Diabetes-Fachleute klären auf
Sind Zuckeralternativen wirklich gesund?

Honig, Xylit oder doch lieber Stevia? Die Auswahl an Zuckeralternativen ist riesig. Ein gesunder Ersatz stellen allerdings die Wenigsten davon dar. Zwei Diabetes-Fachleute kennen die Vorteile und Risiken der verschiedenen Süssstoffe.
Publiziert: 02.12.2023 um 00:58 Uhr
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Aktualisiert: 19.08.2024 um 10:14 Uhr
Honig soll gesünder sein als raffinierter Zucker, weil es ein Naturprodukt ist, heisst es oft.
Foto: Getty Images
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Jana GigerRedaktorin Service

Süsse, aber kalorienarme Alternativen zu Zucker haben in den letzten Jahren an Beliebtheit gewonnen. Es gibt drei Arten von Zuckerersatzprodukten, die sich in der Zusammensetzung und der Wirkung auf den Körper unterscheiden – und von denen eine besonders gut ist.

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«Natürlicher» Zucker

Honig, Ahornsirup, Agavendicksaft oder Kokosblütenzucker gelten oft als gesunde Alternativen zu Kristallzucker – auch Haushaltszucker oder Saccharose genannt. Vergleicht man allerdings den chemischen Aufbau all dieser Stoffe, erkennt man, dass die Basis dieselbe ist. Sowohl Kristallzucker als auch Honig, Kokosblütenzucker oder Ahornsirup bestehen aus Glukose (Traubenzucker) und Fruktose (Fruchtzucker). Die deutsche Medizinerin Susanna Hofmann (42), die an metabolischen Erkrankungen forscht, sagt: «Auch ‹natürlicher› Zucker schadet den Zähnen, lässt den Blutzuckerspiegel ansteigen und enthält viele Kalorien.» Der Unterschied zwischen Kristallzucker und beispielsweise Honig sei lediglich, dass Honig zusätzlich Mineralstoffe enthalte und anders schmecke. 

Zuckerkonsum bei Kindern reduzieren

Damit sich der Zuckerkonsum bei Kindern in Grenzen hält, empfiehlt die deutsche Medizinerin Susanne Hofmann, insbesondere auf gesunde Snacks zu achten. «Nüsse, Gemüsesticks oder Früchte sind gute Zwischenmahlzeiten, die satt machen.» Bei Früchten sei es wichtig, dass Eltern den Kindern die ganze Frucht zum Essen geben , anstatt sie als Smoothie zuzubereiten. In pürierter und Form sind die langkettigen Zuckermoleküle bereits in kleinere Teile aufgespalten, sodass sie schneller ins Blut gelangen und mehr Insulin ausgeschüttet wird. «In der Folge fällt der Blutzucker schneller ab, was den Heisshunger fördert», sagt Hofmann. Das Kind habe nach kurzer Zeit wieder Hunger und Lust auf Süsses. Ausserdem schade konzentrierter Fruchtzucker enorm den Zähnen.

Damit sich der Zuckerkonsum bei Kindern in Grenzen hält, empfiehlt die deutsche Medizinerin Susanne Hofmann, insbesondere auf gesunde Snacks zu achten. «Nüsse, Gemüsesticks oder Früchte sind gute Zwischenmahlzeiten, die satt machen.» Bei Früchten sei es wichtig, dass Eltern den Kindern die ganze Frucht zum Essen geben , anstatt sie als Smoothie zuzubereiten. In pürierter und Form sind die langkettigen Zuckermoleküle bereits in kleinere Teile aufgespalten, sodass sie schneller ins Blut gelangen und mehr Insulin ausgeschüttet wird. «In der Folge fällt der Blutzucker schneller ab, was den Heisshunger fördert», sagt Hofmann. Das Kind habe nach kurzer Zeit wieder Hunger und Lust auf Süsses. Ausserdem schade konzentrierter Fruchtzucker enorm den Zähnen.

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Zuckeralkohole

Ein Vorteil von sogenannten Zuckeralkoholen ist, dass der Körper sie ohne Insulin im Körper verarbeitet und sie deshalb keinen rapiden Blutzuckeranstieg verursachen. Ausserdem enthalten sie weniger Kalorien als Kristallzucker und fördern keine Karies. Deshalb sind sie oft in zuckerfreien Kaugummis enthalten. Folgende zwei Zuckeralkohole sind besonders bekannt:

  • Xylit: Der aus Birkenholz hergestellte Zucker sieht ähnlich aus wie Kristallzucker und ist fast ebenso süss, enthält aber etwa 50 Prozent weniger Kalorien als Kristallzucker. Bei hohem Konsum kann Xylit abführend wirken.
  • Erythrit: Auch dieser Zuckeralkohol sieht ähnlich aus wie Kristallzucker, er ist aber nur etwa halb so süss. Erythrit wird in der Regel aus Mais hergestellt. Er enthält sehr wenige Kalorien und wirkt in grossen Mengen abführend.
Expertin für Stoffwechselkrankheiten

