Funktionsweise, Nachteile, Langzeitfolgen
Was der Totimpfstoff kann – und was nicht

Deutschland-Fussballer Joshua Kimmich wartet offenbar auf einen Totimpfstoff gegen Corona. Was dieses Vakzin auf Basis abgetöteter Krankheitserregern von gängigen Covid-Impfstoffen unterscheidet.
Publiziert: 26.10.2021 um 21:10 Uhr
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Bayern-Star Joshua Kimmich hat in seiner Heimat eine hitzige Diskussion losgetreten: Er wartet auf einen angeblich sichereren Impfstoff.
Foto: imago images
Darja Knezevic und Ulrich Rotzinger

Joshua Kimmich (26). Vorzeigefussballer. Stammspieler in der deutschen National-Elf. Bayern-Star – und Impfskeptiker. Kimmich hat in Deutschland eine hitzige Diskussion losgetreten, weil er den Impf-Piks noch immer ablehnt. «Ich will warten, was Langzeitstudien sagen», so der Fussballer. Er soll mit einer Impfung liebäugeln, die auf sogenanntem Totimpfstoff basiert.

An einem solchen Corona-Vakzin forscht die französische Biotechfirma Valneva. Das Mittel heisst VLA2001, es hat in Teststudien der letzten Phase 3 gut abgeschnitten. Nebenwirkungen scheinen gering und der Schutz nach zwei Impfungen hoch zu sein. Das potenzielle Vakzin enthält abgetötete Krankheitserreger. Es könnte der erste Totimpfstoff sein, der gegen das Coronavirus zugelassen wird. Das müssen Sie dazu wissen:

Wie funktioniert ein Totimpfstoff?
Impfstoffe wie der potenzielle von Valneva enthalten nur inaktivierte, umgangssprachlich abgetötete Krankheitserreger, wie sie bei Grippeimpfungen eingesetzt werden. Diese Erreger sind im menschlichen Organismus nicht mehr vermehrungsfähig, lösen aber eine Immunreaktion gegen das entsprechende Virus aus. Diese Herangehensweise ist seit Jahrzehnten gegen andere Krankheiten erprobt und eingesetzt.

Gegen welche Krankheiten sind Totimpfstoffe bereits im Einsatz?
Zu nennen sind hier Kinderlähmung, Keuchhusten, Tetanus, Diphtherie und Hepatitis B. Das sind Krankheiten, die seit Jahrzehnten bekannt sind. Deshalb sind auch solche Totimpfstoffe ebenso lang schon im Einsatz. Sie könnten helfen, Impfzögerer zum Piks zu bewegen, die neuen Technologien gegenüber wie mRNA skeptisch eingestellt sind.

Gibt es Nachteile?
Einerseits die Verfügbarkeit eines Corona-Totimpfstoffs. Valneva rechnet im ersten Quartal 2022 mit einer Zulassung in Europa respektive der Verfügbarkeit des Impfstoffes. Bis dahin könnten sich viele Impfskeptiker mit dem Coronavirus anstecken. Des Weiteren müssen Totimpfstoffe regelmässig aufgefrischt werden, weil die Schutzwirkung nachlässt.

Muss man Langzeitfolgen befürchten?
Die Angst vor Langzeitfolgen nach einer Corona-Impfung hält noch immer viele davon ab, sich piksen zu lassen. Der deutsche Immunologe Carsten Watzl stellt gegenüber der Nachrichtenagentur dpa klar: «Was man bei Impfungen unter Langzeitfolgen versteht, sind Nebenwirkungen, die zwar innerhalb von wenigen Wochen nach der Impfung auftreten, die aber so selten sind, dass es manchmal Jahre braucht, bis man sie mit der Impfung in Zusammenhang gebracht hat.» Die Langzeitfolgen von Covid-19 seien recht gut bekannt. Watzl appelliert an alle Besorgten: «Vor Langzeitfolgen der Covid-19 Impfung muss man keine Angst haben!»

