Hohe Kosten und Geldabfluss
Was ist los bei der Traditionsbank Vontobel?

Wieder weniger Gewinn und steigende Kosten: Die Zahlen bei der Bank Vontobel werden laufend schlechter. Was dahintersteckt.
Publiziert: 28.07.2023 um 13:35 Uhr
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Aktualisiert: 31.07.2023 um 10:07 Uhr
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Vontobel fährt im ersten Halbjahr einen Gewinn von 127 Millionen Franken ein. Das entspricht erneut einem deutlichen Rückgang.
Foto: Keystone
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Martin SchmidtRedaktor Wirtschaft

Bei der renommierten Zürcher Bank Vontobel läuft es ganz und gar nicht nach Wunsch. Während viele Schweizer Banken starke Halbjahreszahlen präsentieren können, schwächelt die Bank weiterhin. Verglichen mit den Zahlen aus der ersten Jahreshälfte 2022 ist der Gewinn um weitere 16 Prozent auf 127 Millionen gesunken. Auch die Eigenkapitalrendite tauchte um 2,1 Prozentpunkte auf neu 12,5 Prozent – nachdem die Zahlen bereits im letzten Jahr enttäuschend waren.

Die Analysten hätten zwar noch schwächere Zahlen erwartet. Ein wirklicher Grund zur Freude ist das aber trotzdem nicht. «Vontobel ist derzeit im Asset Management schwach unterwegs», sagt Matthias Geissbühler (48), Anlage-Chef der Raiffeisenbank.

UBS startet Entlassungen bei Investmentbankern

Im Asset Management legt die Bank die Gelder ihrer institutionellen Kunden wie Pensionskassen an. Ein Geschäft, das im turbulenten letzten Börsenjahr schwierige Zeiten durchlebt hat. Auch bei Vontobel lief es gar nicht, weshalb Anleger ihre Gelder abzogen. «Die institutionellen Anleger sind gnadenlos, wenn die Performance nicht stimmt», so Geissbühler. Dieser Mittelabfluss hielt auch im ersten Halbjahr 2023 weiter an.

Kosten laufen aus dem Ruder

Ein grosses Problem der Zürcher Bank sind die steigenden Kosten: Die Aufwände beliefen sich im ersten Halbjahr auf 78,2 Prozent der Erträge. Ein enorm hoher Wert. «Die Bank Julius Bär steht im Vergleich bloss bei 65 Prozent», sagt Geissbühler. Vontobel strebt einen Wert von unter 72 Prozent an. Gegenüber der zweiten Jahreshälfte 2022 konnten die Kosten jedoch reduziert werden. Vontobel betont gegenüber Blick, dass man bei den Kosteneinsparungen «on track» ist und sich in den höheren Kosten die Anstellung von 50 neuen Angestellten widerspiegelt.

Ein Kostentreiber ist das dezentrale Boutique-Modell. Dadurch sind die einzelnen Asset-Management-Einheiten zwar eigenständig und sorgen für eine gute Diversifikation, wie Geissbühler erklärt. «Doch der Ansatz sorgt für hohe Kosten, und wenn es mal nicht so läuft, ist es mit diesen Strukturen schwieriger, rasche Anpassungen vorzunehmen», führt er aus.

Kein Profiteur des CS-Debakels

Wenig hilfreich dürften bei den Problemen im Asset Management zudem auch gehäufte personelle Veränderungen gewesen sein. Vontobel scheint bis anhin zu den wenigen Schweizer Finanzhäusern zu gehören, die nicht von der CS-Übernahme durch die UBS profitieren. Ganz im Gegenteil zur Bank Julius Bär, die einen grossen Zufluss von ehemaligen Kunden der Credit Suisse verzeichnet. Das will Vontobel mit der geplanten Einstellung von mehreren Dutzend neuen Kundenberaterinnen und -beratern ändern.

Doch auch wenn Vontobel schwächelt: «Die Bank steht in Bezug auf die Kapitalisierung immer noch sehr gut da, und auch die Geschäftszahlen sind noch solide», sagt Geissbühler. Die CET1-Kapitalquote beträgt zur Jahresmitte 17,3 Prozent.

Der Turnaround ist in Gang: im zweiten Geschäftsjahr dürften die Zahlen – wie im Bankengeschäft üblich – aber erstmal noch deutlich schwächer ausfallen.

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