Kein Knockout durch Lockdown
Bei diesen Händlern geht wieder die Post ab

Die neuste Einschätzung des GfK lässt den Detailhandel aufatmen – die Halbjahresbilanz ist weniger düster als erwartet. Die BLICK-Analyse zeigt aber: Je nach Sparte gibt es grosse Unterschiede.
Publiziert: 10.07.2020 um 22:27 Uhr
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Aktualisiert: 22.10.2020 um 13:11 Uhr
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Aufatmen bei Schweizer Detailhändlern. Laut Marktforschungsinstitut GfK sind die Prognosen für 2020 besser als erwartet. Hoffnung machen Bilder wie dieses: Schlange stehende Kunden.
Foto: Keystone
Ulrich Rotzinger und Levin Stamm

Es geht doch! Trotz Corona. «Die Prognosen für den Detailhandel im Jahr 2020 stehen insgesamt besser als erwartet», sagt Sandra Wöhlert. Die Expertin vom Markforschungsinstitut GfK wertet regelmässig Verkäufe und Umsätze im laufenden Krisenjahr aus. Erstes Fazit zur Halbzeitpause Ende Juni: Es gibt keinen Knockout durch den Lockdown. Es gebe sogar mehrere Bereiche im Detailhandel, die zugelegt hätten, zum Beispiel Lebensmittelverkäufe. Dies aufgrund geschlossener Restaurants.

Profitiert haben die Schweizer Händler von den geschlossenen Grenzen. «In der Lockdown-Phase wurde ein Teil der Geschäfte der Schweiz durch den nicht möglichen Einkaufstourismus gestützt», heisst es in einer Auswertung von GfK. «Der inländische Tourismus könnte für 2020 gerade in den Sommerferien zusätzliches Potenzial bieten.»

Natürlich haben Tourismusbetriebe – Gastronomie und Hotellerie – noch zu beissen. Hier geht es erst wieder richtig aufwärts, wenn die Gästeströme aus dem Ausland wieder in die Schweiz fliessen. Darum ruht die Hoffnung darauf, was und wie viel Schweizerinnen und Schweizer nun ausgeben. Der Konsum ist die Stütze der Wirtschaft. Diesem hat der Lockdown «den grössten Dämpfer der Nachkriegszeit» versetzt, schreibt Raiffeisen-Chefökonom Martin Neff zu Halbzeit im Jahr 2020. «Hoffen wir, dass es in der zweiten Jahreshälfte nicht nochmals zu einem Spielunterbruch kommt.»

Gibt es keinen zweiten Lockdown, rechnet GfK-Expertin Wöhlert mit einem Umsatz der Detailhandelsbranche auf Vorjahreshöhe. Das wären dann fast 92 Milliarden Franken.

Diese Branchen sind vom Lockdown unbeeindruckt:

Lebensmittelverkäufe im Hoch

Gegessen und getrunken wird auch im Lockdown. Weil die Restaurants geschlossen waren, wurde in den Supermärkten noch mehr gekauft. Bei Leshop.ch und Coop@home.ch im Netz lagen die Umsätze markant höher als in den Läden. Die Kassen der Grossverteiler und Discounter klingelten kräftig. Im April und Mai lagen in der Schweiz die Lebensmittelumsätze rund 21 Prozent über Vorjahresniveau. Zahlen für Juni hat das Bundesamt für Statistik noch nicht herausgegeben. Die Umsätze dürften weiter über derselben Zeit des vergangenen Jahres liegen. Allerdings decken Einkaufstouristen sich seit dem 15. Juni wieder jenseits der Grenze mit Lebensmitteln ein.

Gegessen und getrunken wird auch im Lockdown. Weil die Restaurants geschlossen waren, wurde in den Supermärkten noch mehr gekauft. Bei Leshop.ch und Coop@home.ch im Netz lagen die Umsätze markant höher als in den Läden. Die Kassen der Grossverteiler und Discounter klingelten kräftig. Im April und Mai lagen in der Schweiz die Lebensmittelumsätze rund 21 Prozent über Vorjahresniveau. Zahlen für Juni hat das Bundesamt für Statistik noch nicht herausgegeben. Die Umsätze dürften weiter über derselben Zeit des vergangenen Jahres liegen. Allerdings decken Einkaufstouristen sich seit dem 15. Juni wieder jenseits der Grenze mit Lebensmitteln ein.

