Nächste Woche beginnt in Davos das Weltwirtschaftsforum (WEF), und die grossen Namen auf der Teilnehmerliste werden vor allem in zwei Luxushotels logieren: im Alpengold und im Steigenberger Belvédère. Die beiden noblen Häuser regeln gerade ihre Zukunft.
Beim Hotel Alpengold mit seiner ungewöhnlichen Architektur steht seit fast einem Jahr ein Besitzerwechsel im Raum: Im April hatte der Hotel- und Spitalkonzern Aevis Victoria bekannt gegeben, dass sich mehrere Interessenten gemeldet hätten. Aevis Victoria selber hatte das Hotel, wegen seines Aussehens auch als «Goldenes Ei» bekannt, Ende 2019 erworben.
Nun ist klar: Alle Offerten wurden von Aevis Victoria bisher zurückgewiesen – das bestätigte ein Sprecher. Was bedeutet, dass das Alpengold im Reich von Aevis-Victoria-Hotelmanager Michel Reybier bleibt. «Ich würde davon ausgehen», erklärte dazu der Sprecher. Es sind elf Häuser aus der Luxusklasse, zum Portefeuille gehören unter anderen das Bellevue Palace in Bern und das Victoria Jungfrau in Interlaken.
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«Das Alpengold hat nie den Überflug geschafft»
Wieso Aevis Victoria die Interessenten abgewiesen hat, gibt der Konzern nicht bekannt. Die Besitzerin zeigt sich mit dem Hotel jedenfalls zufrieden. «Das Alpengold funktioniert gut und ist profitabel», schreibt der Sprecher. Und der Stand der Buchungen für das Weltwirtschaftsforum sei erfreulich.
Diese positive Einschätzung überrascht. In der Öffentlichkeit wird das «Goldene Ei» nicht als florierender Betrieb wahrgenommen. Die «SonntagsZeitung» wollte in einem im November veröffentlichten Artikel gar wissen, dass alle Besitzer bisher mit dem Hotel Geld verloren haben. «Das Alpengold hat nie den Überflug geschafft», sagt Ernst Wyrsch, Präsident des Bündner Hotellerieverbands. «Seit der Eröffnung kommt es nicht zur Ruhe. Viele Besitzerwechsel deuten auf eine wirtschaftliche Unzufriedenheit hin», glaubt Wyrsch, der selber jahrelang das Steigenberger Belvédère geleitet hat. Dabei spricht Wyrsch dem Alpengold durchaus Qualitäten zu. «Das ‹Goldene Ei› ist ein spektakuläres Hotel. Es ist solid gebaut, die Zimmer sind ausgezeichnet. Mit seinem futuristischen Stil, fern vom Alpenchic, passt es gut zu Davos. Die Vorteile sind die gute Sicht beim See und die ruhige Umgebung.»
Die Lage etwas ausserhalb des Zentrums sei aber auch ein Nachteil, sagt Wyrsch. «Es eignet sich deshalb nicht als soziales Zentrum am WEF – im Gegensatz zum Belvédère.» Letzteres liegt direkt neben dem Davoser Kongresszentrum.
Steigenberger zieht sich aus Davos zurück
Auch über die Zukunft des Steigenberger Belvédère wird gerade entschieden. Denn das renommierte Haus wird schon bald nicht mehr die Steigenberger-Marke im Namen tragen. Die Eignerin der Kette, die deutsche Hospitality aus Frankfurt, hat den Pachtvertrag auf Mitte 2024 gekündigt. Steigenberger zieht sich also nach über vierzig Jahren aus dem Landwassertal zurück.
Das gilt aber nur für die Marke Steigenberger. Denn das ikonische Grandhotel mit 96 Zimmern und 30 Suiten an der Davoser Promenade wird dem Vernehmen nach immer noch von der Frankfurter Hoteliersfamilie Steigenberger kontrolliert – sie hat die Rechte an ihrer Marke vor Jahren verkauft.
