Bis vor Kurzem bereitete die Corona-Krise Hoteliers und Beizern schlaflose Nächte. Nun ist bereits der nächste Sorgenposten im Anmarsch – steigende Strompreise! Für die meisten Haushalte und Unternehmen in der Grundversorgung wird sich der Anstieg mit durchschnittlich 27 Prozent in Grenzen halten.
Trotzdem schlägt Gastrosuisse-Präsident Casimir Platzer (60) Alarm. «Zehntausende» von Unternehmen seien in ihrer Existenz bedroht, davon seien knapp 3000 Hotels und Restaurants, sagte er gegenüber der «Schweiz am Wochenende». Für solche Betriebe müsse der Bund eine Lösung finden, die ihr Überleben sichere.
Preisexplosion auf dem freien Markt
Der Grund für Platzers düstere Prognose: Von den 20'000 Mitgliedern bei Gastrosuisse dürften rund 3000 Betriebe dem freien Strommarkt angeschlossen sein. Sie können also auswählen, von welchem Versorger sie den Strom kaufen wollen.
Dieses Recht steht aber nur Grossverbauchern zu, die über 100'000 Kilowattstunden Strom pro Jahr verbrauchen. Lange rechnete sich das für die Betriebe. Denn die Preise waren deutlich tiefer als in der Grundversorgung. Jetzt hat der Wind gedreht. Die Strompreise dürften auf dem freien Markt um deutlich mehr als 27 Prozent ansteigen – sie könnten sich gar vervielfachen.
Die Krux: Bezieht ein Unternehmen den Strom vom freien Markt, gibt es kein Zurück zur Grundversorgung mehr. Darum sehen sich viele Unternehmen jetzt explodierenden Energiepreisen ausgesetzt.
Preiserhöhung frisst Margen auf
Dass die Erhöhung der Strompreise Betriebe hart treffen könnte, liegt nicht unbedingt mit einem hohen Verbrauch zusammen. Denn im Gastgewerbe machen die Kosten für Strom einen vergleichsweise kleinen Teil des Kostenkuchens aus.
Weil Restaurants und Hotels mit tieferen Margen arbeiten, haben sie eine tiefere Toleranz für Preisschocks als andere Branchen. Raiffeisen-Ökonom Alexander Koch warnt darum in der «Schweiz am Wochenende», dass selbst eine Verdoppelung des Strompreises so zu einer existenziellen Bedrohung werden könne. (ste)