Romands stürmen das Appenzell
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Herbstferien im Alpstein:Romands stürmen das Appenzell

Halbkantone profitieren von tiefen Corona-Fallzahlen
Romands stürmen das Appenzell

Die beiden Appenzeller Halbkantone gelten zu Corona-Zeiten als sichere Feriendestinationen. Das zieht die Romands in Scharen an. Die vielen Touristen aus der Westschweiz können die Ausfälle anderer Touristengruppen mehr als kompensieren.
Publiziert: 01.10.2020 um 22:57 Uhr
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Aktualisiert: 02.10.2020 um 06:34 Uhr
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Im Dorf Appenzell herrschte den ganzen Sommer und jetzt auch im Herbst viel Betrieb.
Foto: Appenzell Innerrhoden
Claudia Gnehm

Die «Hiesigen» stehen dieser Tage nach den Alpabzügen wieder für ein «Zäuerli» zusammen, wie Andreas Frey (29), Direktor von Appenzellerland Tourismus AR, erklärt. Und zwar nicht wegen der Gäste. Das Brauchtum, wie der Naturjodel, stecke tief in der Kultur der Appenzeller. Das fasziniere die Auswärtigen sehr. Die Touristen zieht das urchige Ereignis in den Dörfern jeweils in Scharen an.

Mitten in der Corona-Krise können die beiden Halbkantone nicht nur über einen Wahnsinnssommer jubeln, sondern sich auch auf ein goldiges Herbstgeschäft freuen. Natürlich sind es nicht nur die bodenständigen Bräuche und die schöne Landschaft allein, welche die Romands in Scharen in die östlichen Halbkantone locken. Vielmehr ist das Appenzellerland auf der Schweizer Landkarte lange mit besonders tiefen Corona-Zahlen aufgefallen.

Romands bleiben auch länger

«Uns spielt Corona gut», sagt auch Guido Buob (55), Chef von Appenzellerland Tourismus AI. Bis Ende Juli habe Innerrhoden als einziger Kanton mehr Logiernächte als im Vorjahr verzeichnet. «Die Romands kompensieren die weggefallenen Gästegruppen aus dem Ausland um ein Mehrfaches», bilanziert er gegenüber BLICK. Über den Sommer habe sich ihr Anteil bei den Gästen auf 30 Prozent mehr als verdoppelt.

Besonders erfreulich: Die Westschweizer bleiben im Mittel vier Nächte im Hotel – länger als andere Gäste. «Solange wir so tiefe Corona-Zahlen haben, sehen wir hier noch Steigerungspotenzial», so der Tourismusdirektor.

Der Sog hält für die Herbstferien an. Laut Buob liegt der Buchungsstand für die Herbstwochen auf Vorjahresniveau, wenn nicht darüber. «Statt nochmals in Mallorca oder Cran Canaria Herbstsonne zu tanken, entdecken die Schweizer das Appenzellerland.» Noch hätten Hotels freie Plätze. Nur die vielen Autos, die im beschaulichen Appenzell Verkehrsprobleme verursachen, müssten nicht sein.

Für Oktober bereits 10 bis 15 Prozent stärker gebucht als letztes Jahr sind zum Beispiel Hotel und Lodge Hof Weissbad mit 112 Zimmern, Kräutergarten und Spezialitäten wie Biberliglace. Ein Viertel der Gäste komme von ennet des Röstigrabens. Noch seien einzelne Zimmer frei, sagt Vize-Hoteldirektor Roberto Wittwer (52).

Neues Reka-Feriendorf eingerichtet

Überall Französisch gesprochen werde derzeit auch in Appenzell Ausserrhoden, sagt Tourismuschef Andreas Frey. Er suche immer wieder die Parkplätze auf. Die Hälfte der Nummernschilder stamme aus der Westschweiz. Wegen der grossen Nachfrage bei Übernachtungen wurde im Kinderdorf Pestalozzi kurzum ein Reka-Dorf eingerichtet.

Das Reka-Feriendorf in Urnäsch AR, das jährlich über 50'000 Logiernächte generiert, sei seit Monaten ausgebucht. Neben Urnäsch hätten auch Gais und Heiden massiv an Übernachtungen zulegen können.

Reger Betrieb herrscht auch im Hotel Heiden. «Die Auslastung ist seit Monaten deutlich höher als im Vorjahr», erklärt Hoteldirektor Erich Dasen (58). Auch in den Herbstferien dürften die Buchungen über Vorjahr liegen.

Appenzeller Käse soll Corona fernhalten

Extra-Werbung in der Romandie haben die beiden Appenzell laut den Tourismusdirektoren nicht gemacht. Bessere Werbung als jene im Westschweizer Fernsehen über das Corona-freie Appenzell, wo vielleicht der Geruch des Appenzeller Käses das Virus fernhalte, hätte die Region sowieso nicht haben können. Während die Innerrhodner Tourismusinfos bereits auf Französisch erhältlich sind, sind die Ausserrhoder derzeit noch fleissig am Übersetzen.

Ausserrhoden könne dafür dank seiner liberalen Haltung gegenüber Naturärzten mit vielen Kuranstalten und Heilpraktikern punkten, sagt AR-Tourismusdirektor Frey. Gerade in Corona-Zeiten sei das Interesse an Appenzeller Heilmitteln gross.

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