Die Schweiz ist eines der vorbildlichsten Länder beim Thema sauberer Energie. Das geht aus dem Energiewende-Index 2020 hervor. Der Index wird jedes Jahr vom Weltwirtschaftsforum WEF herausgegeben. Demnach rangiert die Eidgenossenschaft auf Platz zwei.
Neben der Schweiz liegen vor allem die Skandinavier weit vorne: Schweden führt den Index seit drei Jahren an. Finnland liegt auf Platz drei. Als einzige G20-Ländern unter den ersten zehn Platzierungen sind Frankreich auf Platz acht und das Vereinigte Königreich auf Platz sieben zu finden.
Der Energiewende-Index 2020 misst insgesamt 115 Volkswirtschaften daran, wie gut sie Energiesicherheit und -zugang mit ökologischer Nachhaltigkeit und Erschwinglichkeit in Einklang bringen.
Corona könnte der Energiewende schaden
Aber Experten warnen: Corona könnte die gute Entwicklung jetzt unterbrechen. Die Menschen sind abgelenkt: Günstige Preise für billige fossile Brennstoffe wie Öl und Gas stellen die Notwendigkeit zum Umdenken auf den Prüfstand. Ausserdem herrscht in vielen Betrieben Arbeitsstop. Jetzt geht es erstmal um andere Themen. Regierungen konzentrieren sich gerade auf Konjunkturpakete und nicht auf die Energiewende.
Aber genau da liege auch eine Chance, meinen die WEF-Experten. «Dieser umfangreiche Neustart ermöglicht uns die Einführung aggressiver, zukunftsorientierter und langfristiger Strategien, die zu einem diversifizierten, sicheren und zuverlässigen Energiesystem führen», so Roberto Bocca, WEF-Leiter des Bereichs Energie und Materialien.
Der Index nimmt verschiedene Faktoren als Kriterien auf. So wie die Preisgestaltung für Kohlenstoffemissionen, die vorzeitigen Stilllegung von Kohlekraftwerken und die Neugestaltung der Strommärkte zur Integration erneuerbarer Energiequellen in den jeweiligen Ländern.
Schweiz hat Vorbildfunktion
Die Schweiz befindet sich zum sechsten Mal in Folge unter den Top 5. Was die Experten loben: ein ausgewogenes Energiesystem und ein robustes Umfeld für die Energiewende.
Allerdings könnte die Schweiz noch mehr tun: Gerade weil das Land eine so gute Position erreicht hat, fordern die Experten von ihr eine grössere Vorbildfunktion. Gerade in Bereichen, die als schwer «dekarbonisierbar» gelten, wie die Schwerindustrie, die Lkw-Branche, die Heizungsbranche und die Luftfahrt, sollen die Schweizer mehr tun.
Mehr als 80 Prozent aller Länder im Index haben sich in den Bereichen Energiezugang und Energiesicherheit seit 2015 verbessert. Aber Fortschritte in den Entwicklungsländern Asiens und Afrikas stellen weiterhin eine grosse Herausforderung dar, so die Experten.