Die DUH und eine Mehrheit der Teilnehmenden an der Abstimmung kritisierten, dass Nestlé einerseits damit werbe, Verpackungsmaterial aus Plastik einzusparen, gleichzeitig aber an kleinteiligen Einweg-Verpackungen festhalte. Der Verband forderte stattdessen den «konsequenten Verzicht auf unnötige Verpackungen».
Verpackungsproblem noch nicht gelöst
In seiner Kampagne «#unterwegs nach besser» wirbt Nestlé damit, Recyclinganteile in Verpackungen zu erhöhen und neuen Plastik zu reduzieren. Die Süssigkeit Smarties wird demnach beispielsweise seit 2021 komplett in Papier verpackt. Die DUH bezeichnet Massnahmen wie diese als «Scheinlösung», «wodurch jedoch kein Gramm Müll weniger anfällt».
«Nur von Einweg-Plastik auf Papier umzusteigen und auf Recycling zu setzen, löst das Problem unnötiger Verpackungsmüllmengen nicht», kritisierte DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Das aber suggeriere Nestlé und «täuscht damit Millionen Verbraucherinnen und Verbraucher». Der Konzern habe eine immense Wirkung und sollte nach Ansicht der DUH durch das konsequente Weglassen unnötiger Verpackungen, den Einsatz von Mehrweg und sinnvolle Verpackungsgrössen wirkliche Lösungen aufzeigen.
Zum Schmähpreis selbst äusserte sich Nestlé auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP nicht. Mit der Kampagne «#unterwegs nach besser» wolle das Unternehmen zeigen, wie es «kontinuierlich an Verbesserungen» arbeite. Demnach habe sich der Verpackungsverbrauch in Deutschland von 2022 auf 2023 um 15'000 Tonnen reduziert. Beim Plastik sei das Ziel, den weltweiten Neuplastikverbrauch bis 2025 im Vergleich zu 2018 um ein Drittel zu reduzieren, erklärte Nestlé. Knapp die Hälfte davon habe der Konzern bis Ende 2023 geschafft.
Avia Heizöl auf Platz zwei
Nestlé bekam in der Online-Abstimmung zum Schmähpreis 57 Prozent der Stimmen. Auf Platz zwei landete Avia Heizöl mit 18 Prozent. Das Unternehmen werbe mit «CO₂-kompensiertem Heizöl». Für einen geringen Aufpreis könnten sich dort Verbraucherinnen und Verbraucher vermeintlich von Emissionen «freikaufen». Mit dem Aufschlag werden ausgewählte Kompensationsprojekte finanziert. «Mit fossilen Energien grün zu heizen, geht aber nicht, egal ob irgendwo auf der Welt CO₂ kompensiert wird», erklärte die DUH.
Capri Sun auf Platz drei
Den dritten Platz belegte das Getränk Capri Sun (17 Prozent). Die Firma behaupte, ihr Produkt sei «das nachhaltigste und leckerste Kindergetränk der Welt». Dabei sorge das Unternehmen jährlich bei weltweit sechs Milliarden verkauften Trinktütchen für rund 27'000 Tonnen Wegwerfmüll, kritisieren die Umweltschützer. Zudem enthielten die Trinkbeutel kein Recyclingmaterial.
Rund 20'000 Menschen gaben online ihre Stimme ab. Die Organisation hatte nach eigenen Angaben mehrere hundert Einreichungen für den «Goldenen Geier» bekommen. Nestlé erhielt bereits 2019 den «Goldenen Geier» für seine Einweg-Plastikflaschen der Marke Vittel, die mittlerweile nicht mehr auf dem deutschen Markt verkauft wird.