Schoggihasen im Osternest, ja oder nein? Diese Frage beschäftigt Familien. Manche Eltern bitten Verwandte, den Kindern keine Schokolade zu schenken, weil Süssigkeiten in dieser Zeit omnipräsent sind. Andere sehen es nicht so streng. Fakt ist, dass viele Kinder an Ostern eine Menge an Schokolade verdrücken, die sie sich nicht gewöhnt sind. Wie beeinflusst das den Umgang mit Süssigkeiten und hat es unmittelbare, gesundheitliche Folgen für die Kinder?
Kathrin Sinningen (39), stellvertretende Leiterin des Forschungsdepartments Kinderernährung der Universitätskinderklinik in Bochum (D), sagt: «Kurzfristig hat das, abgesehen von allfälliger Übelkeit, keine Auswirkungen auf die Gesundheit.» Kinder könnten eine einmalige Zuckerflut gut verarbeiten. Negative Folgen wie Karies oder Übergewicht würden erst auftreten, wenn ein Kind regelmässig viel Süssigkeiten esse. Aus psychologischer Sicht ist es gemäss Expertin allerdings kontraproduktiv, wenn Eltern ihren Kindern nur an besonderen Tagen wie Ostern, Weihnachten oder Geburtstagen Süssigkeiten erlauben.
Schokolade ist umso verlockender
«Das Problem ist, dass die Kleinen dadurch einzelne Tage im Jahr mit Süssem verknüpfen und an diesen Anlässen besonders viel naschen, weil sie das sonst nie dürfen.» Das Ziel müsse sein, sagt Sinningen, zuckerhaltige Lebensmittel so in den Alltag zu integrieren, dass sie keinen besonderen Stellenwert mehr hätten. Das bedeutet unter anderem, Schoggi nicht als Belohnung nach einer guten Schulnote oder nach dem Zimmer aufräumen zu geben. «Solche Gewohnheiten prägen sich ein und bleiben häufig bis ins Erwachsenenalter bestehen», sagt Sinningen. Das äussere sich dann zum Beispiel darin, dass man sich nach einem anstrengenden Tag eine Tafel Schokolade gönne.
Kathrin Sinningen (39) ist promovierte Ernährungswissenschaftlerin und stellvertretende Leiterin des Forschungsdepartments Kinderernährung der Universitätskinderklinik in Bochum (D). Sie beschäftigt sich in ihrer Arbeit vor allem mit der Frage, wie sich die Ernährung auf die kognitive Leistung von Kindern auswirkt.
Kathrin Sinningen (39) ist promovierte Ernährungswissenschaftlerin und stellvertretende Leiterin des Forschungsdepartments Kinderernährung der Universitätskinderklinik in Bochum (D). Sie beschäftigt sich in ihrer Arbeit vor allem mit der Frage, wie sich die Ernährung auf die kognitive Leistung von Kindern auswirkt.
Eltern können verschiedene Dinge tun, damit Kinder einen gesunden Umgang mit Zucker lernen und ein Tag wie Ostern nicht ausufert. Sinningen: «Zum einen ist es sinnvoll, dem Kind regelmässig eine gesunde Alternative anzubieten.» Also eine aufgeschnittene Frucht oder ein Gemüse auf den Zvieri-Teller zu legen. Gemäss Expertin akzeptiert ein Kind gesunde Alternativen eher, wenn diese zugänglich sind. Allmählich könnten dann Süssigkeiten und Früchte oder Gemüse gemeinsam gereicht werden. «Das Kind wird die gesunde Alternative ebenfalls annehmen und nicht nur die ergänzende Portion an Süssem verzehren», sagt Sinningen. Zuckerhaltige Lebensmittel müssen also nicht komplett vom Speiseplan verschwinden.
Geschmacksempfinden wird in den ersten Lebensjahren geprägt
Ein weiterer Tipp ist: Pro Tag nicht mehr Süsses, als in eine Kinderhand passt. Das sei nicht nur für die Eltern ein guter Richtwert, sagt Sinningen, sondern auch für die Kleinen. «Kinder brauchen immer eine Begründung, und die Regel: ‹Ich darf pro Tag nur so viel Süsses essen, wie in meine rechte oder linke Hand passt›, ist nachvollziehbar.»
Viele Ärzte raten zudem, den Zuckerkonsum bei Kindern vor allem in den ersten Jahren nach der Geburt stark einzugrenzen. Sinningen sagt: «Das liegt daran, dass in dieser Zeit der Grundstein für das Geschmacksempfinden gelegt wird.» Wenn sich ein kleines Kind bereits an Süssigkeiten gewöhnt habe, sei es schwierig – aber nicht unmöglich – diese Angewohnheit wieder abzutrainieren. Gemäss Expertin gelingt das am besten, wenn der Übergang schleichend passiert. Bei einem Kind, das Fruchtsäfte liebt, rät sie, das Getränk nach und nach mit immer mehr Wasser zu vermischen.