Globaler Erdüberlastungstag – Schweiz mit düsterer Bilanz
Ab heute lebt die Erdbevölkerung wieder auf Pump

Ab heute verbrauchen die Menschen weltweit mehr natürliche Ressourcen, als die Erde im ganzen Jahr regenerieren kann. In der Schweiz haben wir diese Schwelle bereits vor Monaten überschritten. Manche Länder bleiben das ganze Jahr darunter.
Publiziert: 02.08.2023 um 11:34 Uhr
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Aktualisiert: 02.08.2023 um 14:46 Uhr
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Am heutigen 2. August hat die Welt alles verbraucht, was sie theoretisch in einem Jahr verbrauchen kann.
Foto: Markus Spiske / Unsplash
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Jean-Claude RaemyRedaktor Wirtschaft

Heute Mittwoch, 2. August, ist «Erdüberlastungstag». Das heisst: Ab heute hat die Menschheit die theoretisch für ein gesamtes Jahr zur Verfügung stehenden ökologischen Ressourcen der Erde aufgebraucht. So haben es Berechnungen der US-amerikanischen Umweltorganisation Global Footprint Network ergeben.

Die Organisation berechnet zum einen, was die Natur ohne Verluste im Jahr produzieren und absorbieren kann. Dabei geht es unter anderem um Rohstoffe, Trinkwasser und Nahrungsmittel und um menschengemachten Müll und CO2-Emissionen. Zum anderen analysiert sie, was die Menschen mit ihrer Lebens- und Wirtschaftsweise verbrauchen. So legt sie den Tag fest, an dem alle Ressourcen des Jahres verbraucht sind.

Keine Verbesserung in Sicht

Im letzten Jahr war am 28. Juli Erdüberlastungstag. Die Verschiebung des Datums nach hinten heisst aber nicht, dass die Menschheit nun schonender mit den Ressourcen umgeht. Global Footprint Network aktualisiert die Berechnungsgrundlagen mit neuesten Datensammlungen und Methoden. Anhand neuer Berechnungen müsste 2022 der Erdüberlastungstag am 1. August stattgefunden haben. Somit haben wir uns nur um einen Tag verbessert.

Datum des Erdüberlastungstags, wenn dieser am Verbrauch eines jeweiligen Landes gemessen würde.

«Der Trend ist flach, und dies seit zehn Jahren», analysiert Amanda Diep, die Sprecherin von Global Footprint Network. Wie viel von der leichten Verbesserung auf einen Rückgang der Wirtschaftsaktivitäten wegen Corona oder auf Anstrengungen zur Dekarbonisierung zurückzuführen ist, sei schwer zu sagen.

Klar ist nur: Die Mini-Verbesserung hilft nicht. Um im Einklang mit der Natur zu leben und die Treibhausgas-Emissionen gemäss den Empfehlungen des Weltklimarats (IPCC) zu reduzieren, müsste der Erdüberlastungstag in den kommenden sieben Jahren jedes Jahr um 19 Tage nach hinten verschoben werden, führt Diep weiter aus. Wenn es gelingen würde, die Lebensmittelabfälle weltweit zu halbieren, wären ihr zufolge schon 13 Tage gewonnen.

Stattdessen passiert das Gegenteil: Das Datum des Erdüberlastungstags ist laut Global Footprint Network in den letzten 20 Jahren gar um knapp zwei Monate vorgerückt. Nur das Jahr 2020 war eine leichte Zäsur im Trend. Damals kam der Erdüberlastungstag am 16. August – so spät wie seit 2005 nicht mehr.

Die Schweiz überlastet schon lange

Die Schweiz hat schon lange «ihre» Ressourcen verbraucht. Der «Swiss Deficit Day» fiel auf den 25. März. Seit jenem Tag verbrauchen Schweizerinnen und Schweizer mehr von der Natur, als das Schweizer Ökosystem im ganzen Jahr regenerieren kann.

Laut dem Global Footprint Network liegt die Konsum-Nachfrage der Schweizer Bevölkerung 4,4 mal höher als das, was die Schweizer Ökosysteme regenerieren können. Sprich: Schweizerinnen und Schweizer würden ein mehr als vier Mal grösseres Land benötigen.

Wenn die ganze Welt wie wir in der Schweiz leben würde, bräuchte es fast drei Erden.

Wenn alle Menschen so aufwendig leben würden wie die Menschen in der Schweiz, wäre der Erdüberlastungstag bereits am 13. Mai gewesen. Anders ausgedrückt: Es würde 2,75 Erden benötigt.

Die Schweizerinnen und Schweizer verbrauchen fast 4,4 mal so viele Ressourcen, wie die Schweiz selber hergibt.

Würde die Welt so konsumieren wie die Katarer, wäre Erdüberlastungstag sogar schon am 10. Februar. Es gibt aber auch Länder, die keine Überlastung generieren – die allermeisten davon in Afrika, aber etwa auch Indien, Pakistan oder die Philippinen.

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