Wie funktionieren die Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer?
Millionen Dosen der Corona-Vakzine von Moderna und Biontech/Pfizer sind bereits in der Schweiz verimpft worden. Sie basieren auf der mRNA-Technologie. Eine mRNA-Impfung trägt die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen mit sich und übermittelt den Körperzellen die Information, wie sie ein Virusprotein des Krankheitserregers herstellen. Sobald dieses im Körper produziert wird, erkennt es das Immunsystem als körperfremd und produziert so Antikörper gegen das Virus.

So funktioniert mRNA

Die Abkürzung mRNA bedeutet auf Deutsch Boten-Ribonukleinsäure. Sie trägt die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen mit sich und übermittelt den Körperzellen die Information, wie sie ein Virus-Protein herstellen sollen. Sobald dieses im Körper produziert wird, erkennt es das Immunsystem als körperfremd und produziert so Antikörper gegen das Virus. Die Immunantwort bereitet den Körper auf die Bekämpfung des Virus vor.

Nach einer Infektion oder Impfung bildet sich in den Lymphknoten eine spezialisierte Struktur, das Keimzentrum. Hier wird zum Angriff auf die Krankheitserreger geblasen. Keimzentren, die mit mRNA-Impfstoffen stimuliert werden, gingen auch Monate nach der Impfung kaum zurück.

Angst vor Erbgutveränderungen ist unbegründet. Der Zellkern, wo sich das Erbgut befindet, kommt mit dem Wirkstoff nicht in Kontakt. Und: Unser Erbgut besteht aus DNA. Ein Enzym, das RNA (ein Strang) in DNA (zwei Stränge von Erbinformation) umbauen könnte, gibt es in menschlichen Zellen nicht. Die DNA bleibt also unangetastet.

Die Abkürzung mRNA bedeutet auf Deutsch Boten-Ribonukleinsäure. Sie trägt die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen mit sich und übermittelt den Körperzellen die Information, wie sie ein Virus-Protein herstellen sollen. Sobald dieses im Körper produziert wird, erkennt es das Immunsystem als körperfremd und produziert so Antikörper gegen das Virus. Die Immunantwort bereitet den Körper auf die Bekämpfung des Virus vor.

Nach einer Infektion oder Impfung bildet sich in den Lymphknoten eine spezialisierte Struktur, das Keimzentrum. Hier wird zum Angriff auf die Krankheitserreger geblasen. Keimzentren, die mit mRNA-Impfstoffen stimuliert werden, gingen auch Monate nach der Impfung kaum zurück.

Angst vor Erbgutveränderungen ist unbegründet. Der Zellkern, wo sich das Erbgut befindet, kommt mit dem Wirkstoff nicht in Kontakt. Und: Unser Erbgut besteht aus DNA. Ein Enzym, das RNA (ein Strang) in DNA (zwei Stränge von Erbinformation) umbauen könnte, gibt es in menschlichen Zellen nicht. Die DNA bleibt also unangetastet.

Wie funktioniert der Impfstoff von Johnson&Johnson?
Das Vakzin Johnson&Johnson, im Gegensatz zu den anderen genannten ist nur ein Piks notwendig, basiert auf der Vektor-Technologie. Diese ist bereits bei Impfstoffen gegen Ebola oder Dengue im Einsatz. Damit wird ein für Menschen ungefährlicher Bauplan für das sogenannte Spike-Protein, das ist ein Bestandteil des Coronavirus, eingebaut. Mit diesem Protein kann das Immunsystem den Ernstfall trainieren und Antikörper bilden. Kommts zur Corona-Infektion, ist der Körper sofort abwehrbereit.

Das sind die Vorteile von Johnson & Johnson

Wie unterscheidet sich Johnson & Johnson von anderen zugelassenen Impfstoffen?
Der Impfstoff wird nur ein Mal verabreicht. Somit fällt viel organisatorischer Aufwand weg: Es muss kein zweiter Termin eingeplant werden. Für Menschen, die bereits geimpft sind, muss zudem keine zweite Dosis vorrätig gehalten werden. Wie der Impfstoff von Astrazeneca kann auch jener von Johnson & Johnson bei normalen Kühlschranktemperaturen zwischen zwei und acht Grad gelagert werden. Das macht den Umgang mit ihm leichter als mit den mRNA-Impfstoffen, die tiefgekühlt gelagert werden müssen.

