Anne Mellano (31) ist eine Vollblut-Unternehmerin. «Alle haben sich auf die Entwicklung autonomer Fahrzeuge gestürzt», sagt sie zu BLICK am Rande des Swiss Economic Forums (SEF) in Montreux VD. «Wir haben unsere Chance beim möglichst effizienten Einsatz dieser Fahrzeuge gesehen», ergänzt die Start-up-Gründerin.
Zusammen mit Raphaël Gindrat (32) hat sie Bestmile aus der Taufe gehoben. Das Unternehmen schreibt Software für die Betreiber autonomer Fahrzeugflotten. Während Plattformen wie Uber oder Lyft darauf setzen, den Kunden mit dem nächsten verfügbaren Fahrzeug zu vernetzen, versucht Bestmile das System zu optimieren: «Das nächste Fahrzeug ist selten die beste Lösung», ist die Ingenieurin und Absolventin der ETH Lausanne überzeugt.
Verschwendung verhindern
Deshalb seien auch für Uber und Co. viel zu grosse Flotten unterwegs. Die Folge: Es werden viele unnötige Kilometer gefahren. Das belastet die Umwelt und das Budget. Dieser Verschwendung will Bestmile bestmöglich einen Riegel schieben.
Die Algorithmen des Waadtländer Unternehmens werden global von einem Dutzend Flottenbetreiber eingesetzt. In der Schweiz ist eben ein Pilotversuch mit Flexibus in Lausanne gestartet. «Wir wussten lange nicht, ob der Test wegen Corona überhaupt durchgeführt werden kann», sagt Mellano über eines der grössten Probleme für die vielen Firmen im Moment: die anhaltende Unsicherheit über die unmittelbare wirtschaftliche Zukunft.
«Finanzielle Reserven fehlen»
Das Start-up hat in diversen Finanzierungsrunden schon Dutzende Millionen Franken von Investoren erhalten, trotzdem hat die Corona-Krise Bestmile wie so viele Jungunternehmen hart getroffen. «Wenn sie als Firma erst ein paar Jahre existieren, kann es schnell eng werden, da finanzielle Reserven meist fehlen», erklärt Mellano.
Das Problem in der Krise: Bestmile verdient auch daran, dass die von der Software gesteuerten Fahrzeugflotten auch wirklich unterwegs sind. Das ist im Moment gerade mal bei 15 bis 20 Prozent der Fahrzeuge der Fall, entsprechend sind die Einkünfte geschrumpft. Zumindest während des Lockdowns waren die meisten der 55 Mitarbeitenden in Kurzarbeit, viele sind auch heute noch im Homeoffice.