Die ländliche Idylle im Süden des Kantons Aargau ist getrübt: Die vielen, kleinen Gemeinden leuchten auf der Karte mit den neuen Stromtarifen für die Privathaushalte fürs nächste Jahr tiefrot auf. Hier liegen die Strompreise deutlich über dem nationalen Durchschnitt. Doch die Gemeinde Büttikon schafft es, auch hier noch herauszustechen. Ihre Einwohnerinnen und Einwohner müssen den schweizweit höchsten Preisanstieg hinnehmen.
Im nächsten Jahr müssen sie 158 Prozent mehr für ihren Strom hinblättern. Mit 48.16 Rappen pro Kilowattstunde liegt die Gemeinde auch in absoluten Zahlen weit vorne. Sie ist beim Stromtarif die Drittteuerste im Land. Daran ist die Gemeinde nicht ganz unschuldig: «Wir haben intern einen Kalkulationsfehler gemacht», sagt der zuständige Gemeinderat Christian Camenisch (56) zerknirscht.
Strom wurde immer teurer
Eigentlich hätte der Strompreis in der Gemeinde bereits im letzten Jahr deutlich ansteigen müssen. Die Elektra Büttikon – die der Gemeinde gehört – hatte ihren Strom jeweils auf dem Spotmarkt zum tagesaktuellen Kurs eingekauft. Aufgrund der hohen Preise entschied man sich im letzten Jahr dann dazu, den Strom über mehrere Monate in Tranchen einzukaufen – und lief in den Preishammer! Der Strompreis zog kontinuierlich an. Die Elektra musste für jede weitere Tranche tiefer in die Taschen greifen.
Strompreise steigen auch 2024 deutlich an
«Wir haben es dann verpasst, den hohen Einkaufspreis in den Stromtarif einzurechnen. Darüber haben wir die Bevölkerung bereits im letzten Jahr informiert und sie vorgewarnt, dass der Strompreis in diesem Jahr um den Faktor drei steigen dürfte», sagt Camenisch. Nun ist es knapp Faktor 2,6 geworden.
Loch in der Kasse stopfen
Weil bei der Elektra in diesem Jahr mehrere Hunderttausend Franken Einnahmen fehlen, müssen die Tarife fürs nächste Jahr zusätzlich erhöht werden. «Wir werden beim Stromtarif in den nächsten drei Jahren relativ hoch bleiben müssen, damit wir den Fehlbetrag kompensieren können», sagt der Gemeinderat.
Ein Verzicht auf diese Gelder würde die Gemeindefinanzen zu stark belasten, so Camenisch: «Wir haben uns externe Unterstützung geholt und unsere Möglichkeiten durchgerechnet.» Unter dem Strich zahlt die Bevölkerung den fehlenden Preisaufschlag von diesem Jahr in den nächsten Jahren nach.