Heizen im Winter wird teurer
Gas wird knapp, die Preise explodieren

Jeder fünfte Haushalt heizt mit Gas. Die Preise explodieren derzeit – mit Folgen. Heizen wird teurer, vor allem in den kommenden Wintermonaten.
Publiziert: 01.10.2021 um 12:58 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2021 um 14:10 Uhr
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Gasanlage: Die Preise für Gas schiessen durch die Decke.
Foto: keystone-sda.ch

Die Preise für Erdgas am europäischen Grosshandelsmarkt sind explodiert. Letztmals waren die Preise 2018 so hoch wie aktuell. Laut Schweizer Energieversorgern ist die Situation jetzt aber gravierender als damals.

Ein Blackout im Winter in Form von Stromausfällen oder kalten Heizungen droht zwar nicht. Aber das Portemonnaie leidet. Heizen wird teurer. Das belastet das Familienbudget.

Bereits angekündigt sind Preiserhöhungen in St. Gallen und in Schwyz. In St. Gallen sind es knapp 1,8 Rappen pro Kilowattstunde, in Schwyz 2 Rappen. Das macht aufs Jahr hochgerechnet mehr als ein Hunderternötli bei einem durchschnittlichen 4-Personen-Haushalt.

«Verrückte» Märkte

«Die Rohstoffmärkte spielen derzeit verrückt», sagt Claus Jörg, Chef der Innerschweizer EBS Energie AG, zur «Luzerner Zeitung». «Die Preise steigen, und die Lieferzeiten von Materialien halten an.»

Es könnte die Schweiz aber noch härter treffen. In einigen Ländern haben Unternehmen ihre Produktion eingestellt, weil sich der Betrieb nicht mehr lohnt. Manche Beobachter vergleichen die Situation schon mit der Ölpreiskrise der 1970er-Jahre, schreibt SRF.

Der Grund für die Preis-Hausse: Angebot und Nachfrage auf dem Gasmarkt ziehen derzeit in unterschiedliche Richtungen. Der Gas- und Strombedarf steigt wegen der nach der Pandemie wieder anziehenden Industrieproduktion weltweit. Gleichzeitig ist das Angebot aus einer ganzen Reihe von Gründen derzeit geringer als normal.

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Energiescheck in Frankreich

«Es gibt einerseits geopolitische Spannungen um die Gaspipeline Nord Stream 2, zum anderen sind die Gasspeicher in Europa viel weniger gefüllt, als das normalerweise in dieser Jahreszeit der Fall ist», sagt Martin Koller zu SRF. Er ist Leiter Energiewirtschaft beim Schweizer Energiekonzern Axpo, der europaweit nicht nur mit Strom, sondern auch mit Gas handelt.

Die Gasspeicher sind weniger voll, weil im letzten, kalten Winter mehr Gas als üblich verheizt wurde. Gleichzeitig musste Gas zur Produktion von Strom einspringen, denn viele Windräder drehten wegen Flauten nicht auf vollen Touren. Ausserdem drosselten Kohlekraftwerke ihre Produktion, weil der CO2-Preis stark gestiegen war.

Die Situation hat bereits dazu geführt, dass Staaten einschreiten mussten. So hat etwa Frankreich eine Deckelung der Gas- und Strompreise beschlossen. Den Winter über bis zum April werde der Gaspreis nicht die nach einer Erhöhung ab Anfang Oktober geltenden Tarife übersteigen. Die Heizungsrechnung der Franzosen wäre sonst um 30 Prozent gestiegen.

Für die rund sechs Millionen Haushalte in Frankreich mit geringen Einkommen kündigte die Regierung ausserdem einen sogenannten Energiescheck über 100 Euro an, der im Dezember ausgezahlt werden soll. (ise)

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