Der US-Notenbank-Chef Jerome Powell (69) hat gestern vorgelegt und den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte erhöht. Nun zieht Christine Lagarde (67) nach. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) schraubt den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf drei Prozent nach oben.
Marktakteure hatten mit einem Zinsschritt in dieser Grössenordnung gerechnet. Die EZB kämpft im Euro-Raum nach wie vor gegen eine enorm hohe Inflation von 8,5 Prozent im Januar. Das kommt gegenüber dem Vormonat zwar einer Reduktion um 0,7 Prozentpunkte gleich. Doch die Inflation sei damit noch lange nicht unter Kontrolle, wie die EZB betont. Vor allem Energie und Lebensmittel heizen die Teuerung an.
Inflation im Euroraum bis 2025 erwartet
Gefragt nach weiteren Zinserhöhungen über März hinaus antwortete Lagarde: «Wir wissen, dass wir noch einen Weg vor uns haben. Wir wissen, dass wir noch nicht fertig sind.» Sie betonte: «Unsere Entschlossenheit, die Inflation wieder auf zwei Prozent zu bringen und die Zinssätze deutlich anzuheben, sollte nicht in Frage gestellt werden.» Die EZB geht nach ihrer jüngsten Prognose davon aus, dass die Teuerungsrate im Euroraum erst 2025 wieder nah an ihre Zielmarke herankommen wird.
Die EZB hält damit im Gegensatz zur US-Notenbank Fed am bisherigen Kurs fest: Zuletzt hatte die EZB den Leitzins im Dezember um 0,5 Prozentpunkte erhöht. Das Fed hatte das Tempo bei den Zinserhöhungen gestern gedrosselt. Doch die US-Notenbank ist bereits viel früher mit einer restriktiven Geldpolitik gegen die grassierende Inflation vorgegangen.
SNB entscheidet im März über Zinsschritt
Doch auch Powell drückte am Mittwoch auf die Euphoriebremse: Einige Marktakteure hatten darauf spekuliert, dass die US-Notenbank bereits in der zweiten Jahreshälfte 2023 erstmals wieder die Zinsen senken könnte. Der Fed-Chef betont jedoch einmal mehr, dass der Kampf gegen die Inflation noch «für einige Zeit andauern» werde. «Wir tun alles, damit wir die Inflation auf unser 2-Prozent-Ziel herunterbringen können.» Eine mögliche Senkung in diesem Jahr schliesst Powell kategorisch aus: Das wäre in der jetzigen Situation nicht angemessen, sagt er.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird erst Anfang März wieder über den Leitzins beraten. Stand jetzt geht man von einer weiteren Straffung aus – SNB-Chef Thomas Jordan (60) deutete dies zuletzt in einem Interview mit «Bloomberg Television» an. (SDA/smt)