«Hilfe, meine Praxis ist pleite!»
Was tun, wenn der Hausarzt plötzlich fehlt

In Zürich Altstetten musste ich mühsam einen neuen Arzt finden, da viele Praxen keine neuen Patienten aufnehmen. Die Wartezeiten sind lang – und meine Krankenakten nicht greifbar.
Publiziert: 05.11.2024 um 19:57 Uhr
|
Aktualisiert: 06.11.2024 um 17:49 Uhr
1/6
Seit Ende August geschlossen: Hausarztzentrum Allcare in Zürich Altstetten.
Foto: Christian Kolbe

Auf einen Blick

Die Zusammenfassung von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast.
RMS_Portrait_AUTOR_928.JPG
Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Erfahren habe ich es am Küchentisch: Mein Hausarzt ist Konkurs! Mein Sohn wollte auf meine Empfehlung hin wegen einer Sportverletzung zu meiner Hausarzt-Praxis Allcare in Zürich Altstetten. Doch diese gab es inzwischen gar nicht mehr. Also musste ich einen neuen Hausarzt suchen, was gar nicht so einfach ist.

In meiner Nachbarschaft habe einige Praxen einen Aufnahmestopp, vereinbaren nur Termine mit bestehenden Patienten. Etwas überheblich lehnte ich Termine in zwei bis drei Monaten ab. Erst als mir Termine für Neupatienten im Frühling 2025 angeboten wurden, begriff ich den Ernst der Lage.

Krankenkassen helfen bei Suche

Was also tun, wenn die eigene Gruppenpraxis Konkurs oder aber auch der langjährige Hausarzt in Rente geht? Wer Glück hat, dem hilft der bisherige Arzt weiter. Oder auch die Krankenkasse. Je nach Schätzung sind inzwischen 75 bis 80 Prozent der Grundversicherten bei ihrer Krankenkasse in Hausarzt- oder anderen Alternativmodellen. Sie brauchen also einen Hausarzt oder einen Telemediziner als Erstanlaufstelle bei gesundheitlichen Problemen. Wie überlastet die Telmed-Anlaufstellen sind, darüber hat Blick kürzlich berichtet.

Einige Krankenkassen unterstützen die Suche nach einem neuen Hausarzt aktiv, gehen sogar auf ihre Versicherten zu, wenn sie von der Schliessung einer Praxis erfahren. Andere führen immerhin Listen mit Ärzten in der näheren Umgebung, die überhaupt noch neue Patienten nehmen.

So auch in meinem Fall. Erst musste ich zwar die Liste abtelefonieren, doch immerhin habe ich nun eine neue Hausärztin in ähnlicher Distanz von mir zu Hause wie die alte Praxis gefunden. Die vier Wochen Wartezeit bis zum ersten Termin erscheinen aufgrund meiner Erfahrungen als fast schon normal.

Krankenakten nicht zugänglich

Das Schweizer Gesundheitswesen sei zwar teuer, aber die hohe Qualität habe eben ihren Preis, heisst es. Nur: Mehrere Monate auf einen Termin zu warten, das kannte ich bis jetzt vor allem von Erzählungen aus anderen Ländern.

Wenn die eigene Gruppenpraxis schliesst, stellt sich zudem noch ein weiteres Problem: Wie komme ich an meine Krankenakten? In meinem Fall liegen rund 10 Jahre Krankengeschichte bei meiner alten Praxis. Die Akten sind beim Konkursamt, noch ist nicht absehbar, wann diese wieder zugänglich sein könnten. Zehntausende Patienten warten seit über zwei Monaten auf ihre Unterlagen.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Liebe Leserin, Lieber Leser
Der Kommentarbereich von Blick+-Artikeln ist unseren Nutzern mit Abo vorbehalten. Melde dich bitte an, falls du ein Abo hast. Noch kein Blick+-Abo? Finde unsere Angebote hier:
Hast du bereits ein Abo?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.