Kein gesichertes Wissen bei den Online-Anlageberatern
Vorsicht vor den Finfluencern!

Guter Rat muss nicht immer teuer sein: Im Internet wimmelt es von Anlagetipps und sonstigen Finanz-Ratschlägen. Es gilt dabei aber, die nötige Vorsicht walten zu lassen.
Publiziert: 23.01.2023 um 15:25 Uhr
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Aktualisiert: 23.01.2023 um 15:36 Uhr
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Auch Finanz- und Anlageinformationen holen sich immer mehr User aus den Sozialen Medien. Eine gesunde Skepsis ist da angebracht.
Foto: Shutterstock

«Google weiss alles». Diese landläufige Meinung führt dazu, dass immer mehr Menschen bei einem Leiden zuerst selber im Internet herauszufinden versuchen, was ihnen fehlt. Das machen sich viele, teils dubiose Online-Gesundheitsratgeber zunutze.

Ähnliches gibt es in der Finanzwelt. Sogenannte «Finfluencer» – das Wort setzt sich aus «Finance» und «Influencer» zusammen – bieten dort in Videos und Storys Ratschläge für Kleinanleger. Kostenlos wird erklärt, welche Investments gerade lohnenswert sind, welche Finanzthemen gerade wichtig sind, oder manchmal schlicht, «wie man schnell zu Millionen kommt».

Es reicht, auf Instagram nach «Geld anlegen» oder «Finanzen verstehen» zu suchen. Die Auswahl ist gross. Oftmals sind es Accounts mit wenigen Hunderten Followern, manchmal aber auch solche mit Zehntausenden. Vielen gemeinsam: Beiträge mit Motivationssprüchen, Bulletpoints zu einem «erfolgreicheren Leben» oder Verhaltenstipps beim Anlegen. Auch bei Youtube sind zu jeder Sucheingabe massenhaft Videos mit wohlmeinenden Anlageratschlägen zu finden.

Kein gesichertes Wissen bei den Ratgebern

Ohne alle in einen Topf zu werfen: Es ist Vorsicht geboten. Beispiele über zweifelhaften Finfluencer-Content gibt es zuhauf. Im «Handelsblatt» wird ein Fall beleuchtet, bei dem Anleger via Velvet Autoinvest viel Geld verloren haben. Die Plattform hilft mit künstlicher Intelligenz beim automatischen Investieren – offenbar aber nicht nur mit Erfolg. Andere Medien machen sich über das Protz-Gehabe einiger Finfluencer lustig.

Die NZZ zeigt auf, dass einige dieser Finfluencer keine unabhängigen Ratschläge erteilen, sondern ganz bestimmte Plattformen anpreisen. Dafür erhalten sie Provisionen.

Das Fachwissen der Finfluencer wird ohnehin nicht überprüft. Viele der Finfluencer seien Autodidakten, so die NZZ. Diese haben keinen Titel, der eine besondere Ausbildung nachweist. Sie erreichen aber eine oftmals grosse Reichweite, insbesondere bei der jüngeren Generation.

Denn diese interessiert sich durchaus für Anlagethemen. Laut einer Studie der Hochschule Luzern und der Postfinance haben sich schon 33 Prozent aller Befragten aus den Jahrgängen 1997 bis 2004 über Anlageentscheidungen auf sozialen Netzwerken informiert. Das Bild verschiebt sich: Statt dass leichtgläubige Rentner um ihre Pensionsgelder gebracht werden, sind nun vermehrt leichtgläubige, aber investitionswillige Jüngere im Visier.

Ausbildung ist alles

Wer sich trotzdem auf Online-Anlageberatung einlässt, sollte folgende Punkte beherzigen:

  • Verfügt der Finfluencer über die nötige Expertise? In der Schweiz lässt sich nachprüfen, ob eine bestimmte Person im Beraterregister eingetragen ist oder eine Vermögensverwaltungslizenz hat. Immer vorausgesetzt, dass überhaupt bekannt ist, wer die beratende Person überhaupt ist.
  • Wird im Rahmen der Beratung Druck ausgeübt? Auf eine bestimmte Anlage zu drängen, ist meist suspekt.
  • Gibt es Anhaltspunkte dazu, dass die beratende Person bestimme Interessen verfolgt? Abhängigkeit von Firmen und Institutionen ermöglicht keine unabhängige Beratung.
  • Es lohnt sich immer, mehrere alternative Quellen zu konsultieren.

Manche Finfluencer integrieren übrigens Haftungsausschlüsse in ihren Beiträgen. Dabei wird darauf hingewiesen, dass diese einzig zur Information und Unterhaltung dienen, aber keine Anlageberatungen im gesetzlichen Sinn sind. Professionelle Beratung sei vorzuziehen. Grundsätzlich gilt: Eine solide, nachweisbare Finanzausbildung sollte beim Berater immer vorausgesetzt werden. (rae)

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