Wie die Superreichen hinter verschlossenen Türen leben, ist für die meisten Normalos ein Rätsel. Nur engste Verwandte und Angestellte bekommen das Privatleben der Milliardäre zu sehen. Über ihre Erfahrungen reden sie dabei selten. Köche, Nannys und Co. müssen oft sogar Geheimhaltungsvereinbarungen unterschreiben.
Ein 25-jähriger Nachhilfelehrer aus Dubai hat nun trotzdem mit dem «Business Insider» über seine Erfahrung als Angestellter der Elite gesprochen. Rund vier Jahre lang arbeitete er für den Nachwuchs von Millionären und Milliardären. Er betont: «Die Eltern waren oft nicht da, den meisten Kontakt hatte ich mit den Nannys. Sie kochten mir Abendessen und brachten mir Getränke. Ich hatte fast das Gefühl, ein Teil der Familie zu sein.»
7000 Dollar für Autoreparatur
Auch finanziell hatte der Job seine Vorzüge: «Die Familien haben mir oft Geschenke gemacht», so der Lehrer. Seine Arbeitgeber griffen für den Unterricht zudem tief in die Tasche: «Teils haben die Eltern untereinander einen Bieterkrieg begonnen, wenn sie wussten, dass ich zu der von ihnen gewünschten Zeit bei einem anderen Kunden war. Dann haben sie mir das Doppelte, Dreifache oder sogar mehr geboten, damit ich zu ihnen komme.»
Einmal sei der 25-Jährige zu spät zum Unterricht gekommen, da sein Auto eine Panne hatte. «Als ich das nächste Mal dort war, gab die Mutter mir 7000 Dollar in bar, um die Reparaturen zu bezahlen.» Zum Ende des Jahres habe dieselbe Familie ihm dann noch ein Trinkgeld in Höhe von 20'000 US-Dollar gezahlt.
«Ich bezahle sie fürs Putzen»
«Die Kinder waren den extremen Reichtum gewohnt», betont der Lehrer. Oft machte sich der Nachwuchs das Geld schon in jungen Jahren zunutze: «Ein Schüler brachte seinen Vater dazu, mir 3000 Dollar zu zahlen, damit ich seine Hausaufgaben erledige.»
Ein anderes Kind forderte der Lehrer nach dem Kunstunterricht zum gemeinsamen Aufräumen auf. «Absolut nicht», soll das Kind erwidert haben. Dann zeigte es auf die Nanny: «Ich bezahle dich nicht fürs Putzen. Ich bezahle sie fürs Putzen.»
Ein weiteres Kind, das damals sieben Jahre alt war, forderte nach dem Biologieunterricht, eine echte Eule zu untersuchen. «Als ich das nächste Mal das Haus betrat, sass eine Eule auf der Küchentheke.»
Urlaub auf Superyacht
Ein Pluspunkt des Jobs: Wenn die Superreichen Ferien machen, kommen die Angestellten mit. «Eine Familie wollte zwei Monate lang entlang der italienischen Küste segeln. Ein paar Wochen nach der Vertragsunterzeichnung befand ich mich in einem Schnellboot auf dem Weg zu einer Superyacht von der Grösse einer Fähre.»
Zwar konnte der Lehrer auf der Reise Jetski und Paddle-Board fahren, Weinberge besichtigen und teures Essen essen. Und doch war nicht alles rosig. Bei der russischen Familie gab es gemäss dem Lehrer einen «deutlichen Unterschied» in der Art und Weise, wie er behandelt wurde. «Sie wollten mich oft ausser Sichtweite halten. Während auf den oberen Etagen gefeiert wurde, wurde mir gesagt, ich solle unter Deck bleiben.»
Zudem war der Tutor für die Familie eine Art «Trophäe». «Sie stellten mich als verherrlichten Babysitter für ihre Kinder an, der mit ihnen spielte und dabei Englisch sprach. Für die russische Elite ist es ein grosser Stolz, jemanden zu haben, der Englisch mit muttersprachlichem Akzent spricht.» (mrs)