Die Smartphones und Tablets von Apple sollen künftig kinderpornografische Bilder erkennen können. Wenn User ihre Fotos in die iCloud zum Backup hochladen, werden sie von einer Software gescannt. Die Funktion wird im Herbst auf den iPhones in den USA aktiviert.
Apples Versuch, Kinderpornografie aktiv zu bekämpfen, mag löblich sein. Doch Datenschützer auf der ganzen Welt sind alarmiert. Sie beunruhigt die Tatsache, dass Apple-Mitarbeiter bei Treffern der Software die Bilder sichten können. Besonders beunruhigend ist die Kritik vom Whistleblower und Ex-NSA-Mann Edward Snowden.
Wird Software von Kriminellen missbraucht?
«Egal, wie gut es gemeint ist. Apple rollt Massenüberwachung auf die ganze Welt aus. Wenn sie (Apple, Anm. d. Red.) heute nach Kinderpornos scannen, können sie morgen nach allem scannen», schreibt Snowden in einem Tweet.
Andere Datenschützer sprechen von einem «vollständig ausgebauten System», das nur darauf warte, auch nach anderen Inhalten zu scannen.
Einem Verschlüsselungsexperten bereitet ein weiterer Punkt Kopfschmerzen. Er glaubt, die Funktion könnte missbraucht werden. «Was passiert, wenn Kriminelle anderen Usern gefälschte kinderpornografische Fotos unterjubeln und so das System aktiviert wird?», fragt er sich in einem Interview mit der ARD.
Regierungen könnten Druck auf Apple machen
Findet die Software nämlich einschlägige Fotos, werden sie von einem Menschen überprüft. Handelt es sich dabei wirklich um kinderpornografisches Material, meldet Apple den Besitzer oder die Besitzerin des Gerätes den Behörden zur Strafverfolgung.
Kryptoexperten sind sich sicher, dass die neue Software die Privatsphäre von Internet-Usern nachhaltig verändern wird: «Ist die Technologie erst einmal gebaut, werden Regierungen versuchen, die Telefone nach anderen Dingen zu durchsuchen. Das ist ein Schritt in die falsche Richtung.» (gif)