Wer heute ein Eigenheim kaufen will, schafft das meist nicht mehr aus eigener Kraft. Vor allem junge Hauskäufer brauchen finanzielle Unterstützung – meist stammt diese aus dem Familienkreis. Ohne scheint ein Hauskauf fast nicht mehr möglich zu sein. Allein im letzten Jahr stiegen die Preise für Einfamilienhäuser um 10,3 Prozent und diejenigen von Stockwerkeigentum um 7,2 Prozent.
Das ist der grösste Anstieg, den Raiffeisen seit der Einführung ihres Transaktionspreisindex im Jahr 2015 je verzeichnet hat. Treiber der Preisspirale sind unter anderem die gestiegene Nachfrage nach Eigenheimen und die tiefen Hypothekarzinsen. Neuerdings sorgt allerdings ein weiterer Faktor für Ungleichgewicht auf dem Eigenheimmarkt: Erbschaften und Erbvorbezüge sind zu einem wesentlichen Treiber des Preisanstiegs geworden.
Hauskäufer brauchen doppelt so viel Eigenkapital
Um ein Haus oder eine Wohnung kaufen zu können, müssen Schweizerinnen und Schweizer heute entweder ein sehr hohes Einkommen haben oder über grosse Kapitalreserven verfügen. Im Jahr 2000 kostete eine typische 4-Zimmerwohnung noch rund 450'000 Franken. Der Mindestanteil an Eigenkapital, das für eine solche Wohnung aufgebracht werden musste, betrug 90'000 Franken. Heute kostet dieselbe Wohnung 910'000 Franken. Und die minimale Eigenkapitalanforderung liegt damit bei über 180'000 Franken.
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Hauskäufer müssen heute also mindestens das Doppelte aufbringen wie noch bei der Jahrtausendwende. Das zeigt eine neue Studie von Raiffeisen. Kein Wunder, sind Erbschaften heute entscheidender denn je, wenn es um die Finanzierung des Eigenheims geht. Das Problem: Erbschaften und Erbvorbezüge treiben die Preise für Immobilien gleichzeitig weiter in die Höhe.
Erst der Anfang der Erb-Preis-Spirale
«Ein Ende dieser Erb-Preis-Spirale ist noch längst nicht in Sicht, denn mit den Babyboomern erreicht nun eine sehr grosse und sehr wohlhabende Generation das Pensionsalter», sagt Martin Neff (61), Chefökonom von Raiffeisen. «Dank ihrer grossen Vermögen stehen ihnen reichlich überschüssige Mittel zur Verfügung, um ihren Sprösslingen beim Eigenheimkauf unter die Arme zu greifen», so Neff.
Auch die steigenden Hypothekarzinsen werden laut Neff nichts an der anhaltend grossen Nachfrage und dem damit verbundenen Preisanstieg bei Eigenheimen ändern. «Die Zinswende wird sich hierzulande höchstens als Mini-Zinswende entpuppen», sagt Neff. Die Finanzierungskonditionen für Immobilien seien auch auf nun leicht höherem Niveau weiterhin äusserst attraktiv. Sich jetzt eine 10-jährige Hypothek zu sichern, ist deswegen nicht unbedingt nötig. (SDA/dvo)