Schlauere Maturanden, erfolgreichere Lehrabgänger
Bei uns kommen Schüler besser durch die Pandemie als bei unseren Nachbarn

In der Schweiz bestehen dank Corona mehr Jugendliche die Maturitäts- und die Lehrabschlussprüfungen. Auch Universitäten erleben einen regelrechten Boom. Die Schweiz habe im Vergleich zu anderen Ländern denn auch vieles richtig gemacht, lobt ein Experte.
Publiziert: 12.10.2021 um 10:48 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2021 um 14:33 Uhr
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Schweizer Schulkinder sind besser durch die Pandemie gekommen als Schulkinder anderswo. Blick ins Gymnasium Freudenberg in Zürich.
Foto: Keystone

Für Schülerinnen und Schüler ist die Pandemie eine mühsame Sache: Maskenpflicht im Unterricht, Fernstudium statt Präsenzvorlesungen und abgesagte Klassenlager sind nur einige Stichworte. Doch nun zeigt sich: Die Schülerinnen und Schüler kamen in der Schweiz deutlich besser durch die Pandemie als anderswo.

Erfolgsquote am Gymi steigt um 2 Prozent

So haben letzten Sommer 2 Prozent mehr Gymi-Schüler die Maturitätsprüfungen bestanden, sagt Bildungsforscher Stefan Wolter (55) in der «NZZ». Auch bei den Lehrabschlussprüfungen sei die Durchfall-Quote signifikant gesunken. Wolter nennt diese Jugendlichen «Krisengewinner». Unter normalen Umständen hätten sie ihre Abschlussprüfungen wohl nicht bestanden. Der Stillstand des öffentlichen Lebens aufgrund der Pandemie habe ihnen auf die Sprünge geholfen.

Ausserdem ist die Zahl der Lehrstellen in der Schweiz relativ stabil geblieben – entgegen ursprünglicher Prognosen, wonach es einen Einbruch geben könnte. Statt Lehrstellenknappheit herrscht in vielen Branchen vielmehr Fachkräftemangel.

Studenten büffeln statt zu reisen

Die Universitäten verzeichneten in der Pandemie derweil einen regelrechten Boom: Die Einschreibungen explodierten, «weil es praktisch keine Möglichkeit mehr gab, ein Zwischenjahr zu absolvieren», so Wolter. Nun muss sich allerdings noch zeigen, ob die Neu-Studenten die Uni auch abschliessen – oder nach einigen Semestern bereits die Nase voll haben.

Dass die Schweizer Schulen glimpflich davongekommen sind, liegt auch daran, dass sie verhältnismässig kurz geschlossen blieben. Es waren knapp 2 Monate, ab Mai 2020 gab es wieder Präsenzunterricht. Zum Vergleich: In Deutschland kehrten die Kinder je nach Bundesland erst im August, nach den Sommerferien, in die Schulen zurück.

Die Schweiz hat mit Blick auf die Bildung in der Covid-19-Pandemie denn auch vieles richtig gemacht, sagt Stefan Wolter, der für Bildungsanliegen auch in der wissenschaftlichen Covid-Taskforce sitzt. «Schulen sollten ‹last to close, first to open› sein.» Und an diesen Grundsatz hätte sich die Schweiz gehalten, auch wenn sie damit letztes Jahr ziemlich alleine dastand.

Definitive Zahlen zum Abschneiden der Schweizer Schüler gibt es allerdings erst in zwei Jahren. Dann nämlich werden die neusten Pisa-Statistiken veröffentlicht. Die Pisa-Tests mussten wegen der Pandemie verschoben werden.

Herbstferien könnten zu Chaos an Schulen führen

Sorgen bereitet Stefan Wolter allerdings die baldige Wiederaufnahme des Unterrichts nach den Herbstferien. «Die Gefahr, dass sich an den Schulen Ähnliches wie nach den Sommerferien wiederholt, ist immer noch gross», warnt er. Stichwort: grosse Ausbrüche, Quarantäne, vorübergehende Schulschliessungen.

Auch die Taskforce-Leiterin Tanja Stadler (40) plädierte jüngst in einem Interview mit Blick für bessere Schutzmassnahmen an den Schulen. Sie fordert flächendeckende Massentests, CO2-Sensoren und Masken. Dies zumindest, solange die Impfquote in der Schweiz tief liegt und es keine Impfung für Kinder gibt. Denn aktuell sind 60 Prozent der Bevölkerung doppelt geimpft. (SDA/sfa)

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