Harsche Kritik am Bundesrat
Der Frust bei der Wirtschaft bleibt gross

Gewerbe, Wirtschaft, Beizen und Läden: Sie alle haben sich weitere Öffnungsschritte erhofft. Nach der Bundesrats-Medienkonferenz überwiegen Frustration und Enttäuschung. Einzig die Läden wittern Morgenluft.
Publiziert: 24.02.2021 um 19:27 Uhr
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Aktualisiert: 26.02.2021 um 11:33 Uhr
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Schweizer Beizer müssen sich noch ein paar Wochen gedulden.
Foto: PIUS KOLLER
Patrik Berger, Aline Leutwiler und Sermîn Faki

Seit Wochen hat die Gastro-Branche lobbyiert, hinter den Kulissen geweibelt und lautstark die Beizenöffnung gefordert. Erfolglos. Der Bundesrat bleibt hart, lässt die Restaurants zu. «Wir sind frustriert und bitter enttäuscht», sagt Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer (58). «Eine Grillparty draussen im Wald ist erlaubt. Ein Bier im Restaurant aber nicht?»

Platzer schiesst scharf gegen die Epidemiologen: «Vor einem Jahr wusste man nicht einmal, dass es sie gibt. Heute fällen sie solche Entscheide!» Nun brauche es eine umfangreiche finanzielle Unterstützung. «Der Bund muss für den Schaden aufkommen», fordert er.

«Fehlende Planungssicherheit»

Der Beizen-Lockdown schlägt den Wirten aufs Gemüt. «55 Prozent aller Beizer geben an, in einer schwierigen psychischen Lage zu sein. Die fehlende Planungssicherheit geht ihnen an die Substanz», sagt Gilles Meystre (46), Präsident von Gastrovaud.

Bedeutend besser ist die Stimmung bei den Detailhändlern, die ihre Läden ab Montag wieder öffnen dürfen. FDP-Nationalrätin Christa Markwalder (45) ist «enorm erleichtert». Kein Wunder: Sie ist Präsidentin des Detailhandelsverbands Swiss Retail Federation.

Dessen Mitglieder haben in jeder Woche Lockdown 800 Millionen Franken Umsatz verloren. «Wir empfehlen den Kunden aber, dass sie nicht das Shopping-Erlebnis suchen, sondern gezielt einkaufen.» Den Frust der Branchen, die noch nicht öffnen dürfen, versteht Markwalder.

«Konzeptloses Massnahmenbündel»

Unzufrieden ist denn auch der Gewerbeverband, der eine vollständige Öffnung per Ende Februar fordert. «Wirtschaft und Kantone haben deutlich gemacht, dass sie eine Beendigung des Lockdowns verlangen. Der Bundesrat ignoriert aber die Resultate der Vernehmlassung und hält an seinem konzeptlosen Massnahmenbündel fest», kritisiert Präsident Hans-Ulrich Bigler (62).

Die Lockerungen genügen auch dem Wirtschaftsdachverband Economiesuisse nicht. «Angesichts vergleichsweise tiefer Fallzahlen, der fortschreitenden Impfung von Risikogruppen und riesiger wirtschaftlicher Schäden braucht es jetzt eine klare und verbindliche Öffnungsstrategie», fordert Chefökonom Rudolf Minsch (52).

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