Impfpflicht light
US-Regierung drängt Angestellte zur Spritze

Joe Biden will die Impfquote in der eigenen Regierung erhöhen. Seine Massnahmen hätten womöglich auch in der Schweiz eine grosse Wirkung.
Publiziert: 30.07.2021 um 19:04 Uhr
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Joe Biden will die Impfquote pumpen.
Foto: keystone-sda.ch

Angesichts einer neuen Corona-Welle und einer stockenden Impfquote drängt die US-Regierung mehrere Millionen Mitarbeiter mit neuen Regeln zur Impfung. Angestellte des Bundes, die keinen Impfnachweis vorlegen können, sollen künftig stets eine Maske tragen müssen und ein bis zwei Mal pro Woche auf eine mögliche Infektion getestet werden, wie US-Präsident Joe Biden (78) am Donnerstag erklärte.

Um die Impfquote in der Bevölkerung anzuheben, fordert er Bundesstaaten und Kommunen zudem auf, jeder neu geimpften Person eine Belohnung von 100 US-Dollar zu zahlen.

Die Regelung für die mehr als zwei Millionen zivilen Angestellten der Regierung gilt demnach auch für Mitarbeiter von Vertragspartnern, die in Einrichtungen der Regierung arbeiten. Ungeimpfte Mitarbeiter sollen in Bezug auf Dienstreisen zudem starken Beschränkungen unterliegen.

Einzig bequeme Lösung

Das Weisse Haus will mit den strengen Regeln Impfungen offenbar zur einzig bequemen Lösung machen – allerdings ohne dabei explizit auf eine politisch umstrittene Impfpflicht zu setzen. Biden betonte aber, die Regierung unterstütze Firmen, die eine Impfpflicht für ihre Mitarbeiter verhängen wollten.

«Wir alle wollen, dass unsere Leben wieder normal werden, und vollständig geimpfte Arbeitsplätze werden schnell dafür sorgen«, so der US-Präsident. Am Mittwoch hatten zum Beispiel Google und Facebook eine Impfpflicht angekündigt.

Biden wies nun auch das Verteidigungsministerium an, zu prüfen, ab wann die Streitkräfte eine Corona-Impfpflicht verhängen könnten. Das Ministerium beschäftigt rund drei Millionen Menschen, darunter rund zwei Millionen Soldatinnen und Soldaten.

Hebel für Quote

Unter Bundesmitarbeitern sind nicht alle mit strengeren Vorgaben einverstanden. Eine Gewerkschaft von Strafverfolgungsbeamten etwa äusserte sich bereits kurz vor der Verkündung besorgt, dass das Recht auf Privatsphäre und freie Entscheidung beschnitten werden könnte.

Die Idee der Impfpflicht light würde womöglich auch in der Schweiz zu einer Erhöhung der Impfquote führen. Die öffentliche Hand ist die grösste Arbeitgeberin im Land. Fast jeder fünfte aller Schweizer Angestellten ist im öffentlichen Sektor tätig – beim Bund, bei den Kantonen, Gemeinden, Schulen, Transportunternehmen, Gesundheitseinrichtungen oder bei anderen öffentlich-rechtlichen Organisationen.

In der Schweiz sind mittlerweile 47,9 Prozent des Bevölkerungteils, der sich impfen lassen kann, vollständig geimpft. Insgesamt wurden seit Beginn der Impfkampagne 8'978'071 Impfungen verabreicht. 4'139'512 Personen haben zwei Impfdosen erhalten, bei 699'047 Personen wurde bislang nur die Erstimpfung vorgenommen. (SDA/ise)

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