Der Schweizerischen Post ist der Start ins Jahr 2022 geglückt: Im ersten Halbjahr 2022 erzielte der gelbe Riese einen Gewinn von 259 Millionen Franken gemacht. Das sind zwölf Millionen Franken mehr als in den ersten sechs Monaten des Vorjahres. Der Umsatz nahm um 104 Millionen auf 3460 Millionen Franken zu.
«Die Post ist strategisch und finanziell auf Kurs», sagt Post-Finanzchef Alex Glanzmann.
Weniger Pakete und Briefe
Sowohl die gedrückte Konsumentenstimmung als auch die fast vollständige Aufhebung der Corona-Massnahmen habe sich im Halbjahresergebnis niedergeschlagen, schreibt die Post in einer Medienmitteilung. Die Menge der verarbeiteten Pakete ging im Vergleich zur Vorjahresperiode um 5,1 Prozent auf 95,6 Millionen Pakete zurück. Der Trend zum Onlinehandel sei damit gebremst worden, hiess es. Auf längere Sicht rechne man aber weiterhin mit Wachstum bei den Paketen.
Insgesamt stellte die Post im ersten Halbjahr 893,5 Millionen Briefe zu. Dies entspricht einem Rückgang von 2,8 Prozent. Insgesamt betrug das Betriebsergebnis im Bereich Logistik-Services 229 Millionen Franken. Das sind 36 Millionen Franken weniger als in der Vorjahresperiode.
Kein Zuschlag für Privatkunden
Als erfreulich bezeichnete es die Post, dass Postauto 20 Prozent mehr Fahrgäste verzeichnet habe. Das Betriebsergebnis bei den Mobilitäts-Services habe im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 um fünf Millionen Franken zugenommen. Gründe dafür seien, dass das Angebot ausgebaut worden sei und die Nachfrage wieder angezogen habe.
Mit Mehrkosten insbesondere in der Logistik rechnet die Post wegen des Preisanstiegs bei Energie, Treib- und Rohstoffen. Für das laufende Jahr schätzt sie die zusätzlichen Kosten auf 30 bis 40 Millionen Franken.
Für das laufende Jahr will das Unternehmen diese Mehrkosten selbst tragen. Ab dem kommenden Jahr müsse man sie jedoch teilweise an die Kunden weitergeben, hiess es. Ab dem 1. Januar werde man darum auf Paktetdienstleistungen für Geschäftskunden einen variablen Energiezuschlag sowie einen Teuerungszuschlag erheben. Betroffen seien rund 3500 Geschäftskunden mit individuell vereinbarten Preisen. Diese machen insgesamt 80 Paketumsatzes aus. Die Post verspricht aber auch, dass die Energiemehrkosten nicht auf KMU mit fixen Tarifen oder Privatkunden überwälzt werden. Diese Tarife sind bis Ende 2023 garantiert.
Postfinance verliert Kunden – und freut sich
Auch die ist gut ins Jahr 2022 gestartet: Unter dem Strich verdoppelte Postfinance den Betriebsgewinn in den ersten sechs Monaten des Jahres auf 164 Millionen. Auch weil einige Kunden abgesprungen sind und ihre Gelder mitgenommen haben. Insgesamt zählte das Institut zum Quartalsende noch knapp 2,49 Millionen Kundinnen und Kunden, rund 90'000 weniger als per Ende 2021. Rückläufig entwickelten sich auch die Kundenvermögen: Diese betrugen Ende Juni noch 103,2 Milliarden Franken nach 110,7 Milliarden per Ende 2021.
Dieser Kundenrückgang ist aber durchaus erwünscht. Postfinance hatte zuletzt stets betont, dass im aktuellen Zinsumfeld die Kundengelder wegen des Kreditvergabeverbotes ökonomisch nicht sinnvoll angelegt werden könnten. Deshalb und wegen erhöhter regulatorischer Anforderungen peile sie einen Rückgang an. Der Rückgang der Vermögen dürfte derweil vor allem der schwachen Entwicklung an den Finanzmärkten geschuldet sein.
Vorbereitung auf Strommangel
Im zweiten Halbjahr erwartet die Postfinance laut den Angaben im Zinsgeschäft einen deutlich tieferen Ertrag. Hintergrund ist der Zinsschritt der Schweizerischen Nationalbank (SNB) vom Juni, der sich kurzfristig negativ auf die Erträge aus Guthabengebühren und dem Interbankengeschäft auswirke.
An der Medienkonferenz versichert Post-Finanzchef Alex Glanzmann, dass die Post alles unternehme, um den Betrieb und den Zahlungsverkehr auch bei Strommangel im kommenden Winter aufrechtzuerhalten. Dazu habe die Post eine Taskforce gebildet und stehe in engen Austausch mit den Behörden. «Die Rechenzentren sind das letzte, das abgestellt würde. Zudem ist der Betrieb von Notstromaggregaten in Vorbereitung», so Glanzmann. (koh/SDA)