Google erobert die Zürcher Europaallee. Gestern weihte der US-Techkonzern den dortigen Campus offiziell ein. Was 2004 mit zwei Mitarbeitern in einem kleinen Büro am Limmatquai begonnen hat, hat sich zu einer grossen Erfolgsgeschichte entwickelt.
2500 Mitarbeiter arbeiten im gewaltigen Komplex, der sich über sechs Gebäude erstreckt. Mit dem bereits 2008 eröffneten Campus Hürlimann-Areal beschäftigt Google in Zürich insgesamt 5000 Personen. Eine Entwicklung, die auch Google-Urgestein Urs Hölzle (58) überrascht. «Wir hatten nie den Plan, dass wir in der Schweiz auf 1000 Mitarbeiter anwachsen wollen», sagt er zu Blick.
Hölzle war eine der Triebfedern, dass die Europazentrale von Google in der Schweiz aufgebaut worden ist. In Liestal BL aufgewachsen, studierte er Informatik an der ETH Zürich und promovierte dann an der Stanford University im US-Bundesstaat Kalifornien. Dort lernte er die Google-Gründer Larry Page (49) und Sergey Brin (48) kennen, die Hölzle für ihr Start-up anwarben. Der Baselbieter heuerte als achter Mitarbeiter beim heutigen Weltkonzern an, wo er bis zum Technologiechef aufstieg.
Mitarbeiter aus 85 Nationen
Mit dem Standort in der Schweiz wollte der 1998 gegründete Techkonzern talentierte Informatiker und Wissenschaftler anlocken, die lieber in Europa als in den USA arbeiten. Der Plan ging auf: Heute beschäftigt Google in Zürich Mitarbeiter aus 85 Nationen. «Das zeigt, dass die Schweiz als Arbeits- und Technikplatz attraktiv ist», so Hölzle.
Der Standort sei über die Jahre mit erfolgreichen Projekten organisch gewachsen, so Hölzle. Heute ist die Schweiz der wichtigste Entwicklungsstandort des Konzerns ausserhalb der USA. Die Spezialisten entwickelten die Suchfunktion, mit der in Echtzeit die schnellsten ÖV-Verbindungen gegoogelt werden können. «Aktuell wird in Zürich auch eine Flugdatenbank aufgebaut, mit der der CO2-Ausstoss verschiedener Flüge verglichen werden kann», sagt Google-Schweiz-Chef Patrick Warnking (50).
Rutschen, Hunde und Betten im Büro
Die «Zoogler», wie die Google-Angestellten in Zürich genannt werden, tüfteln auch an immer neuen Funktionen für das Videoportal Youtube mit seinen über zwei Milliarden Nutzerinnen und Nutzern. Dem Konzern gelingt es, trotz Fachkräftemangel die dafür nötigen Talente zu ködern. Google rekrutiert unter anderem Absolventen der ETH Zürich und betreibt ein Lernenden-Programm.
Wie von den Techkonzernen im Silicon Valley bekannt, setzt Google auf spassige Angebote. Die Angestellten an der Europaallee können eine Rutsche hinuntersausen, Tischtennis oder Billard spielen, in einem Schlafraum einen Mittagsschlaf machen oder sich in der Kantine und in kleinen Küchen verpflegen.
Wachstumspläne gehen weiter
Google zahlt auch gute Löhne: Schon junge Software-Ingenieure können zwischen 145'000 und 200'000 Franken verdienen.
Hölzle will mit Google in Zürich auch in Zukunft hoch hinaus: «Ich hoffe, dass wir jedes Jahr 5, 10 oder 15 Prozent wachsen können.» 2023 will Google an der Müllerstrasse in Zürich ein weiteres Bürogebäude mit 15'000 Quadratmetern beziehen. Beschäftigt der Techkonzern in der Schweiz bald 10'000 Mitarbeiter? «Vielleicht», so Hölzle.