Die lange Schlange vor der Äss-Bar in Basel reicht bis zur Strasse raus. Statt warmer Gipfeli frisch aus dem Ofen gibt es Backware vom Vortag. Dafür gehen die Sandwiches, Salate und Brote zum halben Preis über die Theke. «Wir haben einen bunten Mix von Kunden», sagt Filialleiterin Mirlinda Shala (38). Studierende, Geschäftsleute und Senioren.
Mit Corona erlebt bewusster Lebensmittelkonsum und damit auch die Äss-Bar einen Boom. «Das Bewusstsein für nachhaltige Lösungen steigt, gerade bei den Jungen», sagt Nadja Zehnbauer (33), Sprecherin der Äss-Bar. Die Begriffe «Foodwaste» und «Nachhaltigkeit» seien mittlerweile jeder und jedem geläufig.
Mit kleinem Budget gegen Foodwaste
Die Idee der Äss-Bar ist simpel: Nach Ladenschluss werden bei Bäckereien überschüssige Waren abgeholt und am Folgetag im eigenen Laden verkauft. Für das Schoggi-Weggli vom Vortag zahlt man dann nur noch die Hälfte. Der Kampf gegen Foodwaste ist günstig. Für fünf Franken gibts ein Mittagessen samt Dessert. Das Angebot an Brot ist gross. «Bäckereien bieten bis Ladenschluss ein breites Sortiment an, um die Kunden nicht zu enttäuschen», so Zehnbauer. Da bleibt einiges übrig.
Die Äss-Bar ist innert acht Jahren schnell gewachsen. Schweizweit gibt es zehn Filialen. Wichtig dabei sind Lokale an attraktiven Plätzen. «Die Äss-Bar lebt von zentralen Standorten mit hoher Kundenfrequenz. Wenn ein Gipfeli nur 50 Rappen kostet, müssen einige davon verkauft werden, um Mitarbeiter und Miete zu bezahlen», sagt die Sprecherin.
Die Favoriten sind schon morgens weg
Zurück in Basel: In der Auslage von Shala findet sich das klassische Pfünderli, aber auch saisonale Spezialitäten wie Grittibänze. «Die Favoriten sind schnell weg. Vor allem vegane sowie vegetarische Brötli und Sandwiches sind sehr beliebt», weiss Shala.
Die Filialleiterin kennt zwei Arten von Kunden. Jene, die aufs Budget achten und wegen der tiefen Preise in der Äss-Bar einkaufen. Aber auch solche, die mit dem Kauf eines Gipfeli etwas gegen die Lebensmittelverschwendung tun wollen. Nachhaltigkeit wird dabei grossgeschrieben. «Unsere Stammkunden kommen mit eigenem Tupperware und Kaffibecher, um Abfall zu vermeiden», berichtet Shala.
Bis 14 Uhr restlos ausverkauft
Vormittags herrscht in der Basler Äss-Bar Hochbetrieb. Die Filialleiterin hat zwei Verkäuferinnen zur Unterstützung an der Seite. Während sich frühmorgens die Kisten voller Backwaren im Lagerraum stapeln, sind gegen Mittag nur noch wenige Leckereien zu haben. «Meist sind wir gegen 14 Uhr schon restlos ausverkauft», sagt Shala. Nur ganz selten muss die Filialleiterin am Ende des Tages selber etwas wegwerfen.