Auf welcher Technologie beruht der Impfstoff?
Im Gegensatz zu den bisher in der Schweiz verwendeten Corona-Impfstoffen handelt es sich bei jenem von Johnson & Johnson nicht um einen mRNA-, sondern um einen Vektorimpfstoff. Bei dieser Technologie wird in ein für Menschen ungefährliches Virus der Bauplan für das sogenannte Spike-Protein des Coronavirus eingebaut. Der Impfstoff von Johnson & Johnson basiert auf einem menschlichen Schnupfenvirus. Das menschliche Immunsystem erkennt nach der Impfung das Spike-Protein und reagiert mit der Bildung von Antikörpern. Dank der Impfung kann es schneller mit einer Abwehrreaktion beginnen, sollte das Coronavirus in den Körper eindringen.

Wer bekommt den Impfstoff von Johnson & Johnson?
Der Impfstoff ist für Personen ab 18 Jahren zugelassen. Der Bund ist mit dem Hersteller in Verhandlung über eine kleine Menge an Impfdosen, wie Blick am Dienstag berichtete. Diese soll primär für die Impfung von Personen zum Einsatz kommen, die aus medizinischen Gründen – zum Beispiel wegen einer schweren Allergie – nicht mit mRNA-Impfstoff geimpft werden können.

Wie hoch ist die Wirksamkeit dieses Vektor-Impfstoffs?
Die vom Hersteller eingereichten Studiendaten zeigen laut Swissmedic 14 Tage nach der Impfung eine Wirksamkeit zwischen 64,2 Prozent bei der Altersgruppe zwischen 18 und 64 Jahren und 82,4 Prozent in der Altersgruppe über 65. Schwere und kritische Verläufe von Covid-19 können zu fast 85 Prozent verhindert werden.

Welche Nebenwirkungen können bei Johnson & Johnson auftreten?
Laut Swissmedic sind die am häufigsten dokumentierten Nebenwirkungen Kopfschmerzen, Mattigkeit, Schmerzen an der Einstichstelle und Übelkeit. Die meisten Reaktionen treten demnach innerhalb der ersten beiden Tage nach der Impfung auf und sind von kurzer Dauer. In sehr seltenen Fällen verursacht der Impfstoff Thrombosen, ähnlich wie derjenige von Astrazeneca.

Wann kommt Johnson & Johnson?
Das weiss man noch nicht genau. Der Wirkstoff von Johnson & Johnson hat in der Schweiz bereits seit Ende März eine befristete Zulassung. Er wurde bisher jedoch nicht verabreicht, weil der Bund mit dem Hersteller noch keinen Vertrag hat. Ein entsprechender Vertragsabschluss und die Anzahl zu beschaffenden Impfdosen werden laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zu gegebener Zeit der Öffentlichkeit mitgeteilt. Die Kantone wurden jedoch bereits gebeten, sich auf eine allfällige «zeitnahe Umsetzung» vorzubereiten.

Wer hat den Impfstoff von Johnson & Johnson entwickelt?
Die Corona-Impfung von Johnson & Johnson, die offiziell Covid-19 Vaccine Janssen heisst, wurde von der Janssen-Cilag AG entwickelt. Die Cilag AG ist eine Schweizer Firma mit Sitz in Schaffhausen und gehört zum belgischen Pharmakonzern Janssen, der wiederum Teil des US-amerikanischen Grosskonzerns Johnson & Johnson ist. Der Impfstoff wurde unter anderem in Bümpliz bei Bern entwickelt.

