Sie heissen Jeremy Grantham, Jim Rogers, Mark Mobius oder Nouriel Roubini. Sie alle sind weltberühmte Börsen-Gurus, und sie sagen düstere (Börsen-)Zeiten voraus. «Die Warner warnen wieder», schrieb die «Handelszeitung». Kaum etwas boome mehr als Crash-Szenarien. «Die Untergangspropheten sind in Hochform.»
Üüüüble Sache, bleibt uns mit dem Privatdetektiv Philip Maloney nur noch zu sagen. Ökonomieprofessor Roubini spürt laut «Handelszeitung» bereits jetzt eine Stagflation, viel Inflation bei wenig Wachstum. Für Jeremy Grantham sind die Blasen überall, nicht nur bei den Aktien. Derzeit erlebten wir «den grössten US-Fantasy-Trip aller Zeiten», sagte er auf Bloomberg TV. Für Jim Rogers steht der Crash kurz bevor, wenn nicht dieses Jahr, dann sicher Anfang nächsten Jahres. Für den deutschstämmigen Mark Mobius gibts darauf nur eine Antwort: Goldbarren.
Derzeit gebärden sich die Märkte besonders schreckhaft. Wie immer bei rekordhohen Kursen, wenn sich die hohen Bewertungen aufgrund fundamentaler Faktoren kaum rechtfertigen lassen. Da braucht es im fernen China einen ins Schlingern geratenen Immobilienkonzern oder eine neue Virusvariante – und schon setzt eine Verkaufswelle die Kurse unter Druck.
Möglicherweise sorgen diesmal auch saisonale Gründe für erhöhte Adrenalinschübe. Der Oktober steht vor der Tür, jener Monat, in dem sich die grössten Börsenabstürze ereigneten. Der folgenschwerste passierte am 24. Oktober 1929. An jenem Schwarzen Donnerstag brach an der Wallstreet aus nicht restlos geklärten Gründen Panik aus. Börsenhändler warfen ihre Papiere auf den Markt, Privatanleger verloren ihr Erspartes, Firmen gingen pleite. Sie haben die Kredite mit eigenen Aktien gedeckt, die plötzlich nichts mehr wert waren. Es war der folgenschwerste Crash, sozusagen die Mutter aller Crashs. Eine mehrjährige globale Depression war die Folge.
Ein noch grösserer Crash, aber weniger verhängnisvoll, fand am Schwarzen Montag, 19. Oktober 1987 statt. Der Dow Jones stürzte in nur einem Tag um 23 Prozent ins Bodenlose, der grösste Kurssturz aller Zeiten. 500 Milliarden US-Dollar, fast ein Viertel des Markts, lösten sich innert weniger Stunden in Luft auf. Doch bereits 15 Monate später hatten sich die Kurse weitgehend erholt, weshalb der Schwarze Montag im Unterschied zum Schwarzen Donnerstag weniger stark im kollektiven Gedächtnis haften blieb. Der Kurssturz war auch eine Folge der Computerisierung des Börsenhandels. Händler setzten Verkaufslimiten. Sobald ein Kurs auf ein bestimmtes Niveau absinkt, wird das Papier verkauft. So kam eine Lawine ins Rollen.
Seither haben die Börsen gelernt. Um eine Kaskade wie an jenem Schwarzen Montag zu verhindern, wird der computerisierte Börsenhandel gestoppt, sobald Panik ausbricht und eine unkontrollierte Abwärtsspirale in Gang kommt. Zu beobachten war das auch am 11. September 2001, als Terroranschläge die Zwillingstürme in Manhattan zum Einsturz brachten. Die New Yorker Börse blieb danach an vier Handelstagen geschlossen.