Sie blicken in ihrer aktuellen Lageeinschätzung einer ungewissen Wintersaison entgegen: Bergbahnen, Beizer und Hoteliers. Noch ist auf den ersten Pisten, die bereits geöffnet haben, alles wie im Vorjahr, als die Schweiz einen Sonderweg fuhr und die Bahnen trotz Corona laufen liess. Eine Zertifikatspflicht auf Skipisten scheint derzeit trotz steigender Infektionszahlen undenkbar. Nur in Warteräumen und der Gondel muss man eine Maske tragen.
Anders in Österreich: In Hotels, Restaurants, auf Skipisten sowie beim Après-Ski gilt 2G. Deutschland wird mit der 3G-Regel in die kommende Skisaison starten. Seilbahnbetreiber dürfen Geimpfte, auf Covid-19 Getestete oder Genesene befördern. Bayern allerdings hat bereits verschärft, auf der Zugspitze etwa gilt 2G – ein Test genügt nicht mehr.
Das verunmöglicht so manch Ungeimpftem den Spass am Wintersport.
Mehr Gäste aus Frankreich und Italien
Verbringen deshalb mehr Deutsche und Österreicher ihre Sportferien in der Schweiz? Hotelleriesuisse-Präsident Andreas Züllig (62) winkt ab. «Die Deutschen verbringen jeweils Weihnachtsferien mit der ganzen Familie in den Bergen», sagt er. Sie seien coronabedingt aber noch vorsichtig. «Dieses Jahr bleiben sie wohl mehrheitlich zu Hause und lassen die Ferien aus.» Dafür erwartet er wieder etwas mehr Gäste aus Frankreich und Italien.
Der Buchungsstand sei aber gut. «Zahlreiche Schweizer werden statt in Österreich bei uns auf die Piste gehen», glaubt er. Auch diesen Winter würden noch einmal die Schweizer das Geschäft retten. «Sie haben früher gebucht als in normalen Jahren.» Er sei zuversichtlich. «Wenn uns Corona keinen Strich durch die Rechnung macht, dürfte es eine positive Saison werden», sagt Züllig.
Personalmangel macht zu schaffen
Schwer zu schaffen macht den Wirten und Hoteliers der Personalmangel. Viele verkleinern das Angebot oder verkürzen die Öffnungszeiten. «So was hab ich noch nie erlebt», so Züllig. Gutes Personal für Bergbeizen zu finden, sei schon immer schwierig gewesen, weil die Arbeitsbedingungen hart sind. «Dass man aber auch im Dorf unten nach qualifiziertem Personal suchen muss, das ist neu.»
Züllig glaubt nicht, dass nun vermehrt Angestellte aus Österreich oder Deutschland in die Schweiz kommen. «Die haben die gleichen Probleme wie wir und werden alles daran setzen, ihre besten Leute halten zu können», sagt Züllig. Er hat vorgesorgt. In seinem Hotel Schweizerhof auf der Lenzerheide GR sind alle 130 Stellen besetzt. «Wir bieten unseren Leuten Ganzjahresverträge an, das ist für sie attraktiv», erklärt Züllig.
80 Prozent der Angestellten geimpft
In Sachen Impfung hat die Hotellerie ihre Hausaufgaben gemacht.
80 Prozent der Hotelangestellten sind geimpft – deutlich mehr als der Durchschnitt der Schweizer Bevölkerung, heisst es in einer noch unveröffentlichten Branchenumfrage von Hotelleriesuisse, die Blick vorliegt. «Bei uns müssen Ungeimpfte zweimal pro Woche zum Test, Geimpfte einmal», so Züllig. Die Abstände zwischen den Tischen habe man belassen. «Und alle Mitarbeiter arbeiten mit Maske.»
Auch die Erfahrungen mit dem Zertifikat seien gut. «Es wird von den Gästen grösstenteils akzeptiert. Und für uns Hoteliers hält sich der Aufwand im Rahmen. Wir kontrollieren das Zertifikat einmal beim Einchecken, das ist machbar», sagt Züllig.
Und doch: Die unberechenbare Corona-Situation bereitet den Hoteliers Sorgen, wie die Lageeinschätzung von Hotelleriesuisse zeigt. Sie rechnet für die Monate Dezember 2021 bis Februar 2022 mit einer durchschnittlichen Auslastung von 44 Prozent. Das sind immer noch sieben Prozent weniger als vor Corona. «Das liegt an Gästen, die mit der Buchung wegen der Unsicherheiten rund um Covid-19 noch zuwarten», sagt Züllig. «Zudem zieht es Schweizerinnen und Schweizer wieder vermehrt ins Ausland.»