Nach der Pleite des drittgrössten europäischen Reiseveranstalters hat die Unterstützung der etwa 60'000 Kunden, die aktuell mit FTI unterwegs sind, oberste Priorität. «Wir sind darum bemüht, dafür zu sorgen, dass die Reisenden ihren begonnenen Urlaub zu Ende führen und planmässig und sicher nach Hause zurückreisen können», sagte Insolvenzexperte Axel Bierbach am Mittwoch.
Dieser Prozess laufe bisher sehr strukturiert und weitestgehend geordnet ab. Ansprechpartner des Unternehmens seien für die FTI-Kunden bei möglichen Problemen vor Ort erreichbar; FTI habe eine Hotline für Kundenanfragen eingerichtet.
Im Juni keine Reisen antreten
Die Reisen von FTI-Kunden, die in den kommenden Tagen losfahren wollten, müssen nach Auskunft Bierbachs abgesagt werden, da ein reibungsloser Ablauf in den Zielländern nicht garantiert werden könne. Dies gelte für alle über die FTI Touristik GmbH gebuchten Reisen bis einschliesslich Montag, den 10. Juni.
Für Reisen nach diesem Zeitpunkt wird derzeit nach Lösungen gesucht. «Wir loten mit Hochdruck sämtliche Möglichkeiten aus, um die gebuchten Reisen ab einem frühestmöglichen Zeitpunkt wie geplant von anderen Reiseanbietern durchführen zu lassen», sagte Bierbach. Nach seinen Angaben laufen bereits Gespräche mit anderen Anbietern. «Wir hoffen, eine Lösung für Reisen ab spätestens 1. Juli zu finden.»
Schweizer über Reisebüros abgesichert
Von der FTI-Pleite sind in der Schweiz rund 10'000 Kunden betroffen. Das schätzt der Präsident Schweizer Reise-Verbands (SRV), Martin Wittwer, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.
In der Schweiz hätten allerdings Kunden, die bei einem Reisebüro gebucht hätten, eine Sicherheit. Denn der Garantiefonds der Schweizer Reisebranche sichere das Geld der Kunden ab. «Es kommt niemand zu Schaden, der bei einem Reisebüro gebucht hat», sagte Wittwer. Zudem würden die Reisebüros Lösungen für Leute suchen, deren FTI-Reisen jetzt abgesagt worden seien.
«Das ist der Mehrwert gegenüber Onlinebuchungen. Da stecken die Betroffenen jetzt irgendwo in einer Warteschlange», sagte Wittwer. Allenfalls müssen sie vor Ort in den Destinationen für ihre bereits bezahlte Reise nochmals nachschiessen. Betroffene berichten gegenüber mehreren Medien, dass beispielsweise Hoteliers nochmals Geld gefordert hätten.
Grösstenteils Pauschalreisen betroffen
Der Insolvenzverwalter bestätigte, dass alle Kundenzahlungen aus Deutschland der über FTI Touristik GmbH gebuchten Pauschalreisen durch den Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) abgesichert sind. Der DRSF werde geleistete Zahlungen für nicht erbrachte Leistungen übernehmen.
Pauschalreise-Kunden müssten daher nicht befürchten, durch die Insolvenz Geld zu verlieren. Auch etwaige Vorauszahlungen von Pauschalreise-Kunden werde der DRSF erstatten, falls es nicht gelinge, diese Reisen durchzuführen. Der Anteil an Pauschalreise-Buchungen bei FTI beträgt den Angaben zufolge mehr als 90 Prozent.
Der vorläufige Insolvenzverwalter will nun alle Optionen prüfen, ob und in welcher Form Fortführungsmöglichkeiten für das insolvente Unternehmen bestehen. Zur Debatte stünden auch Möglichkeiten für den Verkauf von Geschäftsbereichen ins In- und Ausland.
Die FTI Touristik GmbH als Obergesellschaft der FTI Group hatte am Montag Insolvenzantrag beim Amtsgericht München gestellt. In der Folge würden aber auch für weitere Konzerngesellschaften entsprechende Anträge gestellt, hatte das Unternehmen mitgeteilt. Die Gruppe hat insgesamt etwa 11'000 Beschäftigte.