Alles muss raus: Das 2009 eröffnete Basler Shopping-Center Stücki hat noch nie rosige Zeiten gesehen. Jetzt ziehen die Bosse den meisten Shops den Stecker: Von derzeit 33'000 Quadratmetern Verkaufsfläche sollen bald nur noch 10'000 zum Einkaufen zur Verfügung stehen. Das entspricht einer Reduktion um 70 Prozent!
Warum? Die Stücki-Besitzer vom Immobilien-Gigant Swiss Prime Site kapitulieren vor dem Einkaufstourismus ins nahe Deutschland. Zu wenig Kunden, zu viel Unmut bei den eingemieteten Geschäften: Die Stücki-Bosse geben ihre von Anfang an umstrittene Strategie eines Shopping-Centers direkt an der Grenze auf.
Hoffnungsträger Forschung
Stattdessen soll ein riesiges Kino mit 18 Sälen die Leute anziehen, es soll 2020 fertig sein (BLICK berichtete). Doch ob das funktioniert? Gleich ennet der Schweizergrenze steht ebenfalls ein riesiger Kino-Komplex.
Den wichtigsten Teil der neuen Stücki-Strategie machen jedoch Forschungs- und Laborräume sowie Büroflächen aus. Dafür werden extra vier neue Gebäude gebaut. Bezeichnend: Künftig soll man nicht mehr vom Stücki Shopping, sondern vom Stücki Park sprechen.
«Das ist ein bewusst von uns gewähltes Konzept», sagt Mladen Tomic, Sprecher von Swiss Prime Site. «Wir wollen keine grossen Verkaufsflächen mehr, sondern konzentrieren uns nun auf die Nahversorgung des Quartiers.»
Wenn der Umbau im Jahr 2023 fertiggestellt ist, soll nur noch ein Bruchteil des heute verfügbaren Einkaufsangebots im Zentrum anzutreffen sein. Konkret: die Migros, Denner, C&A, Ochsner Shoes und der Spielzeugladen von Toys'R'Us. Neu einziehen wird Bächli Bergsport.
Viele Leute entlassen
BLICK ist vor Ort und sieht: Vor vielen leeren Geschäften stehen Sitzgruppen, auf den die Kunden sich ausruhen könnten. Wären denn überhaupt welche da.
Fragt man die Angestellten in den Verkaufslokalen, erfährt man: Viele der anderen Geschäfte haben die Kündigung vom Center erhalten. Body Shop macht auf Ende Januar zu. Ebenso Beldona, wo man einem Mitarbeiter künden musste; der Rest wird in der Filiale in der Basler Innenstadt weiterarbeiten. Der Herren Globus muss auf Ende Juli 2018 ausziehen, die Mitarbeiter werden an den beiden anderen Filialen in Basel weiterschäftigt.
Auch der Kleiderladen Bayard Fashion muss auf Ende Januar 2018 schliessen. «Fünf Angestellte haben die Kündigung erhalten», sagt die Geschäftsführerin. Die 60-Jährige klagt: «Man hat mir zwar eine neue Stelle in einer Filiale in einem Zürcher Shoppingcenter angeboten. Dort ist die Filiale aber immer bis acht Uhr abends geöffnet. Das konnte ich nicht annehmen.
Fitness erfolgreich
Stücki-Sprecher Tomic widerspricht der Darstellung, dass man viele Mieter rausgeworfen habe. «Es war ein gegenseitiger Prozess, wir haben verhandelt. Einigen Mietern war klar, dass es bei der Strategie des Stücki keine Zukunft mehr hier gibt.» Ein Beispiel sei der Media Markt, der eine grosse Fläche für sein Geschäft benötige. «Weil wir unsere Verkaufsfläche so stark reduziert haben, war ein Verbleib nicht mehr realistisch.»
Man habe allerdings auch Mieter, bei denen das Geschäft blendend läuft. Das Fitness-Center habe so grossen Erfolg, dass es seine Fläche nun sogar verdopple.