Glücklich ist, wer schon Wohneigentum hat. Denn seit Ausbruch der Pandemie gehen die Preise fürs Eigenheim durch die Decke. Allein 2021 stiegen sie laut der UBS um 6 Prozent. Was heisst das fürs Jahr 2022? Werden die Preise noch weitersteigen? Wie viele Einfamilienhäuser kommen auf den Markt? Und wie tief können die Hypothekarzinsen noch sinken? Blick wagt einen Ausblick.
Rentner verkaufen ihr Haus seltener
Laut den Immobilienexperten kennen die Preise für Einfamilienhäuser weiterhin nur eine Richtung: nach oben! «Alles andere als ein weiterer Anstieg würde uns sehr überraschen», sagt Fredy Hasenmaile (54), Immobilienexperte der Credit Suisse (CS). Die Bank rechnet mit Preissteigerungen im mittleren einstelligen Bereich.
Der Grund: Wohneigentum bleibt knapp. Zumal auch im Jahr 2022 weniger ältere Personen aus ihrem Einfamilienhaus ausziehen werden. Im Jahr 2020 verringerte sich die Zahl der Eintritte in Altersheime laut der CS um insgesamt 7000. «Ältere Haushalte dürften auch im kommenden Jahr ihre Zurückhaltung gegenüber Alters- und Pflegeheimen nicht ablegen», sagt Hasenmaile. Schuld daran ist die Pandemie: Um die Gefahr einer Ansteckung zu minimieren, bleiben sie lieber im eigenen Haus. Das führt dazu, dass weniger Einfamilienhäuser auf den Markt gelangen.
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Bau von 8000 neuen Häusern
Immerhin: Es entstehen wieder etwas mehr Einfamilienhäuser. «Schweizweit wurden in den vergangenen vier Quartalen Baugesuche von knapp 8000 Einfamilienhäuser eingereicht», sagt Ursina Kubli (42), Immobilienexpertin der ZKB, zu Blick. Das sind so viele wie letztmals vor drei Jahren. Laut Kubli handelt es sich dabei jedoch häufig um Ersatzneubauten, sodass sich das Angebot nur leicht erhöhen wird.
Und was ist mit den Hypothekarzinsen? «Die Phase ultratiefer Zinsen neigt sich dem Ende zu», sagt Hasenmaile von der CS. Er rechnet bis Ende 2022 mit deutlichen Zinsanstiegen bei den Festhypotheken. Bei den Zehnjährigen könnte der Zins beispielsweise von 1,3 auf 1,65 Prozent ansteigen.
Mieten steigen leicht an
Während das Angebot an Einfamilienhäusern weiter knapp bleibt, gibt es bei den Mietwohnungen noch immer ein Überangebot. Ländliche Gebiete kämpfen mit hohen Leerständen. In den Agglomerationen werden 2022 laut der ZKB jedoch voraussichtlich weniger Wohnungen leer stehen.
Die erhöhte Zahlungsbereitschaft für Wohnen spiegelt sich auch in den Mieten wider. «Bei den Abschlussmieten erwarten wir Preisanstiege zwischen 1 und 2 Prozent», sagt Hasenmaile. Abschlussmieten bezeichnen tatsächlich abgeschlossene Mietverhältnisse. Bei den Angebotsmieten, also den inserierten Mieten, dürfte der jahrelange Rückgang deutlich abflachen.