Velohungrige Schweizer

Seit der Lockerung vom 11. Mai gehen die Verkaufszahlen durch die Decke. Beispiel: E-Bike-Verkäufer Flyer aus Huttwil BE hat die Verkäufe gegenüber dem Vorjahr mehr als verdreifacht. Beim Händler Velo-Zürich heisst es: «Seit Anfang Jahr haben wir 40 Prozent mehr verkauft, und das inklusive Lockdown.» Kunden müssen bereits auf ihr Lieblingsvelo warten. Neben E-Bikes sind City-Räder gefragt. Der Verband der Zweiradbetriebe, der auch den Töff- und Motorradhandel abdeckt, registriert ebenfalls einen sprunghaften Anstieg. Es boomt auch hier. Die Einführung der Maskenpflicht im ÖV könnte für weiteren Schub sorgen, sind sich die Experten einig.

Seit der Lockerung vom 11. Mai gehen die Verkaufszahlen durch die Decke. Beispiel: E-Bike-Verkäufer Flyer aus Huttwil BE hat die Verkäufe gegenüber dem Vorjahr mehr als verdreifacht. Beim Händler Velo-Zürich heisst es: «Seit Anfang Jahr haben wir 40 Prozent mehr verkauft, und das inklusive Lockdown.» Kunden müssen bereits auf ihr Lieblingsvelo warten. Neben E-Bikes sind City-Räder gefragt. Der Verband der Zweiradbetriebe, der auch den Töff- und Motorradhandel abdeckt, registriert ebenfalls einen sprunghaften Anstieg. Es boomt auch hier. Die Einführung der Maskenpflicht im ÖV könnte für weiteren Schub sorgen, sind sich die Experten einig.

Sie kämpfen, halten den Kopf aber hoch:

Gartencenter blühen auf

Garten- und Baumärkte gingen als Erste wieder auf. Das spiegelt sich im Umsatz: Die Garten- und Bauabteilungen von Coop und Migros schliessen das erste Halbjahr auf Vorjahresniveau ab. Familienbetriebe haben es schwerer. Das Rafzer Gartencenter Hauenstein hat sich fast vollständig vom Corona-Schock erholt. Das Gartencenter Zulauf in Schinznach-Dorf AG spricht von 50 Prozent mehr Umsatz im Mai und plus 20 Prozent im Juni gegenüber Vorjahr. Dennoch liessen sich die Lockdown-Einbussen nicht mehr kompensieren. Chef Erwin Meier-Honegger (47) vom Gartencenter Meier in Dürnten ZH: «Unser Verlust wird bis Ende Jahr im zweistelligen Prozentbereich bleiben.»

Garten- und Baumärkte gingen als Erste wieder auf. Das spiegelt sich im Umsatz: Die Garten- und Bauabteilungen von Coop und Migros schliessen das erste Halbjahr auf Vorjahresniveau ab. Familienbetriebe haben es schwerer. Das Rafzer Gartencenter Hauenstein hat sich fast vollständig vom Corona-Schock erholt. Das Gartencenter Zulauf in Schinznach-Dorf AG spricht von 50 Prozent mehr Umsatz im Mai und plus 20 Prozent im Juni gegenüber Vorjahr. Dennoch liessen sich die Lockdown-Einbussen nicht mehr kompensieren. Chef Erwin Meier-Honegger (47) vom Gartencenter Meier in Dürnten ZH: «Unser Verlust wird bis Ende Jahr im zweistelligen Prozentbereich bleiben.»

Homeoffice befeuert Heimelektronik

Homeoffice und Homeschooling trieben die Onlineverkäufe der Heimelektronikhändler in die Höhe. Doch auch die Läden wurden nach dem Lockdown-Ende überrannt, berichten die Marktforscher von GfK Switzerland. IT-Produkte, Drucker und Monitore gingen weg wie warme Weggli. Auch die Nachfrage nach TV-Geräten war im ersten Halbjahr hoch. Microspot verzeichnete eine Verdopplung der Nachfrage während des Lockdowns. Heute hielten sich die Verkäufe auf hohem Niveau. Interdiscount hat einen Teil des Verlusts aus dem Lockdown wettgemacht. Gleiches gilt für Melectronics. Fust ist im ersten Halbjahr ebenfalls noch leicht zurück beim Umsatz.