Susanna Hofmann (42) ist ärztliche Wissenschaftlerin und Professorin für Fettstoffwechsel und Stoffwechselkrankheiten an der Ludwig-Maximilians-Universität in München (D). Zudem leitet sie die selbständige Forschungsgruppe «Frauen und Diabetes» am Helmholtz-Zentrum in München. Der Schwerpunkt ihrer Forschung liegt auf geschlechtsspezifischen Unterschieden bei kardiometabolischen Erkrankungen und der Entwicklung von Therapiemöglichkeiten.

zVg

Susanna Hofmann (42) ist ärztliche Wissenschaftlerin und Professorin für Fettstoffwechsel und Stoffwechselkrankheiten an der Ludwig-Maximilians-Universität in München (D). Zudem leitet sie die selbständige Forschungsgruppe «Frauen und Diabetes» am Helmholtz-Zentrum in München. Der Schwerpunkt ihrer Forschung liegt auf geschlechtsspezifischen Unterschieden bei kardiometabolischen Erkrankungen und der Entwicklung von Therapiemöglichkeiten.

Wissenschaftler hätten im Zusammenhang mit Zuckeralkoholen gewisse Risiken entdeckt, sagt Hofmann. «Neue Studien deuten darauf hin, dass sie Herz-Kreislauf-Erkrankungen begünstigen können.» Es brauche noch weitere Untersuchungen, um das eindeutig zu bestätigen, sagt die Expertin, aber die Ergebnisse seien ernst zu nehmen. 

Matthias Riedl (60), deutscher Ernährungsmediziner und Diabetologe, sagt: «Andere Untersuchungen zeigen, dass Erythrit die Darmbakterien negativ beeinflussen kann.» Es handle sich dabei um erste Studien, deren Ergebnisse man mit Vorsicht geniessen müsse. Bei Xylit gibt es gemäss des Experten aktuell noch keine Hinweise auf einen negativen Einfluss auf die Darmflora. «Deshalb ist Xylit nach aktuellem Wissensstand eine gesunde Alternative zu Kristallzucker.»

Kalorienarm, gut für die Zähne und süss im Geschmack: Xylit ist laut Experte der beste Ersatz für Zucker.
Foto: Getty Images/500px Plus
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Süssstoffe

Aspartam, Sucralose, Saccharin oder Stevia zählen zu den sogenannten Süssstoffen. Riedl: «Sie schmecken sehr süss und sind in vielen zuckerfreien Getränken, Cocktails oder Lebensmitteln wie Ketchup enthalten.» Sie sind kalorienarm und fördern weder Karies noch führen sie zu einer Insulinausschüttung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stuft Süssstoffe aber als «möglicherweise krebserregend für den Menschen» ein.

Andreas Sibler
Spezialist für Ernährung und Diabetes

Matthias Riedl (61) ist Ernährungsmediziner und Diabetologe aus Hamburg (D). Seit 2008 leitet er das von ihm gegründete Medicum Hamburg – das grösste Fachzentrum für Diabetologie, Ernährungsmedizin und angrenzende Fachgebiete in Europa. Als Autor hat er bereits diverse Ratgeber und Kochbücher veröffentlicht. Riedl sitzt im Vorstand des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner und ist als Berater für Firmen und Krankenkassen sowie als Dozent auf internationalen Kongressen und an Universitäten tätig.

Andreas Sibler

Matthias Riedl (61) ist Ernährungsmediziner und Diabetologe aus Hamburg (D). Seit 2008 leitet er das von ihm gegründete Medicum Hamburg – das grösste Fachzentrum für Diabetologie, Ernährungsmedizin und angrenzende Fachgebiete in Europa. Als Autor hat er bereits diverse Ratgeber und Kochbücher veröffentlicht. Riedl sitzt im Vorstand des Bundesverbands Deutscher Ernährungsmediziner und ist als Berater für Firmen und Krankenkassen sowie als Dozent auf internationalen Kongressen und an Universitäten tätig.

Ausserdem könnten sie die Darmflora verändern und dadurch das Risiko für Diabetes-Typ-2 erhöhen, sagt Riedl. «Sie sind also sehr kritisch zu bewerten und wer sich gesund ernähren möchte, sollte auf Süssstoffe verzichten.» Im direkten Vergleich mit Kristallzucker sind sie gemäss Experte aber gesünder. Am Beispiel von Cola sei die Zero-Variante mit Süssstoffen also die bessere Option als die normale Cola mit Kristallzucker. 

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