Impfgegner haben ein Stellenportal im Netz aufgeschaltet. Darauf vermitteln sie «impffreie Arbeitsstellen» an Arbeitgeber, die Bewerberinnen und Bewerber ohne Corona-Impfung suchen. Man wolle in der «sogenannten Pandemie» der «Ausgrenzung und Diffamierung von Arbeitnehmern» wegen ihres Impfstatus entgegenwirken.
So steht es auf dem Jobportal impffrei.work, wie das Nachrichtenmagazin «Spiegel» berichtet. Über die Corona-Impfung heisst es wörtlich: «Alle Schwachsinnigen werden sich bereitwillig den letzten goldenen Schuss geben lassen.»
Betreiber wollen anonym bleiben
Namen der Betreiber findet man keine auf der Webseite. Die Macher wollen offenbar anonym bleiben. Aus welcher Ecke sie kommen, wird aber schnell klar, wenn man Aussagen wie die Folgenden liest: «Wir befinden uns an der Schwelle zu einer weltweiten Veränderung und hier gilt es, die notwendigen Vorbereitungen zu treffen und neue Wege in die Eigenverantwortung und das Umdenken einzuschlagen.»
So hoffe man, dass hier viele neue Jobs für verantwortungsbewusste und freiheitsliebende Menschen vergeben oder gefunden werden. So steht es auf der Seite von impffrei.work.
Firmen aus der Schweiz
Das Angebot scheint Anklang zu finden. Zwei Wochen nach der Lancierung sind bereits rund 100 Jobs aufgeschaltet. Darunter auch Arbeitgeber aus der Schweiz. So suchen die Bergbahnen Samnaun GR auf dem impfkritischen Stellenportal «gutes Personal», für die fünf Gastrobetriebe mit 180 Mitarbeitern.
«Wie viele andere Betriebe auch, benötigen wir sehr dringend gut ausgebildetes Personal, vor allem in der Küche», sagt Herwig Stenitzer, Leiter Gastronomie Samnaun, auf Nachfrage zu Blick. Auf den kostenpflichtigen Standard-Portalen habe man erfolglos gesucht.
«Es war ein Versuch wert»
«Entsprechend haben wir unsere Inserate auch auf allen schnell verfügbaren Gratis-Angeboten und Portalen erweitert. Auch auf solche, die sich per Mail selber empfohlen haben», sagt Stenitzer. «Es war ein Versuch wert.» Man nehme mit den Betrieben an freiwilligen Tests teil. Zwei Drittel der Mitarbeiter seien Grenzgänger aus Österreich und Italien, die zusätzlich alle 48 Stunden getestet würden. «Ein Grossteil davon ist zudem bereits geimpft», sagt Gastro-Leiter Stenitzer.
Auch das Restaurant Löwenburg in Lienz SG sucht eine Servicefachkraft (per sofort, 80 bis 100 Prozent). In Winterthur ZH wird eine heilpädagogische Betreuerin für Jugendliche bis 17 Jahre gesucht. Alles Jobs mit direktem Kontakt zu Kunden oder Menschen. Fragen von Blick wollten die beiden konfrontierten Betriebe bisher nicht beantworten.
«Impffreie Behindertenbetreuer»
In Deutschland werden auf der Seite sogar «impffreie Behindertenbetreuer», Physiotherapeuten, Arzthelferinnen und Pflegekräfte gesucht. Und das, obwohl alte Menschen am stärksten vom Virus betroffen sind.
Der «Spiegel» wollte mit den Betreibern der Seite über ihre Motive sprechen. Anfragen liessen sie allesamt unbeantwortet. Die Mails des Nachrichtenportals veröffentlichten sie aber umgehend auf dem bei Corona-Skeptikern beliebten Messengerdienst Telegram.
In der Schweiz gibt es keine gesetzliche Impfpflicht. Kein Arbeitgeber kann seine Angestellten zwingen, sich impfen zu lassen.