Homeoffice und Homeschooling trieben die Onlineverkäufe der Heimelektronikhändler in die Höhe. Doch auch die Läden wurden nach dem Lockdown-Ende überrannt, berichten die Marktforscher von GfK Switzerland. IT-Produkte, Drucker und Monitore gingen weg wie warme Weggli. Auch die Nachfrage nach TV-Geräten war im ersten Halbjahr hoch. Microspot verzeichnete eine Verdopplung der Nachfrage während des Lockdowns. Heute hielten sich die Verkäufe auf hohem Niveau. Interdiscount hat einen Teil des Verlusts aus dem Lockdown wettgemacht. Gleiches gilt für Melectronics. Fust ist im ersten Halbjahr ebenfalls noch leicht zurück beim Umsatz.

Bei ihnen sieht es düster aus:

Modebranche leidet

In Zeiten der Krise sind Glanz und Schein weniger wichtig – vor allem, wenn die Leute zu Hause bleiben. Das bekommen die Kleider- und Schuhläden mit voller Härte zu spüren. Sie wurden vom Lockdown härter getroffen als jede andere Sparte des Detailhandels. Auch nach der Lockerung kam keine Erlösung. Die Konkurrenz aus dem Internet – namentlich Zalando – und das grenznahe Ausland zwangen Schweizer Modehändler im Juni zur Rabattschlacht, um nicht auf der Ware sitzen zu bleiben. Bei den Filialen wird abgebaut: Tally Weijl schliesst bis zu zehn Filialen. Laut Marktforscher GfK liegen die Umsätze bei Kleidung und Schuhe schweizweit bis zu 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

In Zeiten der Krise sind Glanz und Schein weniger wichtig – vor allem, wenn die Leute zu Hause bleiben. Das bekommen die Kleider- und Schuhläden mit voller Härte zu spüren. Sie wurden vom Lockdown härter getroffen als jede andere Sparte des Detailhandels. Auch nach der Lockerung kam keine Erlösung. Die Konkurrenz aus dem Internet – namentlich Zalando – und das grenznahe Ausland zwangen Schweizer Modehändler im Juni zur Rabattschlacht, um nicht auf der Ware sitzen zu bleiben. Bei den Filialen wird abgebaut: Tally Weijl schliesst bis zu zehn Filialen. Laut Marktforscher GfK liegen die Umsätze bei Kleidung und Schuhe schweizweit bis zu 15 Prozent unter dem Vorjahresniveau.

Vermöbelte Möbelhäuser

Je grösser, desto besser. Diese Devise galt in den letzten Monaten bei den Möbelhäusern. Denn die grossen Ketten hatten mit ihrem forcierten Online-Sortiment während des Lockdowns einen entscheidenden Vorteil. Branchenleader Ikea hat innert Wochen die Anzahl Online-Bestellungen verdreifacht und damit den Corona-Umsatzverlust von 110 Millionen Franken bereits zur Hälfte aufgeholt. Migros-Möbel-Fachmarkt Micasa liegt zur Halbzeit hinter den Vorjahresumsätzen, obwohl auch hier hohe Online-Verkäufe geholfen haben. Auch die Coop-Möbelkette Livique hat die Lockdown-Verluste noch nicht wettmachen können.

Je grösser, desto besser. Diese Devise galt in den letzten Monaten bei den Möbelhäusern. Denn die grossen Ketten hatten mit ihrem forcierten Online-Sortiment während des Lockdowns einen entscheidenden Vorteil. Branchenleader Ikea hat innert Wochen die Anzahl Online-Bestellungen verdreifacht und damit den Corona-Umsatzverlust von 110 Millionen Franken bereits zur Hälfte aufgeholt. Migros-Möbel-Fachmarkt Micasa liegt zur Halbzeit hinter den Vorjahresumsätzen, obwohl auch hier hohe Online-Verkäufe geholfen haben. Auch die Coop-Möbelkette Livique hat die Lockdown-Verluste noch nicht wettmachen können.

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