Darum gehts
- Debatte über Sitzhasen überschattet Ostern, Islamisierungsvorwürfe in rechten Kreisen befeuert
- Bezeichnung «Sitzhase» ist seit Jahrzehnten etabliert
- Migros-Werbung von 1962 und Loeb-Inserat von 1952 erwähnen bereits Sitzhasen
Ostern steht vor der Tür: Doch das christliche Fest wird in diesem Jahr von einer Debatte über den Osterhasen überschattet. Einige davon werden als «Sitzhasen» verkauft – und genau diese Bezeichnung befeuert in rechten Kreisen Islamisierungsvorwürfe.
Erst kam die Debatte in Deutschland auf, inzwischen ist sie auch in der Schweiz angelangt. So fragt sich die junge Aargauerin und SVP-Politikerin Vivienne Huber (23), was da noch Böses auf den «Sitzhasen» folgen könnte. «Wann kommt der Ramadan-Schokomond?», schreibt sie auf dem Kurznachrichtenportal X.
Ein alter Hase
Dafür erhält sie 780 Likes. Es folgt eine rege Diskussion, in der Huber sich darüber aufregt, «dass all unsere christlichen Feste zugunsten anderer abgeschafft werden». Doch was ist dran am Vorwurf, dass unser christliches Abendland wegen der Sitzhasen immer näher an den Abgrund rückt? Der «Tages-Anzeiger» ist dieser Frage nachgegangen und verweist unter anderem auf eine Migroswerbung aus dem Jahr 1962, in der bereits von Sitzhasen die Rede war.
«Unsere Sitzhasen sind beliebte Klassiker, die wir seit langer Zeit mit dieser Bezeichnung im Ostersortiment führen», bestätigt die Migros-Medienstelle auf Anfrage der Zeitung. Die Bezeichnung «Sitzhase» hänge mit der Form zusammen und sei eine im Schweizer Markt etablierte Artikelbezeichnung für Osterhasen in einer sitzenden Position, die neben einer Vielzahl an verschiedensten Schokoladenprodukten verkauft werden. Ein Blick auf den Online-Shop zeigt, dass die Migros auch nach wie vor verschiedene Osterhasen im Sortiment führt.
Coop verweist auf Anfrage darauf, den Begriff «Sitzhase» bereits in den 1960er-Jahren verwendet zu haben. «Dies zeigt beispielsweise ein Blick ins Archiv der Coopzeitung von 1966..» Unter der Bezeichnung «Osterhase» liessen sich im Onlineshop zudem sämtliche Schokoladen-Produkte finden. Alle Schokoladen-Osterhasen im Sortiment hätten einen eigenen Namen. Dies ermögliche eine klare Unterscheidung innerhalb des umfangreichen Sortiments.
Eine Recherche in den Archiven befördert auch ein Zeitungsinserat vom 2. April 1952 ans Tageslicht. Im «Geschäftsblatt für den obern Teil des Kantons Bern» preist Loeb damals bereits Sitzhasen an – für 70 Rappen.
Auch in Nazi-Deutschland verkaufte man Sitzhasen
Die Bezeichnung ist aber bereits deutlich früher zu finden: Sogar die Nazis in Deutschland mussten an Ostern schon mit Vollmilchhasen, Cremehäschen und eben Sitzhasen vorliebnehmen, wie ein Zeitungsinserat aus dem Jahr 1938 zeigt.
Beim Blick auf die Onlineshops von Coop, Migros, Aldi oder auch Lidl ist der Begriff «Ostern» nach wie vor omnipräsent. «Ostern hat bei Coop einen hohen Stellenwert und wir verwenden in diesem Zusammenhang österliche Begriffe», schreibt Coop.
In den sozialen Medien hat die Debatte immerhin ein paar amüsante Memes hervorgebracht.