Fliegende Herzchen-Ballone für eine Hochzeit, sie steigen in die Höhe, bis sie am Horizont verschwinden. Die goldig schimmernde Zahl 18 zur Volljährigkeit oder farbige Tierballone an der Chilbi! Wir alle lieben Heliumballone. Aber Spielzeugwarenhändler und Chilbi-Betreiber kommen immer schwerer an Helium heran. Recherchen zeigen: Das beliebte Gas wird immer knapper.
Das Familienunternehmen Ballon-Express in Zürich-Wiedikon füllt aktuell keine Ballone mehr mit Helium, die Kunden selber mitbringen. «Wir brauchen das Helium für unsere eigenen Produkte und Aufträge», sagt Chefin Evelyne Schacher (44) zu Blick. Die Preise musste die Firma bereits um rund zehn Prozent erhöhen.
Ballon-Express hat deshalb das Sortiment bereits mit Alternativen erweitert. Zum Beispiel verkauft das Zürcher Unternehmen mehr Party- und Geschenkartikel. «Im schlimmsten Fall müsste unser Familienbetrieb geschlossen werden», sagt Schacher.
«Wir bekommen nur sehr wenig Helium bis gar keines mehr», sagt auch Stefan Kühne (41), Geschäftsführer von Bonacker Ballonversand, zu Blick. Sein Unternehmen hat sich neben Partyartikeln auf das Geschäft mit Heliumballonen und -flaschen spezialisiert.
«Wir mussten bereits grosse Aufträge absagen, weil wir nicht genügend Helium zur Verfügung hatten», sagt Kühne weiter. Auch die Preise für Heliumflaschen hat der Ballonversand bereits um rund 15 Prozent erhöht.
Franz Carl Weber hebt Preise an
Neben Familienunternehmen müssen auch grössere Ladenketten die Preisschraube anziehen. So kostet beim Spielwarenverkäufer Franz Carl Weber (FCW) die sogenannte Balloon Machine, mit der man zu Hause für den Kindergeburtstag selber 30 Ballone mit Helium füllen kann, seit Oktober zehn Prozent mehr. Und auch beim Konkurrenten Spielkiste sind die Preise für Heliummaschinen für zu Hause um einen Fünftel gestiegen.
Für Folienballons, die vor Ort in der Filiale aufgeblasen werden, mussten beide Spielwarenhändler die Preise noch nicht erhöhen. Dies kann gemäss Patrick Lutz (43), Chef und Inhaber der Spielkiste Schweiz, aber noch kommen. «Solche Preisschwankungen haben wir noch nie gesehen», sagt er. «Wir müssen unsere Preise regelmässig überdenken.»
Franz Carl Weber hat nicht mehr so viele Heliumflaschen auf Lager wie üblich. «Sind mehrere Flaschen zusammen leer, kann es vorkommen, dass wir in einer Filiale für ein bis zwei Wochen keine Ballons aufblasen können», erklärt FCW-Chef Roger Bühler (57) auf Anfrage.
Grund für den Engpass ist unter anderem der Ukraine-Krieg. Das Gasverarbeitungswerk Amur im Osten Russlands könnte rund ein Drittel des weltweiten Bedarfs an Helium decken. Das Werk stand aber bereits vor Ausbruch des Kriegs still – aufgrund einer Explosion. Bislang wurde es nicht repariert. Und auch wenn Russland wieder Helium produzieren könnte, könnte es aufgrund der Sanktionen kaum nach Europa exportiert werden. Auch Algerien, ein weiteres wichtiges Exportland, exportiert seit Ausbruch des Kriegs weniger Helium.
Spitäler haben Vorrang beim Helium
Pangas, ein Anbieter von technischen und medizinischen Gasen in der Schweiz, muss wegen des fehlenden Heliums seine Auslieferungen priorisieren. «Auch uns stehen 20 bis 30 Prozent weniger Helium zur Verfügung», sagt Verkaufsleiter Marc Weidmann (43) zu Blick. Längerfristig haben Spielzeugwarenhändler und Chilbis das Nachsehen, denn Medizinprodukte für Spitäler haben Priorität bei Industriegas wie Helium.
Helium ist ein Industriegas, das für weitaus mehr als nur fliegende Ballons verwendet wird. Unter anderem brauchen Spitäler das Helium für Magnetresonanztomografen (MRT). Dort wird es zur Kühlung von Elektromagneten eingesetzt. Auch in der Wissenschaft wird flüssiges Helium bei Experimenten zur Kühlung verwendet.
In der Industrie kommt Helium in ganz verschiedenen Bereichen zur Anwendung. Zum Beispiel für Quantencomputer. Beim IBM-Quantencomputer muss der supraleitende Chip auf eine Temperatur von rund –275 Grad Celsius heruntergekühlt werden. Dies ist nur dank flüssigem Helium möglich.
Helium verfügt über einen tiefen Siedepunkt sowie eine hohe Wärme- und Stromleitfähigkeit. Deshalb wird es unter anderem auch im Flugzeugbau, in der Raketen- und Weltraumtechnik, in der Elektronik- und Atomindustrie sowie in der Medizin verwendet.
Helium ist ein Industriegas, das für weitaus mehr als nur fliegende Ballons verwendet wird. Unter anderem brauchen Spitäler das Helium für Magnetresonanztomografen (MRT). Dort wird es zur Kühlung von Elektromagneten eingesetzt. Auch in der Wissenschaft wird flüssiges Helium bei Experimenten zur Kühlung verwendet.
In der Industrie kommt Helium in ganz verschiedenen Bereichen zur Anwendung. Zum Beispiel für Quantencomputer. Beim IBM-Quantencomputer muss der supraleitende Chip auf eine Temperatur von rund –275 Grad Celsius heruntergekühlt werden. Dies ist nur dank flüssigem Helium möglich.
Helium verfügt über einen tiefen Siedepunkt sowie eine hohe Wärme- und Stromleitfähigkeit. Deshalb wird es unter anderem auch im Flugzeugbau, in der Raketen- und Weltraumtechnik, in der Elektronik- und Atomindustrie sowie in der Medizin verwendet.
Die Beratungsfirma Kornbluth Helium Consulting aus den USA geht davon aus, dass die Mangellage noch mindestens sechs bis neun Monate anhalten dürfte. Für Bonacker Ballonversand bedeutet dies, dass man weitere Aufträge nicht annehmen kann.
Dass an Chilbis bald keine lustigen Heliumballone herumfliegen werden, ist gemäss Peter Howald (67) noch nicht zu befürchten. Er ist Präsident des Schaustellerverbands Schweiz. Er weiss aber von Kollegen in Deutschland, dass sie Preise auf Ballone angehoben haben. In der Schweiz sei dies bisher nicht der Fall.
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