Immense Summen für Privatkurse
Reiche Eltern führen unfairen Kampf um Gymnasiumsplätze

Der Kampf um einen Platz an den Zürcher Gymnasien ist alles andere als fair. Wer es sich leisten kann, schickt sein Kind für viele tausend Franken in einen privaten Vorbereitungskurs. Es wird mit harten Bandagen gekämpft.
Publiziert: 20.02.2022 um 15:13 Uhr
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Aktualisiert: 21.02.2022 um 06:48 Uhr
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Die Gymnasiumsplätze in Zürich sind begrenzt und begehrt. Einige Eltern tun alles, damit der Nachwuchs aufgenommen wird.
Foto: Keystone

Als Eltern will man nur das beste für sein Kind: Der Nachwuchs soll eines Tages möglichst gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt und ein hohes Einkommen haben. Viele Eltern wollen ihr Kind deswegen unbedingt aufs Gymnasium schicken und tun alles dafür. Sie stecken ihren Nachwuchs in private Vorbereitungskurse, die viele tausend Franken kosten.

Eltern, die sich dies nicht leisten können, müssen mit den Angeboten der Primarschulen vorliebnehmen. In der «NZZ» ärgert sich ein Vater aus dem Sihltal über die Qualität dieser Kurse an der ehemaligen Primarschule seiner Tochter: «Das war nichts! Und im Unterricht haben sie höchstens einen Aufsatz geschrieben!» Seine Tochter hat die Aufnahme fürs Langzeitgymnasium nicht bestanden und besucht mittlerweile das Kurzzeitgymnasium.

Kinder von Normalverdienern benachteiligt?

Die Gymnasiumsplätze sind begrenzt, doch es treten immer mehr Kinder zu den Aufnahmeprüfungen an. Allein im vergangenen Jahr waren es 4600 Primarschüler, von denen mehr als die Hälfte durchgefallen sind. Nur 15 Prozent aller zwölfjährigen Kinder im Kanton Zürich dürfen aufs Langzeitgymnasium.

Auch ein Vater aus Zürich Höngg wundert sich über die fehlende Unterstützung an der ehemaligen Primarschule seines Sohnes. Die Vorbereitung auf die Gymiprüfung sei bis auf einen Nachmittagskurs Sache der Eltern, hiess es dort.

Eltern setzen Kursanbieter unter Druck

Und das kostet. Der private Anbieter Lernstudio verlangt für einen Kurs, der von August bis März dauert, 3170 Franken. Wer will, kann bereits seinen Fünftklässler in einen intensiven Vor-Vorbereitungskurs für 1450 Franken schicken. Beim Anbieter Logos-Lehrerteam kostet ein Kurs von August bis Februar gar 3400 Franken. Mitmachen dürfen nur Kinder, die in Deutsch und Mathematik mindestens einen Notenschnitt von einer Fünf haben. Wer darunter liegt, ist auf eine Empfehlung der Lehrperson angewiesen oder muss Einzelunterricht nehmen. Kostenpunkt: 69 Franken pro Stunde.

Franco Faga, Inhaber von Logos-Lehrerteam, berichtet gegenüber der «NZZ am Sonntag» von Eltern, die Kursanbieter unter Druck setzen. Sie drohen mit dem Anwalt oder fragen alle zwei Tage telefonisch nach dem Lernfortschritt. Damit wollen sie auf Nummer sicher gehen, dass es der Nachwuchs auch wirklich aufs Langzeitgymnasium schafft.

Die Privatkurse zahlen sich aus. Lernstudio sagt von sich, dass 90 Prozent der Kursabsolventen die Gymiprüfung bestehen. Wer auch danach nichts anbrennen lassen will, kann nach bestandener Prüfung weitere Kurse bezahlen, damit der Nachwuchs auch die Probezeit zu Beginn des Gymnasiums besteht. (smt)

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