hönggerhof wird täglich nach der Abendschicht abgerechnet. Der Chef de Service ist für die korrekte Verteilung verantwortlich. Kostet ein Menü 180 Franken und die Gäste wollen 20 Franken Trinkgeld geben, müssen sie dies so auf dem Kartenlesegerät eingeben. Auch das Kassensystem merkt, wenn die Zahlung pro Tisch höher ist als der rechnerische Betrag der Konsumation. Die Differenz registriert die Kasse als Trinkgeld.
Ausbezahlt wird das Trinkgeld jedoch in bar. Da sei es wichtig, wenn zwei, drei Tische pro Abend mit Bargeld bezahlen. Nur so sei genügend Bargeld vorhanden, um den Mitarbeitenden das Trinkgeld auszuzahlen, sagt der Wirt vom Rössli mit einem Augenzwinkern.
In beiden Restaurants gehört das Trinkgeld ausschliesslich den Mitarbeitenden. Die Chefs erhalten nichts – das sei gängige Wirtepraxis.