Verbier VS im Herzen der Schweizer Alpen hat sich eben erst zum zweiten Mal in Folge den Award «World's Best Ski Resort» geholt. Weniger charmant, als sich das Alpendorf mit seinem Top-Skigebiet präsentiert, sind Immobilien-Auswüchse, die immer wieder für Schlagzeilen sorgen.
Bei der folgenden Geschichte bleibt einem tatsächlich die Spucke weg. «Ein in Verbier ansässiger Italiener verkaufte seine als Zweitwohnsitz gemeldete Wohnung für mehr als 32'000 Franken pro Quadratmeter und kaufte eine Wohnung als Hauptwohnsitz für 16'000 Franken pro Quadratmeter zurück», zitiert die Zeitung «Le Matin Dimanche» einen diskreten Makler aus der Romandie. Diese Transaktion spülte ihm vier Millionen Franken aufs Bankkonto, ohne grosses dafür tun zu müssen. Laut dem Makler geht es hier um Immobilien mit einer Fläche von 120 bis 180 Quadratmetern.
Kaum zu glauben, oder? «Ja, das gibt es, es ist ein perverser Effekt der Lex Weber», sagt Immobilienspezialist aus Verbier, Daniel Guinnard, der Zeitung.
Bundesgesetz beschränkt Zweitwohnungsbau
Das Bundesgesetz über Zweitwohnungen verbietet zwar den Bau neuer Zweitwohnungen in Gemeinden mit einem Zweitwohnungsanteil über 20 Prozent. Es sieht aber auch Ausnahmen vor. Und: Im Rahmen dieses Gesetzes können Wohnungen, die vor 2012 gebaut wurden, als Zweitwohnungen verkauft werden, auch wenn der Eigentümer sie als Hauptwohnsitz nutzt.
Tatsache ist: In den Luxusferienorten wie Verbier im Wallis ist der Wert von Chalets und Wohnungen, die nur einen Teil des Jahres bewohnt werden, in den letzten zehn Jahren explodiert, während der Wert von Hauptwohnsitzen stabil geblieben ist. Grund ist auch der Knappheitseffekt an Zweitwohnungen, der deren Preisanstieg massiv angekurbelt hat.
Zwei neue Bauprojekte in Verbier
Dieser Preisunterschied zwischen diesen beiden Arten von Immobilien begünstigt heute solche Transaktionen. Laut «Le Matin Dimanche» wurden in Verbier kürzlich zwei grössere Projekte für Hauptwohnsitze gestartet. Es seien dies die ersten dieser Art nach Verabschiedung der Lex Weber. Andere Projekte beschränkten sich auf einige einzelne Chalets. In diesem Rahmen gelang es dem italienischen Bewohner von Verbier, seine hübsche Wertsteigerung zu erzielen.
Einige Wohnungsbesitzer denken nun laut der Zeitung darüber nach, ihr «frei stehendes» Haus zum Höchstpreis zu verkaufen, um ein wesentlich billigeres Objekt als Hauptwohnsitz zu erwerben. (uro)