Anlegerinnen und Anleger atmen auf: Fed-Chef Jerome Powell (69) erhöht den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte – und halbiert damit das Tempo bei den Zinsschritten. Neu bewegt sich die Zinsspanne in den USA zwischen 4,5 und 4,75 Prozent. Noch im Dezember hat der Notenbank-Chef die Zinsen um 0,5 erhöht und davor sogar viermal um je 0,75 Prozentpunkte.
Powell reagiert damit auf die Erfolge bei der Inflationsbekämpfung. Diese sank im Dezember um 0,6 auf neu 6,5 Prozent. Ihren Höchststand hatte sie mit 9,1 Prozent im Juni 2022 erreicht.
Praktisch alle Marktakteure hatten mit der Drosselung der US-Notenbank gerechnet. Entsprechend heftig hätte die Börse auf einen neuerlichen Zinsschritt von 0,5 Prozentpunkten reagiert.
Powell drückt auf die Euphoriebremse
Powell drückt an der Medienkonferenz aber auch auf die Euphoriebremse: Einige Marktakteure hatten darauf spekuliert, dass die US-Notenbank bereits in der zweiten Jahreshälfte 2023 erstmals wieder die Zinsen senken könnte. Der Fed-Chef betont jedoch einmal mehr, dass der Kampf gegen die Inflation noch «für einige Zeit andauern» werde. «Wir tun alles, damit wir die Inflation auf unser 2-Prozent-Ziel herunterbringen können.» Eine mögliche Senkung in diesem Jahr schliesst Powell kategorisch aus: Das wäre in der jetzigen Situation nicht angemessen, sagt er.
Warum das Fed nicht zuwartet und schaut, ob die Inflation weiter sinkt? «Die Inflation läuft immer noch heiss», antwortet der Fed-Chef auf die Journalistenfrage. Gerade im Immobiliensektor und im Dienstleistungssektor sei die Entwicklung der Inflation verzögert und schwer voraussehbar. «Wir werden die Zinsen noch mehrmals erhöhen müssen, bis wir am Ziel sind», betont Powell.
Realistischer erscheint deshalb eine erste Zinssenkung erst im Jahr 2024. Damit fällt die Party an der Wallstreet vorübergehend aus. Der Dow-Jones-Index sank am Mittwoch im Vorfeld der Medienkonferenz um rund 1,4 Prozent – und stieg während Powells Ansprache gar wieder leicht ins Plus.
EZB-Entscheid folgt am Donnerstag
Am Donnerstag wird EZB-Präsidentin Christine Lagarde (67) nachziehen. In Europa rechnen die Experten mit einem grösseren Zinsschritt als in den USA. Eine Erhöhung um 0,5 Prozentpunkte gilt als sicher. Das liegt an der nach wie vor deutlich höheren Inflation. Prognosen gehen davon aus, dass diese im Euro-Raum für Januar bei 8,5 Prozent liegt. Im Dezember lag sie noch bei 9,2 Prozent.
Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird erst Anfang März wieder über den Leitzins beraten. Stand jetzt geht man von einer weiteren Straffung aus – SNB-Chef Thomas Jordan (60) deutete dies zuletzt in einem Interview mit «Bloomberg Television» an.