Braucht es den Flugmodus noch? Bei vielen Airlines ertönt vor dem Abheben immer noch der Aufruf, Passagiere müssten Mobiltelefone ausschalten oder eben in den Flugmodus setzen, der sämtliche Kommunikationsfunktionen ausschaltet. Doch Experten gaben schon vor längerer Zeit Entwarnung.
Vor zehn Jahren erklärte die Europäische Dachorganisation für Luftfahrtsicherheit (Easa) nämlich, dass Handys an Bord keine Gefahr seien. Fluggesellschaften konnten den Mobiltelefongebrauch damals schon erlauben, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.
Auch die Pilotengewerkschaft Aeropers vertritt die Ansicht, dass Smartphones eingeschaltet bleiben könnten und der Flugmodus nicht mehr nötig sei. Die Navigationsgeräte der Flugzeuge seien heute so entwickelt, dass sie durch die Handys nicht gestört würden, erklärt Vorstandsmitglied Roman Boller im Bericht.
Störung der Funkverbindung
Eine kleine Hürde bestehe trotzdem. «Es können Störgeräusche in den Funkverbindungen zwischen Boden und Cockpit entstehen», erklärt ein pensionierter Pilot dem «Tages-Anzeiger». «In seltenen Fällen könnte es vorkommen, dass die Cockpitbesatzung einen Funkspruch nicht mitbekommt oder nicht versteht.» In seiner gesamten Berufskarriere habe er aber keinen solchen Fall erlebt.
Doch wie sehen die Regelungen der Schweizer Airlines genau aus? Auf der Website der Swiss heisst es, dass Handys nicht ausgeschaltet werden müssen. «Es ist tatsächlich so: Die Swiss-Flugzeuge sind alle geprüft und als tolerant gegenüber dem Gebrauch von elektronischen mobilen Geräten eingestuft», sagt Sprecherin Meike Fuhlrott. Partnergesellschaften wie Helvetic oder Edelweiss hätten aber eigene Regeln.
USA-Flüge sind dabei eine Ausnahme. Telefonieren und das Senden von Nachrichten sind im amerikanischen Luftraum verboten. Darum muss auf diesen Flügen der Flugmodus immer eingeschaltet sein.
Neuere Handys haben ein anderes Risiko
Mittlerweile haben aber Handys und Laptops eine neue Stufe der Leistungsfähigkeit erreicht, die zunehmend zur Gefahr im Flugzeug werden können. Das Problem ist allerdings nicht die Beeinträchtigung des Funks, sondern die immer stärkeren Batterien. Dadurch steigt nämlich das Risiko, dass sie sich erhitzen oder sogar in Brand geraten. Rutscht ein Handy zwischen die multifunktionalen Sitze mit viel Elektronik, steigt das Erhitzungspotenzial noch einmal. Insbesondere in der Business- oder First-Class ist diese Gefahr real. Tatsächlich mussten dieses Jahr bereits mehrere Flugzeuge notlanden, da sich Mobilgeräte gefährlich erhitzt haben.
«Es ist eine Tatsache, dass Batterien immer leistungsfähiger werden. Aus diesem Grund dürfen sie nur unter strengen Bedingungen mitgeführt werden», sagt das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl). Die Sicherheitskontrollen am Flughafen dienen dazu, die Passagiere darauf aufmerksam zu machen. Die Verantwortung, das leistungsstarke Handy in den Flugmodus zu versetzen, um so die Batterie nicht zu stark zu belasten, obliegt aber den Fluggästen.