Wie unterscheidet sich Johnson & Johnson von anderen zugelassenen Impfstoffen?
Der Impfstoff wird nur ein Mal verabreicht. Somit fällt viel organisatorischer Aufwand weg: Es muss kein zweiter Termin eingeplant werden. Für Menschen, die bereits geimpft sind, muss zudem keine zweite Dosis vorrätig gehalten werden. Wie der Impfstoff von Astrazeneca kann auch jener von Johnson & Johnson bei normalen Kühlschranktemperaturen zwischen zwei und acht Grad gelagert werden. Das macht den Umgang mit ihm leichter als mit den mRNA-Impfstoffen, die tiefgekühlt gelagert werden müssen.

Auf welcher Technologie beruht der Impfstoff?
Im Gegensatz zu den bisher in der Schweiz verwendeten Corona-Impfstoffen handelt es sich bei jenem von Johnson & Johnson nicht um einen mRNA-, sondern um einen Vektorimpfstoff. Bei dieser Technologie wird in ein für Menschen ungefährliches Virus der Bauplan für das sogenannte Spike-Protein des Coronavirus eingebaut. Der Impfstoff von Johnson & Johnson basiert auf einem menschlichen Schnupfenvirus. Das menschliche Immunsystem erkennt nach der Impfung das Spike-Protein und reagiert mit der Bildung von Antikörpern. Dank der Impfung kann es schneller mit einer Abwehrreaktion beginnen, sollte das Coronavirus in den Körper eindringen.

Wer bekommt den Impfstoff von Johnson & Johnson?
Der Impfstoff ist für Personen ab 18 Jahren zugelassen. Der Bund ist mit dem Hersteller in Verhandlung über eine kleine Menge an Impfdosen, wie Blick am Dienstag berichtete. Diese soll primär für die Impfung von Personen zum Einsatz kommen, die aus medizinischen Gründen – zum Beispiel wegen einer schweren Allergie – nicht mit mRNA-Impfstoff geimpft werden können.

Wie hoch ist die Wirksamkeit dieses Vektor-Impfstoffs?
Die vom Hersteller eingereichten Studiendaten zeigen laut Swissmedic 14 Tage nach der Impfung eine Wirksamkeit zwischen 64,2 Prozent bei der Altersgruppe zwischen 18 und 64 Jahren und 82,4 Prozent in der Altersgruppe über 65. Schwere und kritische Verläufe von Covid-19 können zu fast 85 Prozent verhindert werden.

Welche Nebenwirkungen können bei Johnson & Johnson auftreten?
Laut Swissmedic sind die am häufigsten dokumentierten Nebenwirkungen Kopfschmerzen, Mattigkeit, Schmerzen an der Einstichstelle und Übelkeit. Die meisten Reaktionen treten demnach innerhalb der ersten beiden Tage nach der Impfung auf und sind von kurzer Dauer. In sehr seltenen Fällen verursacht der Impfstoff Thrombosen, ähnlich wie derjenige von Astrazeneca.

Wann kommt Johnson & Johnson?
Das weiss man noch nicht genau. Der Wirkstoff von Johnson & Johnson hat in der Schweiz bereits seit Ende März eine befristete Zulassung. Er wurde bisher jedoch nicht verabreicht, weil der Bund mit dem Hersteller noch keinen Vertrag hat. Ein entsprechender Vertragsabschluss und die Anzahl zu beschaffenden Impfdosen werden laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zu gegebener Zeit der Öffentlichkeit mitgeteilt. Die Kantone wurden jedoch bereits gebeten, sich auf eine allfällige «zeitnahe Umsetzung» vorzubereiten.

Wer hat den Impfstoff von Johnson & Johnson entwickelt?
Die Corona-Impfung von Johnson & Johnson, die offiziell Covid-19 Vaccine Janssen heisst, wurde von der Janssen-Cilag AG entwickelt. Die Cilag AG ist eine Schweizer Firma mit Sitz in Schaffhausen und gehört zum belgischen Pharmakonzern Janssen, der wiederum Teil des US-amerikanischen Grosskonzerns Johnson & Johnson ist. Der Impfstoff wurde unter anderem in Bümpliz bei Bern entwickelt.


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