Offiziell gehört das Haus der Frankfurter Lisica-Gruppe. Und diese ist jetzt also dringend auf der Suche nach einer neuen Betreiberin. «Ich hoffe, in fünf bis sechs Wochen einen Abschluss bekannt geben zu können», sagt Lisica-Vertreter Urs Brandtner. «Wir sind mit zwei Interessenten in Verhandlungen.»
Das Hotel wird aufgefrischt
Medien spekulierten, dass Brands wie Marriott oder Hilton zum Zuge kommen könnten. Es handle sich um zwei grosse internationale Ketten, «mehr kann ich dazu nicht sagen», erklärte Brandtner.
Unter dem neuen Management soll der Betrieb eine Frischekur erfahren. «Nur auf das WEF und Ski zu fokussieren, reicht nicht. Der Pächter muss sich anstrengen, um die Destination mit neuen Angeboten zu entwickeln, beispielsweise Wellness und Gesundheit. Dabei werden wir ihn mit Investitionen unterstützen», sagt Brandtner. Sobald der Pachtvertrag unterschrieben ist, werde eine Renovation des Hotels aufgegleist.
Noch herrscht im Traditionshaus aber Hochbetrieb. Die WEF-Wochen sind für alle Davoser Hotels grosse Erlösbringer, und dies gilt insbesondere für die beiden Luxushotels. Nach Schätzung von Hotelier Ernst Wyrsch erzielen sie während dieser Zeit etwa ein Drittel des Jahresumsatzes. «Bei der Wertschöpfung liegt der Anteil sogar noch höher», sagt Wyrsch.
Das «Alpengold» ist nur gut zehn Jahre alt, aber es machte schon häufig mit Problemen Schlagzeilen. Schon die Eröffnung Ende 2013 – noch unter dem früheren Namen «Intercontinental» – stand unter einem schlechten Stern: Beim Bau des 250 Millionen Franken teuren Gebäudes mit 216 Gästezimmern waren laut Medienberichten polnische Schwarzarbeiter involviert. Dann ging die Pächterin nach nur einer Wintersaison in Konkurs, verschiedene Gläubiger verloren dabei Geld.
Teil einer Kollektion von Luxushotels
Und während der Corona-Pandemie blieb das Hotel fast ein Jahr lang zu, weil die Gäste fehlten. Da hiess die Besitzerin bereits Aevis Victoria; der Konzern hatte das Hotel 2019 dem Credit-Suisse-Immobilienfonds CS REF Hospitality abgekauft. Aevis-Victoria-Mitbesitzer Michel Reybier reihte das auf «Alpengold» umgetaufte Architekturjuwel in seine Kollektion von Luxushotels ein.
Den Übernamen trägt das Hotel übrigens zu Unrecht: Die Architekten liessen sich für ihr Design weniger von einem Ei als vielmehr von einem Tannenzapfen inspirieren.
Das «Alpengold» ist nur gut zehn Jahre alt, aber es machte schon häufig mit Problemen Schlagzeilen. Schon die Eröffnung Ende 2013 – noch unter dem früheren Namen «Intercontinental» – stand unter einem schlechten Stern: Beim Bau des 250 Millionen Franken teuren Gebäudes mit 216 Gästezimmern waren laut Medienberichten polnische Schwarzarbeiter involviert. Dann ging die Pächterin nach nur einer Wintersaison in Konkurs, verschiedene Gläubiger verloren dabei Geld.
Teil einer Kollektion von Luxushotels
Und während der Corona-Pandemie blieb das Hotel fast ein Jahr lang zu, weil die Gäste fehlten. Da hiess die Besitzerin bereits Aevis Victoria; der Konzern hatte das Hotel 2019 dem Credit-Suisse-Immobilienfonds CS REF Hospitality abgekauft. Aevis-Victoria-Mitbesitzer Michel Reybier reihte das auf «Alpengold» umgetaufte Architekturjuwel in seine Kollektion von Luxushotels ein.
Den Übernamen trägt das Hotel übrigens zu Unrecht: Die Architekten liessen sich für ihr Design weniger von einem Ei als vielmehr von einem Tannenzapfen inspirieren.