Kinderporno-Geständnis
Der tiefe Fall von Ex-Fussballstar Metzelder

Vor rund einem Jahr geriet Ex-Fussballstar Christoph Metzelder (39) ins Visier der Polizei. Es folgen schwierige Zeiten für den Vize-Weltmeister.
Publiziert: 22.09.2020 um 01:36 Uhr
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Aktualisiert: 01.05.2021 um 11:22 Uhr
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Metzelder steht unter Verdacht, Kinderpornografie verbreitet zu haben. .
Foto: imago
Oskar Beck

Christoph Metzelder war in seiner besten Zeit ein Gekrönter. Bei Real Madrid, dem königlichen Klub, war er der Abwehrkönig. Gelegentlich kam auch Juan Carlos, der richtige Monarch, ins Bernabeu-Stadion, und sein Fussvolk rief: «Viva el Rey!» Der König lebt – neuerdings allerdings nur noch als Verstossener im Exil in Abu Dhabi.

Und der Abwehrkönig? Auch für den wird kein roter Teppich mehr ausgelegt. Das letzte prominente Foto, das von Metzelder veröffentlicht wurde, war das in der «Bild»-Zeitung am 15. September 2019: Polizisten in Zivil holen ihn beim Trainerlehrgang in der Sportschule Hennef ab, um ihn zur Razzia in sein Düsseldorfer Haus zu geleiten.

Kinderpronografie heisst der Vorwurf. Metzelder wird verdächtigt, zahlreiche Dateien besessen und verbreitet zu haben.

Ganz Deutschland war damals schlagartig fassungslos. Metzelder? Dieser tadellose Sportsmann und für sein soziales Wirken hochdekorierte Musterbürger? Mit dem Bundesverdienstkreuz hatte ihn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier noch vor drei Jahren im Schloss Bellevue in Berlin eigenhändig behängt.

Klinsmann glaubte an seine Unschuld

Vor allem der Fussball war schockiert. Metzelder, der beliebte TV-Experte auf «Sky»? Der 47-fache Nationalspieler, Vizeweltmeister und WM-Dritte, Meister mit Real und Dortmund, Pokalsieger mit Schalke? «Ich bin überzeugt, dass da nichts dran ist», sagte Ex-Bundestrainer Jürgen Klinsmann, dem der Riese Metzelder einst beim WM-«Sommermärchen» im eigenen Land den Strafraum sauber gehalten hatte.

Und nun das. Auch die Politik schüttelte den Kopf. «Das würde mich sehr wundern, wenn der auf Kinderpornografie steht», erklärte der FDP-Vize Wolfgang Kubicki in der Talkshow «Maischberger», schimpfte auf die Berichterstattung («Das zieht mir die Schuhe aus») und forderte: «Warten wir erstmal das Ergebnis ab.»

Das Ergebnis der Ermittler liegt nun vor und sieht laut dem Amtsgericht Düsseldorf so aus: Metzelder hatte knapp 300 Dateien gespeichert, und annähernd 30 soll er von seinem Handy über WhatsApp an drei Frauen verschickt haben.

Comedian Pocher mischt sich ein

Per Eilantrag versuchte der Ex-Profi zu erzwingen, dass das Amtsgericht diese Pressemitteilung sofort wieder von ihrer Webseite löscht. Schon zuvor hatte er sich mit allen juristischen Mitteln gewehrt, mit einer einstweiligen Verfügung sogar gegen den TV-Comedian Oliver Pocher. Vor ein paar Tagen verkündete Pocher nun via Instagram: «Gewonnen.»

Das Verwaltungsgericht Düsseldorf hat gegen Metzelder entschieden, und für das öffentliche Interesse. Die Strafjustiz darf die Tatvorwürfe und seinen Namen weiterverbreiten. Aber vor allem eines wird Metzelder treffen: Die Verwaltungsrichter haben die Unschuldsvermutung relativiert durch den Hinweis, im Ermittlungsverfahren liege eine «geständige Einlassung» vor. Kurz: Er hat, in welcher Form auch immer, gestanden.

Für Metzelder ist das ein herber Rückschlag. Bis dahin waren seine Anwälte durchaus erfolgreich. Sogar eine Debatte im nordrhein-westfälischen Landtag wurde vereitelt – und das Thema stattdessen nur in geheimer Sitzung erörtert.

Promibonus unterstellt

Wird Metzelder zum Politikum? Die SPD-Landtagsfraktion warf der Staatsanwaltschaft Düsseldorf zeitweise vor, dem Ex-Profi einen Promibonus zu gewähren und zur Verdachtslage lange geschwiegen zu haben. Hintergrund: Metzelder gehört zum Wahlkampfteam des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten und CDU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet.

Politiker aller Couleur haben sich mit dem Fussballer immer gerne umgeben. Sein soziales Engagement war beispielhaft, er setzte sich für Behinderte und gegen Kinderarmut ein, und eine von Metzelder gegründete Agentur für Sportmarketing sorgte sogar weltweit für positive Schlagzeilen. Auf ihre Idee hin knieten die Fussballer von Hertha BSC Berlin vor drei Jahren nieder wie einst der US-Footballer Colin Kaepernick, flankiert von der Erklärung: «Hertha BSC steht für Vielfalt, Toleranz und Verantwortung. Für ein Berlin, das auch in Zukunft weltoffen ist!»

Wie sieht die Zukunft von Metzelder aus?

Alle warten gespannt auf das Hauptverfahren. Die geltende Rechtslage stuft die Handlungen, die ihm vorgeworfen werden, als «Vergehen» und nicht als «Verbrechen» ein und sieht einen Strafrahmen zwischen drei Monaten und fünf Jahren vor. Aber das härteste Urteil könnte das sein, das der Anwalt und FDP-Politiker Kubicki gemeint hat, als er Metzelder schon im Frühstadium des Falles als gebrandmarkt beschrieb: «Sowas werden Sie im Leben nie wieder los. Ganz egal, ob Sie unschuldig sind oder nicht.»

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