Foto: batmaid

Hingis-Firma kriegt auf den Putz
Batmaid muss Putzpersonal nun doch anstellen

Das «Uber der Putz-Branche» reagiert auf die Kritik am Geschäftsmodell. Batmaid wird nun zum Arbeitgeber von einem Grossteil der 2000 Reinigungshilfen.
Publiziert: 20.07.2020 um 14:43 Uhr
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Aktualisiert: 01.09.2020 um 10:44 Uhr
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Bislang verstand sich Batmaid als reine Plattform.
Foto: Getty Images

Die Vermittlungsplattform Batmaid findet klare Worte: «Die Krise hat uns die Grenzen des aktuellen Geschäftsmodells aufgezeigt», heisst es in einem Communiqué vom Wochenende. Ab dem nächsten Jahr werde Batmaid deshalb offizieller Arbeitgeber eines Grossteils der 2000 Reinigungshilfen sein, wie es heisst.

Batmaid verstand sich bislang als rein digitaler Player. Als Vermittler. Als Technikkonzern – analog zu Uber. Aber eben nicht als Arbeitgeber. Das Unternehmen macht es möglich, mit einigen wenigen Klicks eine Putzfrau zu bestellen. Der ehemalige Tennisprofi Martina Hingis wirbt für das Unternehmen. Der Versicherer Bâloise ist daran beteiligt.

Für Schlagzeilen sorgte die Firma in der Vergangenheit aber vor allem mit dem Vorwurf der Ausbeutung. Die Putzhilfen arbeiteten auf eigene Rechnung. 32 Franken werden dem Kunden berechnet. Die Putzkraft sieht davon aber nur einen Betrag von knapp 21 Franken. Die Differenz geht für Provision und Sozialabgaben drauf.

Keine Vorsorge

Batmaid war im Selbstverständnis nicht viel mehr als eine Buchungs- und Abrechnungsplattform. Die Firma kümmert sich nur um die Formalitäten, also um die Anmeldung bei der Sozialversicherung, um Lohnabrechnungen und Quellensteuern. Der Kunde muss einzig die Kreditkarte zücken.

Eine Batmaid mit 15 Kunden hat bei diesem Modell 15 verschiedene Arbeitgeber, wie der «Beobachter» vor kurzem geschrieben hat. Wenn bei einem dieser Auftraggeber aber die Kreditkarte nicht gedeckt ist, muss die Putzkraft selbst schauen, wie sie zu ihrem Geld kommt. Das gilt auch für die Verrechnung der Zeit für den Weg zur Wohnung der Auftraggeber.

Die vielen verschiedenen Arbeitgeber verhindern zudem, dass die Putzkräfte den Minimallohn erreichen, den es für eine Anmeldung bei der zweiten Säule braucht. Damit fällt ein wichtiger Teil der Altersvorsorge weg. Der Gesamtarbeitsvertrag der Reinigungsbranche für die Deutschschweiz sieht Beiträge an die berufliche Vorsorge allerdings ausdrücklich vor.

Juristische Probleme

Das Geschäftsmodell verhindert schliesslich auch, dass es zu regulierten Arbeitszeiten, bezahlten Ferien oder einer Krankentaggeldversicherung kommt, die einen Lohnausfall während zweier Jahre deckt. Batmaid war für die Sozialpartner der Reinigungsbranche deshalb ein Ärgernis.

Schlimmer noch: Die Firma landete auf dem Radar des kantonalen Arbeitsamtes in der Waadt.

Nun also folgt die grosse Kehrtwende, wenige Wochen nach dem Einstieg der Bâloise. Batmaid verspricht den Usern, dass künftig die Wahl bestünde: Entweder der User bleibe Arbeitgeber – oder aber Batmaid werde Arbeitgeber werden. Im Herbst sollen sich die Nutzer zwischen den beiden Möglichkeiten entscheiden müssen. Batmaid selbst rechnet damit, das Gros der Putzhilfen zu beschäftigen. (ise)

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