Eine feine Paella, ein Teller Trofie al Genovese oder Yakiniku, feines gegrilltes Fleisch nach japanischer Art – auf diese Momente der Köstlichkeit folgt auf Reisen meist ein Moment der Befangenheit: «Wie viel Trinkgeld gebe ich?»
Hierzulande ist es normal, den Rechnungsbetrag mit dem üblichen Satz «Isch guet so!» aufzurunden. Dass Trinkgeld eine Wissenschaft für sich selbst ist, zeigt sich im Ländervergleich von Blick.
In den USA ein Muss
In der Schweiz ist seit 1974 der Service im Preis inbegriffen. Das heisst, das Personal wird für seine Arbeit entlohnt, das Trinkgeld gilt lediglich als Belohnung für gute Leistung. Nicht so in den USA: «Vielfach erhalten Angestellte im US-Dienstleistungssektor nur den gesetzlichen Mindestlohn und sind daher auf Trinkgelder angewiesen», erklärt eine Sprecherin des Reisekonzerns Hotelplan.
Bei einem US-Lohn von gut 30'000 Dollar im Jahr – 2400 Dollar im Monat – macht das Trinkgeld die Lebensgrundlage aus. Gar nichts geben, wäre unschön: In Restaurants ist ein Zustupf von 15 Prozent fast Pflicht. Auch Hotelpersonal und Taxifahrer sollten 1 bis 2 Dollar pro Tag oder 10 bis 15 Prozent des Fahrpreises zusätzlich erhalten.
In Japan ein Affront
Umgekehrt sieht es am anderen Ufer des Pazifiks aus. Guter Service gilt in Japan als Mindestanforderung, jede zusätzliche Bezahlung fast schon als Beleidigung. Es gibt keine Verpflichtung, auch keine moralische, etwas zu geben. Vielmehr wird Freundlichkeit und Anstand gegenüber dem Personal geschätzt.
Ein Tipp vom Experten: Wer eine persönliche Tour oder Teezeremonie bucht, kann dem Veranstalter eine Kleinigkeit aus der Heimat mitbringen. Ein Täfelchen Schweizer Schokolade bietet sich dafür bestens an.
Auf Malediven gerne aufrunden
Wir bleiben auf den Inseln, wandern jedoch weiter südlich: Auf den Malediven ist der Service im Restaurant meist inbegriffen. «Aufrunden bis zu 10 Prozent wird jedoch geschätzt», sagt Hotelplan.
Das Pro-Kopf-Einkommen in den Malediven liegt bei durchschnittlich 22'000 Dollar pro Jahr. Viele Einheimische, die in den Resorts arbeiten, sind vom Trinkgeld der Reisenden abhängig. Für einen persönlichen Reiseleiter kann man daher auch etwas tiefer in die Tasche greifen und gut 10 Franken pro Tag geben.
Unterschiede im Mittelmeerraum
In Griechenland und Zypern ist es üblich, in Restaurants, Tavernen und Bars 10 Prozent des Rechnungsbetrags als Trinkgeld zu geben, auch bei Taxifahrten wird aufgerundet.
«Wer in der Türkei kein Trinkgeld gibt, gilt als unhöflich», ergänzt Hotelplan. Üblich seien 10 bis 15 Prozent des Rechnungsbetrags. Die Reinigungsequipen in der Türkei sollten zudem mehr erhalten als ihre Pendants in anderen Ländern: 2 bis 3 Franken pro Tag sollte man hier springen lassen. Manchmal stehen bereits Trinkgeldboxen bereit.
Auch in Ägypten erwartet man immer und überall Bakschisch (Trinkgeld). Der einzige Ort, an dem dies nicht gilt, ist, wie auch in der Türkei, der Basar. Hier wird der Preis selbst ausgehandelt.
Spanien, Italien und Frankreich
In Spanien ist es üblich, der Bedienung 5 bis 10 Prozent Trinkgeld – propina – zu geben. In Bars und Cafés lässt man auch ein paar Münzen auf dem Wechselgeldteller liegen.
In Italien ist Trinkgeld in Restaurants eher unüblich. Meistens wird das Gedeck – coperto – als Servicegebühr auf der Rechnung aufgelistet. Sollte dies nicht der Fall sein, ist es üblich, wie in Spanien 5 bis 10 Prozent des Rechnungsbetrages zu geben.
Im Vergleich zu diesen Ländern fällt das Trinkgeld in Frankreich eher niedrig aus. Ein paar Euro werden bereits geschätzt, auch wenn diese nicht mehr als 5 bis 10 Prozent ausmachen.