Das Geschirr auf Hochglanz poliert, die Kleider penibel sortiert. Dass eine Brockenstube muffig und chaotisch sei, ist ein Klischee. Das zeigt der Besuch bei der Hiob-Brocki in Bern-Bümpliz. Von Winterjacken über Teetassen bis zum Weihnachtsschmuck: Hier finden Sparfüchse alles.
Gabriel Hofmänner (25), stellvertretender Filialleiter der Brockenstube, spürt in letzter Zeit eine Veränderung: «Das Kaufverhalten befindet sich im Wandel. Kunden suchen vermehrt nach guter Qualität, was man bei uns bereits für einen kleinen Preis bekommt.»
Besonders auf qualitativ hochwertige Kleider, Haushaltswaren und Möbel haben es die Sparfüchse abgesehen. Hofmänners Erklärung: Neue, günstige Produkte gehen schnell kaputt – alte, hochwertige aus der Brockenstube hingegen halten länger.
Ein Drittel des Neupreises
Die Kundschaft in der Brockenstube ist durchmischt. Vor allem Familien mit kleinem Budget und Studierende besuchen die Filiale in Bümpliz regelmässig. «Viele Kunden sind wirklich auf unsere Arbeit angewiesen», so der Verkäufer. Aber auch Händler, Sammler und vermögende Kundschaft gehen hier gerne auf Schatzsuche.
Preiswert ist die Ware im Brockenhaus auf jeden Fall: Für eine Gusseisenpfanne im 1A-Zustand etwa sind 35 Franken fällig – gerademal ein Drittel des Neupreises.
«Der Run auf die Kleider ist gross. Deren Anteil am Umsatz hat in den letzten Jahren stark zugenommen», sagt Hofmänner. Kinderkleider, Skiausrüstung, Designerstücke, aber auch Arbeitskleidung sind sehr gefragt.
Shoppen mit gutem Gewissen
In der Brockenstube schliesse sich ein Kreis, schwärmt der Verkäufer: «Armut gibt es auch in der Schweiz. Wertvolle Gegenstände, die uns von vermögenden Menschen überlassen werden, finden in Kunden mit kleinem Budget dankbare Abnehmer.»
Die schweizweit 25 Hiob-Brockenstuben kaufen keine Ware an, sondern nehmen nur Spenden entgegen. Dies auch im Rahmen von Hausräumungen. Die Erlöse kommen Hilfswerken in Tansania, Gambia und weiteren Ländern zugute. Einfach erklärt: «Wer seinem Kind in der Brocki ein Spielzeug kauft, schenkt einem Waisenkind in Afrika eine warme Mahlzeit», sagt Hofmänner.
Trotz penibler Ordnung in der Hiob-Brocki Bümpliz empfiehlt Hofmänner, sich für die Suche Zeit zu nehmen: «Es lohnt sich immer, in den Kisten ganz unten zu wühlen. Die grössten Schätze sind meistens etwas versteckt.»