«Kein Konto für die Junge Tat!», fordert eine Online-Petition auf der Plattform Campax. Darin sprechen sich mehr als 2600 Personen dafür aus, dass die Postfinance das Konto der Neonazi-Gruppierung Junge Tat sperrt. Die Bank bestätigte gegenüber Blick diese Woche, dass die Kundenbeziehung überprüft werde. Die Junge Tat muss für ihre Spendensammlung wohl bald auf andere Kanäle zurückgreifen.
Hinter der Online-Kampagne steckt unter anderen die lose organisierte ultralinke Antifa. Blick-Recherchen zeigen nun: Auch sie verfügt über ein Spendenkonto bei der Postfinance! «Wir engagieren uns alle ehrenamtlich», schreibt die Organisation auf ihrer Webseite. «Trotzdem kosten unsere Aktivitäten Geld. Wir freuen uns, wenn du uns mit einer Spende unterstützt.» Es folgt die IBAN des Postfinance-Kontos.
Nazis geoutet
Der Nachrichtendienst des Bundes (NDB) ist in seiner aktuellen Lagebeurteilung deutlich: Nicht nur rechtsextreme, sondern auch linksextreme Gruppen hätten in der Corona-Krise Zulauf erhalten. Die Antifa als Organisation wird darin zwar nicht explizit als extremistische Gruppierung genannt, allerdings heisst es klipp und klar: «Wer sich für Antifaschismus engagiert, sieht seine Mission darin, die öffentliche Aufmerksamkeit auf rechtsextreme Tendenzen und rassistisch motivierte Vorfälle zu lenken.» Und weiter: «Für sie ist es eine akzeptable Handlung, die körperliche Integrität eines Menschen zu beeinträchtigen, den sie für rechtsextrem halten.»
Links- und Rechtsextreme schaukelten sich gegenseitig hoch, so der NDB. Jüngste Aktion der Linksextremen: Unter nazifrei.ch outen sie Mitglieder der Jungen Tat. Inklusive Name, Bild, Adresse und Handynummer. Rechtsexperten verurteilen das Vorgehen, es verletze den Persönlichkeitsschutz – Nazi hin oder her. Die Webseite Nazifrei ist laut eigenen Angaben «powered by your local Antifa».
Postfinance bleibt schwammig
Wenn das Konto der rechtsradikalen Jungen Tat gesperrt wird – müsste dasselbe dann nicht auch bei der linksradikalen Antifa passieren? Schliesslich distanziert sich Postfinance «von jeglichen extremistischen Bewegungen und Gruppierungen», wie es noch vor wenigen Tagen hiess.
Blick fragte nach. Erneut kann die Postfinance zum konkreten Fall keine Angaben machen – Bankkundengeheimnis. Es folgt die gleiche Phrase wie bereits zum Konto der Rechtsradikalen: «Postfinance prüft im Rahmen ihrer Sorgfaltspflichten laufend, ob eine Geschäftsbeziehung geführt werden darf oder abgebrochen werden muss.»
Bei der Jungen Tat liess Postfinance durchblicken, dass die Kundenbeziehungen abgebrochen würden, falls die Angaben in der Online-Petition stimmten. Bei der Antifa wird sie weniger deutlich. Es bleibt unklar, ob die beiden Gruppen gleich behandelt werden.
Auch die Linksradikalen selber lassen sich nicht in die Karten blicken. Die Antifa lässt eine Anfrage von Blick unbeantwortet.