Während andere Firmen ums Überleben kämpfen, explodieren die Umsätze bei Hamilton in Bonaduz GR. Der Hersteller von Beatmungsgeräten profitiert von der Corona-Krise. Seine Produkte sind weltweit gefragt. Aktuell kommt die grösste Nachfrage aus Südamerika, dem arabischen Raum und Indien.
Auch die Roboter, mit welchen Corona-Tests ausgewertet werden, sind beliebt. «In diesem Bereich haben wir eine massive Steigerung verzeichnet», sagt Hamilton-CEO Andreas Wieland (65) zur «Südostschweiz». Die Produktion habe sich seit März mehr als verdoppelt. «Wir haben aber relativ lange Wartezeiten, denn wir kommen mit den Bestellungen nicht nach.»
Die Folge: «Wir werden den Umsatz mit Sicherheit im Vergleich zum Vorjahr verdoppeln», so Wieland. Und: «Wir suchen rund 300 neue Mitarbeiter».
Mitarbeiter aus dem Ausland
Hamilton hat den Personalbestand erst gerade erhöht. Auf rund 1450 Angestellte. Das reicht aber noch lange nicht aus. So sucht Hamilton Montagemitarbeiter für die Produktion der Beatmungsgeräte, aber auch Ingenieure und Biologen.
Bei der Mitarbeitersuche werde darauf geachtet, Einheimische zu rekrutieren, erklärt Wieland gegenüber der Zeitung. Personen aus dem EU-Raum seien aber auch von Bedeutung. «In Graubünden ist es eben extrem schwierig, Mitarbeitende zu finden. Die Arbeitslosenquote ist tief und gewisse Berufsgattungen sind in der Schweiz zu wenig vertreten», so der Maschinenbauingenieur.
Zurzeit würden daher vor allem Personen aus Deutschland und Italien den Betrieb unterstützen. «Das funktioniert ganz gut. Aber angenommen, es werden wieder Reisebeschränkungen eingeführt, stehen wir wirklich vor einer Herausforderung.»
Sohn verloren
Und was passiert, wenn dereinst ein Impfstoff verfügbar sein wird? Kommt es dann zur Massenarbeitslosigkeit? «Ich gehe davon aus, dass uns diese Thematik noch eine Zeit lang begleitet», sagt Wieland.
Die Worte haben Gewicht. Der Hamilton-CEO ist seit zwei Jahrzehnten auf der Kommandobrücke des Unternehmens. Er ist aufgewachsen als Bauernsohn im Prättigau, machte die Matur und ging an die Fachhochschule. Als waschechter Bündner arbeitete er in den 90er-Jahren für die Rhätische Bahn und verbrachte drei Jahre als Tourismus-Vermarkter in Japan.
Wieland hat 2007 einen seiner drei Söhne verloren. Der Schmerz hält teilweise bis heute an. «Gerade schwierige Situationen verändern Menschen», sagte Wieland vor wenigen Wochen in einem Interview. «Auch diese Pandemie wird uns Menschen verändern.» (ise)